„Brexit“ trifft auch EU-Shortsea-Verkehre

Der für 2019 durch Großbritannien angestrebte Austritt aus der EU, kurz „Brexit“, könnte sich auch negativ auf den europäischen Kurzstreckenseeverkehr auswirken.

Davor warnte Ullrich Hautau, Referent der IHK Nord/Handelskammer Bremen, in einem Vortrag bei den Shortsea Shipping Days in Lübeck. Sie fanden von Mittwoch bis Donnerstag zum dritten Mal statt und wurden durch das deutsche ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC) und die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck ausgerichtet. An den beiden Tagen beschäftigten sich nach Angaben der Organisatoren rund 330 Fachleute aus der Verkehrswirtschaft aus dem In- und Ausland mit dem Kurzstreckenseeverkehr.

Logistikexperte Hautau wies weiter darauf hin, dass besonders bei einem „harten Brexit“, also einem Verlassen der Staaten gemeinschaft ohne vertraglich geregelte Übergangs lösungen, eine Reihe von Verordnungen und Über einkünften, die Großbritannien noch als EU- Mitglied unterzeichnet hatte, ernsthaft infrage gestellt würden. Der Kammer-Vertreter nannte hier beispielhaft das EU-Regelwerk zur sogenannten „Kabotage im Seeverkehr“, das gebietsfremden Unternehmen die Durchführung von Seetransporten innerhalb der EU erlaubt. Ein solches Kabotage-Regelwerk gibt es über den Seeverkehr hinaus auch für Transporte mit anderen Verkehrsträgern. Hautau präzisierte: „Ab dem Austritt aus der EU würde die Verordnung für britische Schiffe nicht mehr gelten.“

Ebenso fraglich sei die Zukunft der zwischenstaatlichen Verkehre. Niemand wisse heute zum Beispiel, wie Schiffe unter britischer Flagge nach dem „Brexit“ behandelt werden, führte der Kammer-Vertreter weiter aus. Weitere, ebenfalls noch zu klärende Punkte beträfen die Anwendung von Umwelt standards oder die Umsetzung des sogenannten Emissions handels. Möglicherweise fühle sich Großbritannien an die Vereinbarungen nicht mehr gebunden, was bei den mit diesem Regelwerk verbundenen zusätzlichen Kosten dann zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen UK- und EU-Häfen führen könnte. Hautaus Fazit: „Wir sollten den ,Brexit‘ nicht unterschätzen.“

Auch Vertreter der britischen Häfen-Organisation Asso ciated British Ports (ABP) sowie des Irish Mari time Development Office zeigten sich besorgt. So befürchtet zum Beispiel die Republik Irland, dass mit dem EU-Austritt Großbritanniens sogenannte Landbrückenverkehre („landbridge“) unattraktiv werden könnten. Es geht hierbei um Lkw-Transporte unter Einbeziehung des britischen Staatsgebietes, bei denen die Lkw im weiteren Verlauf von britischen Häfen auf Ro/Ro-Fähren nach Irland und vice versa verladen werden. Bei den ABP drängt man daher auf Klarheit: „Je länger die Unsicherheit dauert, desto schwieriger wird es, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen zu ergreifen“, stellte ABP-Sprecher Matthew Grigor klar.

Fast 40 Prozent der in den 28 Staaten anfallenden Transportmengenleistung von 3,5 Milliarden Tonnenkilometern (tkm) entfällt auf den Shortsea-Trade. jpn/EHA

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