Chaos: Häfen dicht, Grenzen zu
Dramatischer Eingriff: Zum Entsetzen der maritimen Wirtschaft haben die USA wegen der Coronavirus-Epidemie ein striktes Einreiseverbot für EU-Ausländer verhängt. „Wir werden alle Reisen von Europa in die USA für die nächsten 30 Tage aussetzen“, erklärte US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Amerikaner, die sich entsprechenden Tests unterzögen, seien ausgenommen. Die Europäische Union (EU) verurteilte die Maßnahme aufs Schärfste: „Das Coronavirus ist eine globale Krise, nicht auf einen Kontinent beschränkt, und es bedarf Kooperation statt einseitiger Maßnahmen“, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) mit.
Aus Sicht der USA hat die EU aber zu wenig Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Krise erlassen. Deshalb soll das Einreiseverbot am Freitag ab Mitternacht gelten. Insbesondere die maritime Wirtschaft setzt das enorm unter Druck. Hapag-Lloyd und MSC Cruises teilten zwar mit, dass die Lage noch nicht genau absehbar sei und dass man vor Ort in Gesprächen mit den Behörden sei. Doch der Verband der deutschen Reeder (VDR) warnte bereits: „Die Einreisesperre für die USA wird aller Voraussicht nach für nicht wenige Mitgliedsunternehmen zum Beispiel beim Crew-Wechsel erhebliche Probleme bereiten.“
Ungeachtet dessen gibt es weltweit immer weniger Einlaufmöglichkeiten für die Kreuzfahrtschiffe. Nach den italienischen Häfen schließen nun auch Abu Dhabi und Dubai ihre Terminals. Betroffen davon sind unter anderem die „Mein Schiff 5“, die „Jewel of the Seas“ und die „Costa Diadema“. Bei Princess Cruises zog man mit Blick auf die weltweiten Beschränkungen bereits radikale Konsequenzen. Man werde alle 18 Schiffe für 60 Tage aus dem Verkehr ziehen, kündigte der Kreuzfahrtanbieter an. Anleger reagierten daraufhin panisch: Die Aktie des Konzerns stürzte gestern im vorbörslichen US-Handel um 22 Prozent ab.
Insgesamt ging es gestern am Aktienmarkt wieder turbulent zu. Der Dax brach um bis zu 10,2 Prozent ein. Um die Wirtschaft zu schützen, kündigte die Europäische Zentralbank gestern umgehend ein Notfallpaket an. Den Angaben zufolge soll es unter anderem neue Notkredite für Banken und höhere Anleihenkäufe geben. Der Leitzins soll aber zuerst unverändert bleiben.
Ungeachtet der weltweiten Folgen zeigt sich die Krise auch in innerbetrieblichen Abläufen: So sagte der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) gestern sein am 16. März geplantes Pressegespräch zur Veröffentlichung des Jahresberichts ab. Die Begründung: Zu gefährlich. Wegen Corona. jki