Berlin für breiteren Energiemix
In Deutschland zeichnet sich eine Kurskorrektur bei der Energieerzeugung ab mit dem Bestreben, eine möglichst hohe Versorgungssicherheit zu erlangen.
So fordert jetzt die neue Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) den raschen Zubau von neuen Gaskraftwerken in Deutschland. Reiche dazu: „Wir brauchen flexible Gaskraftwerke, die dann Strom liefern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Und das brauchen wir schnell.“
Die Ministerin sprach jetzt auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee in Bayern. Es sei wichtig, „dass Deutschland schnell in die Ausschreibung von Gaskraftwerken mit einer Gesamtleistung von mindestens 20 Gigawatt gehen, um so „die Versorgungssicherheit in unserem Land hochzuhalten“.
Wie wichtig solche Gaskraftwerke seien, das habe doch jüngst der massive Stromausfall auf der iberischen Halbinsel gezeigt, der neben Spanien und Portugal auch Teile Südfrankreichs mit belastet hatte.
Um den Bau zusätzlicher Kraftwerke auch unter dem Gesichtspunkt Kosten realisieren zu können, sprach sich die Ministerin dann auch für „langfristige Gaslieferverträge“ aus. Zudem plädierte sie für einen Realitätscheck bei der sogenannten Energiewende. Dabei müsse geklärt werden, ob der Zubau in den vergangenen Jahren ideal sei „oder haben wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Systemrisiken und Systemkosten vergessen“, so Reiche weiter. Sie räumt dabei sehr wohl ein, dass Deutschland der „Ausbau der erneuerbaren Energien beim Ziel der Klimaneutralität vorangebracht“ habe. Doch auch das ging damit einher: Es wurden so Systemkosten kreiert, etwa die Netzausbaukosten, Kosten für Netzengpässe und für Kohle- und Gaskraftwerke, die jetzt aufgeschlüsselt werden müssten. Reiche: „Das wird eine meiner ersten Maßnahmen sein. Wir brauchen eine Art Monitoring und Sich-Ehrlich-Machen über den Stand der Energiewende.“
Um der Wirtschaft in Deutschland neuen Schwung zu verleihen, werde die neue Bundesregierung auch an die Strompreise rangehen, versprach die Politikerin. Sie erklärte: „Wir müssen die Stromsteuer senken, wir müssen die Gas-Speicher-Umlage senken, wir brauchen einen Industriestrompreis, wobei ich sagen muss, dass das in Europa ein dickes Brett ist, das wir bohren.“ Die Vielfalt der erneuerbaren Energien müsse zwar weiter genutzt werden, „aber wir müssen immer auf die Kosten achten“.
Indes kritisierte die Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ die neue Bundesregierung für ihren Wirtschafts-, Energie- und Klimaschutzkurs. Sie wirft Bundeskanzler Friedrich Merz und der von ihm geführten Bundesregierung Untätigkeit beim Klimaschutz vor. Es gebe einen Koalitionsvertrag, „der von fossilen Projekten nur so wimmelt“, so Plattform- Sprecherin Carla Reemtsma. Sie kündigte zudem Protestaktionen an. EHA/dpa