Chemie-Cluster hat Hunger auf Energie

Der Umschlag von Flüssiggas ist bereits heute Alltag in Brunsbüttel. Im Elbehafen Brunsbüttel machen regelmäßig mit LPG (Liquefied Petroleum Gas) beladene Tanker fest und versorgen den im angrenzenden ChemCoast Park Brunsbüttel ansässigen LPG-Terminal der Nordsee Gas Terminal GmbH & Co. KG.

Von Frank Schnabel, Geschäftsführer Brunsbüttel Ports GmbH

Via Pipeline wird das LPG vom Liegeplatz im Elbehafen in den Terminal transportiert. Mit 10.000 Tonnen Lagerkapazität ist dies der größte LPG-Terminal Deutschlands. Das bereits vorhandene Know-how im Umschlag von LPG, aber auch von anderen flüssigen Gefahrgütern wie Rohöl und Chemikalien, ist auch bei den derzeitigen Planungen zur Errichtung eines Terminals für Flüssigerdgas (LNG) von Nutzen.

Am Standort Brunsbüttel werden die verschiedenen Nutzungspotentiale von LNG ideal vereint. Das Konzept für einen LNG-Terminal basiert auf einer Drei-Säulen-Strategie: LNG als alternativer Treibstoff für Schiffe und den Landverkehr, die regionale, aber auch überregionale Versorgung der Industrie mit LNG sowie die Möglichkeit, mit LNG die Erdgasbezugsquellen der Bundesrepublik Deutschland weiter zu diversifizie ren.

LNG-Bunkering

Die Orderbücher der Werften zeigen, dass LNG-Schiffe Schritt für Schritt in den Markt kommen, so dass die Nachfrage nach LNG als Schiffstreibstoff kontinuierlich steigen wird, jedoch nicht in dem Tempo wie noch vor einigen Jahren erhofft. Da LNG-Bunkerstationen zugleich eine kontinuierliche Abnahme benötigen, sollte die LNG-Versorgung der Schifffahrt zu Beginn an verkehrsreichen Orten sichergestellt sein. Brunsbüttel, am Schnittpunkt Elbe und Nord-Ostsee-Kanal gelegen, ist ein strategisch idealer Standort für die Bebunkerung von Schiffen mit LNG als alternativer Treibstoff. Die Verkehrswege von/nach Hamburg sowie in/aus dem Nord-Ostsee-Kanal kreuzen in Brunsbüttel, so dass jährlich mehr als 40.000 Schiffe Brunsbüttel passieren. Die Planungen in Brunsbüttel sehen darüber hinaus vor, auch andere Hafenstandorte, wie zum Beispiel Hamburg, aus einem Verteilerterminal mit LNG zu versorgen.

Industrielle Versorgung

Die zweite Säule im Konzept des LNG-Terminals in Brunsbüttel forciert die Versorgung von Industrieunternehmen mit LNG. Das verflüssigte Erdgas kann von Industrieunternehmen sowohl als Alternative zu Ölprodukten als auch zu Pipelinegas genutzt werden. In Brunsbüttel ist mit dem ChemCoast Park das größte zusammenhängende Industriegebiet Schleswig-Holsteins beheimatet. Konzerne aus der Chemie- und Energiebranche mit einem hohen Gasbedarf von derzeit rund 800.000.000 Kubikmeter pro Jahr sind dort angesiedelt. Potenzielle Abnehmer von LNG gäbe es somit direkt vor der Haustür des Terminals.

Auch überregional könnte die LNG-Versorgung von Industriekunden ab dem LNG-Terminal in Brunsbüttel erfolgen. Im Januar 2015 haben die VTG Aktiengesellschaft, eines der führenden Waggonvermiet- und Schienenlogistikunternehmen in Europa, und die Brunsbüttel Ports GmbH eine enge Kooperation vereinbart, mit der beide Seiten ihr Engagement um den zukunftsträchtigen und umweltfreundlichen Energieträger Flüssigerdgas bekräftigen. Die VTG hat gemeinsam mit dem tschechischen Partner Chart Fe rox zwei Prototypen für den Transport von LNG auf der Schiene mittels Kesselwaggon gebaut. So können über die Schiene große Mengen LNG effizient befördert werden. Für den Abnehmer ist es zudem möglich, die Kesselwaggons vor Ort als mobile Lagerstätte zu nutzen. Die erstmalige Testbeladung des Waggons mit LNG fand im April 2016 in Brunsbüttel statt. Dies war zugleich die erste LNG-Verladung im Elbehafen und somit ein weiterer wichtiger Meilenstein.

Diversifizierung

LNG bietet des Weiteren die Möglichkeit einer Pipeline-unabhängigen Diversifizierung des Erdgasbezuges für die Bundesrepublik Deutschland. In vielen europäischen Ländern werden LNG-Reserven vorgehalten, so gehören etwa Spanien und Frankreich laut der IEA-Liste (International Energy Agency) mit zu den größten LNG-Importeuren der Welt. Auch für Deutschland, als größte Wirtschaftskraft Europas, sollte somit eine Standortprüfung für einen deutschen LNG-Importterminal im bundesdeutschen Interesse sein.

Standortvorteile

Neben wirtschaftlichen Erwägungen spielen auch geografische und sicherheitsrelevante Faktoren eine Rolle. Ein LNG-Terminal wird nahezu ausschließlich mit LNG-Tankern über die Wasserseite beliefert, so dass ein Seehafen mit ausreichend Tiefgang sowie den notwendigen Voraussetzungen zum Umschlag von LNG an den Terminal angebunden sein muss. Der Brunsbütteler Elbehafen verfügt über einen ausreichenden Tiefgang von 14,40 Metern und durch den Umschlag von flüssigen Energieträgern (zum Beispiel LPG) und Chemikalien über sicherheitsrelevante Erfahrungen. Der Hafen ist nach Bundes-Immissionsschutzgesetz Störfallbetrieb mit besonderen Pflichten sowie mit dem Umweltmanagementzertifikat ISO 14001 zertifiziert. Der Brunsbütteler Hafen verfügt über ausreichend Expertise und Erfahrungen, eine verantwortungsvolle Nutzung von LNG vor Ort sicherheitstechnisch zu beherrschen. Ferner sind in Brunsbüttel ausreichend hafennahe Freiflächen verfügbar, auf denen LNG-In frastrukturprojekte realisiert werden können.

Mit dem Ministerium und dem Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein findet bereits ein enger Austausch statt. Im vergangenen Jahr haben das Ministerium, die egeb Wirtschaftsförderung sowie die Brunsbüttel Ports gemeinsam das Fraunhofer CML beauftragt, die LNG-Potenziale am Standort zu untersuchen. Fraunhofer CML bestätigt in seiner Studie, dass der Standort Brunsbüttel die offensichtliche Lücke einer effizienten LNG-Versorgung für Industrie, Verkehrssektor und Energiewirtschaft in Deutschland füllen kann. Brunsbüttel qualifiziert sich durch zahlreiche Vorteile als LNG-Standort.

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