Box-Carrier mit Hightech und „savoir-vivre“

Barkasse meets Box-Carrier: Die neue „CMA CGM Antoine de Saint Exupéry“ (l.) und die „CMA CGM Nevada“ (12.562 TEU), Foto: Arndt

Foto: Arndt

Pierre Jaspard, Foto: Arndt

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Ein großes Schiff führt einen noch gewichtigeren Namen: Der Stolz der französischen Handelsflotte, der Containerfrachter „CMA CGM Antoine de Saint Exupéry“, gehört zu den größten Box-Carriern weltweit.
Der Name des französischen Schriftstellers und Piloten, der am 31. Juli 1944 bei einem Einsatz als Kampfflieger in alliierten Diensten vor Marseille abgeschossen, mit seiner Maschine ins Mittelmeer stürzte und seitdem verschollen ist, wurde erstmals für ein Schiff vergeben. Kapitän Pierre Jaspard erfüllt diese Namensvergabe mit besonderem Stolz. Er spricht von „Ehre“ und zugleich Verpflichtung. Der 59-Jährige ist Seemann mit Leib und Seele. Seit 1976 ist er in der Schifffahrt aktiv und hat sich in diesen fast 42 Jahren im besten Wortsinne hochgearbeitet. Die Führung über das rund 400 Meter lange, 59 Meter breite und knapp 21.800 TEU tragende Containerschiff innezuhaben, bedeutet für den Chef einer 26-köpfigen Besatzung so etwas wie einen Höhepunkt in seiner langen Berufskarriere als Nautiker. Jaspard lernte den neue Containergiganten bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt kennen, nämlich während der Bauphase des mit rund 199.000 BRZ vermessenen Frachters. Seine rund 91.700 PS leistende Hauptmaschine kann den Box-Carrier auf bis zu 24 Knoten beschleunigen. Das Schiff entstand auf den Philippinen, genau gesagt in den Dcoks der zur südkoreanischen Werft-Gruppe Hanjin Heavy Industries & Construction gehörenden Fertigungsstätte in Subic – eine Hafenstadt, die rund 110 Kilometer Luftlinie nördlich der philippinischen Hauptstadt Manila gelegen ist.
Die Wegstrecke zum fertigen Stahlgiganten markieren verschiedene Meilen. 8. Februar 2016: Die ersten ersten Stahlblöcke („Slices“) werden zugeschnitten. 5. Januar 2017: Die erste Schiffssektion wird im Trockendock ausgelegt. 19. August 2017: festlicher Stapellauf. September 2017: ausführliche See-Erprobungen. 6. Februar 2018: Integration des Neubaus in den Premium-Fernost-Europa Service „FAL 1“ (French-Asia Line). Und schließlich 15. März 2018: Erstanlauf im Hamburger Hafen als dem bis dato größten Containerschiff, das den Elbehafen jemals angesteuert hat.
In wenigen Monaten steht dann ein weiterer Höhepunkt des noch jungen Meeresgiganten an. Kapitän Jaspard: „Im Juni wird in Le Havre die offizielle Schiffstaufe für das Flaggschiff der CMA CGM stattfinden. Das genaue Datum steht zwar noch nicht fest. Doch eines ist sicher: Zu dem besonderen Ereignis wird auch der französische Staatspräsident Emmanuel Macron erwartet“.
Auch wenn die heutigen Frachtschiffe hinsichtlich ihres Inteurieurs bei weitem nicht mehr den Standard bieten wie er beispielsweise auf dem 56 Jahre alten, in Hamburg beheimateten Museumsfrachter „Cap San Diego“ zu bestaunen ist, bietet der französische XXL-Frachter für Crew und Gäste doch einigen Comfort. Etwas vom „Le savoir-vivre“, frei übersetzt „französische Lebensart“, findet sich an Bord.
Für bis zu zehn zahlende Passagiere ist Platz. Die geräumigen Kabinen sind ganz oben im 43 Meter hohen Deckhaus ingetriert. Man genießt einen phantastischen Ausblick und findet zugleich direkten, unkomplizierten Anschluss an die Besatzung. Frachtschiffreisende speisen gemeinsam mit den Offizieren in deren Messe. Ein großer Salon lädt zum Verweilen in geselliger Runde ein.
Auch das macht den Neubau so besonders. „Unsere Reederei räumt dem Umweltschutz einen zentralen Stellenwert ein. Das Schiff ist technisch bereits so vorgerüstet, dass es innerhalb eines überschaubaren Zeitraums auf den Betrieb mit LNG umgestellt werden kann“, sagt Peter Wolf, Geschäftsführer CMA CGM Deutschland mit Sitz in Hamburg.
Dieser Anspruch spiegelt sich auch in den Anfang November 2017 bestellten, neun 22.000 TEU-Frachtern wider. Die Carrier sind von vornherein für einen reinen Flüssigerdgas-Antrieb ausgelegt. Peter Wolf: „2020 ist der Einsatz von Schweröl in der Schifffahrt untersagt. Unsere Reederei sieht im LNG dann bis auf weiteres den adäquaten Ersatzbrennstoff, der zudem als umweltfreundlich eingestuft ist“.
Das aktuelle Flaggschiff der in Marseille beheimateten Reederei ist jedoch mit noch weiteren, dem Umweltschutz dienenden Bestandteilen ausgerüstet: Beispiel eins: Der Schiffsrumpf ist strömungsoptimiert. Beispiel zwei: Ein neuartiger, schmalerer Wulstbug reduziert den Strömungswiderstand, was wiederum auch dem Bunkerverbrauch zugute kommt. Und: So genannte „Twisted Fins“ („Leitflossen“) vor dem Ruder bewirken Reedereiangaben zufolge „eine signifikante Verbesserung der Leistung der Schiffsschraube“.
Fest steht: Das Flotten-Flaggschiff bekommt noch Verstärkung. Peter Wolf führt aus: „Zwei weitere Schwesterschiffe werden folgen, von denen eines mit etwas Glück noch zum Jahresende in Fahrt kommen könnte“. EHA
»Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.«Antoine de Saint Exupery (1900-1944), Schriftsteller und Pilot
Der Gigant auf einen Blick
Länge: 400 Meter
Crew:
26
Breite: 59 Meter
Flagge:
Frankreich
Tiefgang: bis zu 16 Meter
Heimathafen:
Marseille
TEU-Kapazität: 20.776 TEU
Dienst:
„FAL 1“
davon Reefer-Plugs : 1600
Reederei:
CMA CGM