Überwasserschiffe als Schlüsselkompetenz

Nicht nur der Unterwasserschiffbau, sondern auch die Fertigung von Überwasserschiffen für die Marine müssen als Schlüsseltechnologie seitens der Bundesregierung eingestuft werden.

Das forderte IG-Metall-Küste-Bezirksleiter Meinhard Geiken am Mittwoch in Hamburg. „Uns geht es um die gesamte Wertschöpfungskette, also die Kon struktion und Produktion, die Zulieferer sowie Service und Wartung“, betonte Geiken im Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof in Hamburg im Anschluss an eine Krisenrunde. An ihr hatten zuvor rund 30 Betriebsratsmitglieder der im deutschen Marineschiffbau tätigen Werften teilgenommen.

Den Ausschlag für das Gespräch gab die noch unter der geschäftsführenden Bundesregierung erfolgte Vorentscheidung zum weiteren Wettbewerbsablauf des Marine-Großvorhabens „MKS 180“. Die Zahlen- und Buchstabenkombination steht dabei für das „Mehrzweckkampfschiff 180“, einem fregattengroßen Spezialschiff für die Deutsche Marine. Es geht dabei um ein Paket aus mindestens vier Einheiten, das – geht es nach der Marine – sogar auf sechs Einheiten anwachsen soll. Der Gesamtwert zunächst für die Quartett-Variante beliefe sich nach Schätzungen der IG Metall Küste „alles in allem“ bei 4,5 Milliarden Euro.

Das Novum bei diesem Rüstungsvorhaben: Es wurde erstmals europaweit ausgeschrieben, ein Vorgehen, dass die Gewerkschaft immer wieder kritisiert hatte, „weil wir es in Europa im Marineschiffbau nicht mit Wettbewerbsgleichheit zu tun haben“, bekräftigte Geiken jetzt noch einmal. So würden gerade Frankreich und Italien ihre auf den Marineschiffbau ausgerichteten Werften massiv staatlich fördern. Dem stünden auf deutscher Seite hingegen zwar besonders erfahrene, aber hinsichtlich ihrer Betriebsgröße deutlich kleinere, mittelständische Schiffbau-Gruppen gegenüber. Aus dem Anbieterkreis wurden kürzlich neben TKMS auch die Lürssen-Gruppe ausgeschlossen, so dass aus Deutschland neben German Naval Yards (GNY) noch Blohm + Voss dann in Kombination mit der niederländischen Damen Shipyard-Gruppe verblieb. Zwar lasse sich das Bieter-Verfahren als solches nicht mehr rückgängig machen, doch hätte die Entscheidung der neuen Bundesregierung, Überwasserschiffbau zur nationalen Kerntechnologie zu erheben, mehr als nur eine Signalwirkung. Geiken betonte wiederholt, dass die Vorentscheidung nicht nur die Gewerkschaft, sondern auch die Betriebsräte „kalt erwischt“ hätten. Die Stimmung in den Werften zwischen Emden und Wolgast sei „bedrückend“. Auf der anderen Seite zeigte sich Geiken kämpferisch. So soll eine Hebelwirkung darin bestehen, dass die verschiedenen norddeutschen Landesregierungen für die Problematik zunächst sensibilisiert und dann als Bündnispartner aktiviert werden. Darüber hinaus soll so schnell wie möglich ein Gesprächsdialog mit der neuen Bundesregierung eingeleitet werden. Für IG-Metall-Topmann geht es um viel: „Von den 16.000 deutschen Werftbeschäftigten arbeiten rund 6000 im Marineschiffbau.“ EHA

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