Abstimmung ohne Versammlung

„Alexandra Rickmers“ (2210 TEU) ist eines von mehr als 100 Containerschiffen der Reederei, Foto: Hasenpusch
Die Gläubiger der taumelnden Reederei Rickmers Gruppe sollen ohne Versammlung dem Sanierungskonzept zustimmen und den Hamburger Rechtsanwalt Kristian Heiser als ihren gemeinsamen Vertreter akzeptieren.
Das geht aus der Aufforderung zur Stimmabgabe der Anleihegläubiger hervor, die jetzt im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Rickmers hat sich über eine Anleihe am Kapitalmarkt 275 Millionen Euro geliehen, die im nächsten Jahr fällig würde. Die Laufzeit der Anleihe soll bis Ende 2027 verlängert und Zinsen bis dahin nicht ausgezahlt werden.
Sollten die Gläubiger nicht zustimmen, sei die Insolvenz der Reederei die Folge, heißt es in der Aufforderung. Nur wenn die Gläubiger zustimmen, erhalten sie im Juni noch eine Zinszahlung von knapp neun Prozent. In dem Papier wird darauf hingewiesen, dass eine eventuelle Insolvenzquote niedriger ausfallen würde. Die Abstimmung läuft vom 8. bis zum 10. Mai. Sie ist Teil eines komplexen Sanierungskonzepts, das aus einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen besteht (THB 21. April 2017). Bertram Rickmers, bisheriger Alleinaktionär der Rickmers Holding, muss 75,1 Prozent seiner Anteile abgeben und bis zu 30 Millionen Euro aus seinem Vermögen nachschießen.
In dem Papier werden auch detaillierte Informationen über die Bankverbindlichkeiten der Rickmers Gruppe ausgeführt. Demnach liegen die Schulden bei etwas mehr als einer Milliarde US-Dollar, von denen der Großteil auf die HSH Nordbank und die Unicredit entfallen. Vorgesehen sind unter anderem Verkäufe von Unternehmensbeteiligungen und Schiffen, Laufzeitverlängerungen, Zinskürzungen, Stundungen und Tilgungsverschiebungen, um die Rickmers Gruppe über Wasser zu halten. Aber die Höhe des Schadens für die Banken und speziell für die HSH Nordbank geht aus dem Dokument nicht hervor. fab