URAG und L&R stehen zum Verkauf

Die 16 URAG-Schlepper (hier die „Ems“) gehen möglicherweise an Boluda in Spanien, Foto: Hasenpusch
Die beiden zur Linnhoff Schiffahrt GmbH & Co. KG gehörenden Schleppreedereien Lütgens & Reimers (L&R) aus Hamburg und die Unterweser Reederei AG (URAG) mit Sitz in Bremen sollen verkauft werden.
Das bestätigte jetzt eine Sprecherin von Linnhoff Schiffahrt. Die Verkaufsverhandlungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Nach Informationen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di handelt es sich beim Kaufinteressenten um das spanische Schlepperunternehmen Boluda Corporación Marítima, das offenbar schon zu Beginn kommenden Jahres in den deutschen Markt einsteigen will. Die 16 URAG-Schlepper und 4 L&R-Einheiten werden demnach übernommen, die Arbeitsplätze und der Name der beiden Gesellschaften sollen erhalten bleiben. Während die Einheiten von L&R im Hamburger Raum aktiv sind, sind die URAG-Schlepper vor allem auf der Unterweser zwischen Bremen und Bremerhaven im Einsatz, seit kurzem auch in Cuxhaven.
Boluda verfügt aktuell über eine Flotte von rund 200 Einheiten, die in Spanien, Frankreich und Nordafrika stationiert sind und neben Hafenschleppdiensten auch Offshore- und Seenotrettungsdienste wahrnehmen. In Nordeuropa ist das Unternehmen bislang nicht präsent.
Angesichts des globalen Wettbewerbs und des Kostendrucks sieht Linnhoff offenbar keine Chance mehr, als Einzelkämpfer auf Dauer auf dem Markt bestehen zu können. Die Belegschaft der betroffenen Reedereien wurde bereits über die Verkaufspläne informiert, für den Donnerstag ist eine Personalversammlung geplant, auf der Details mitgeteilt werden sollen.
Bis vor einigen Jahren galt die URAG zusammen mit der Bugsier-Reederei im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft ARGE als Platzhirsch an der Unterweser. Durch die einsetzende Marktöffnung drängten in den vergangenen Jahren dann neue europäische Reedereien in den Markt: zunächst die niederländische Kotug, die nun mit Smit kooperiert, seit gut einem Jahr auch die Reederei Svitzer Towage aus dem dänischen Maersk-Konzern.
Auch die Aufkündigung der Schlepp-Arbeitsgemeinschaften im vergangenen Jahr erschwerte die Arbeit für die URAG und für L&R, da die Reedereien seitdem auf sich allein gestellt sind. Dadurch sind in den vergangenen Wochen bei der URAG, die im Hafenschleppgeschäft rund zwei Drittel ihres Umsatzes erwirtschaftet, wichtige Einnahmen weggebrochen. Die operativen Verluste sollen sich auf bis zu 500.000 Euro pro Monat belaufen. Im August 2016 hatte die Geschäftsführung von Linnhoff die Patronatserklärung zur Übernahme der URAG-Verluste noch um ein halbes Jahr verlängert. CE/fab