Containerschifffahrt droht neue Gefahr

Der Ausgang der US-Wahl wird auch für die Schifffahrt Auswirkungen haben, erwartet die Nord/LB in ihrem jetzt veröffentlichten Bericht „Shipping Compact“.

Art und Ausprägung für die einzelnen Sektoren seien aber noch nicht absehbar. Die Schifffahrt fokussiert dabei in erster Linie mögliche Einschränkungen von Freihandelsvereinbarungen. Eine Wiederbelebung von Einfuhrzöllen würde Gegenmaßnahmen hervorrufen und auf Sicht den Warenaustausch verringern.

Der Merchant Marine Act, besser als Jones Act bekannt, dürfte unter der neuen US-Regierung unangefochten bleiben, erwartet die Nord/LB. Der Seehandel zwischen Häfen der USA werde somit weiterhin auf in den USA gebaute Schiffe mit US-Besatzung beschränkt sein, die von US-Unternehmen unterhalten werden. Auf die Containerindustrie werde sich das nur marginal auswirken.

Niedrigeres Frachtratenniveau

„Aktuell schätzen wir die Verschlechterung des Sentiments als größte Gefahr für den Containersektor ein“, so das Kreditinstitut. Nach den negativen Reaktionen auf den Ausgang der US-Wahl könnte die leichte Erholung auf den Containerrouten Richtung USA schnell wieder abebben. Aktuell deuten die Indizes sowohl für die Strecke Fernost–US-Westküste als auch Fernost–US-Ostküste bereits Rückgänge im Frachtratenniveau an.

Außer dem Marktführer Maersk Line mussten auch andere Branchengrößen wie CMA CGM, Evergreen, “K” Line, MOL, NYK Line und Yang Ming dem schlechten Marktumfeld im dritten Quartal 2016 Tribut zollen und Verluste hinnehmen. Einziger Lichtblick war Hapag-Lloyd. Das Unternehmen meldete einen leichten Gewinn. Dabei waren jedoch weniger die Frachtraten als die Entlastungen auf der Kostenseite ausschlaggebend. Im Berichtszeitraum konnten zumindest temporäre Effekte durch den Ausfall von Hanjin erzielt werden. Dies spiegelt sich auch etwa in den ausgewiesenen durchschnittlichen Frachtraten wider, die beispielsweise bei Maersk Line wie auch bei Hapag-Lloyd im dritten Quartal leicht gestiegen waren. Positiv wertet die Nord/LB die Aussagen von Hapag-Lloyd: Das Unternehmen äußerte leichte Hoffnung auf eine Trendwende in der Ratenentwicklung. Allerdings gebe es weiterhin einige Unbekannte in der Gleichung. Dazu zählen Verschrottungen, die Strategien der neuen Allianzen in Bezug auf die Sicherung von Marktanteilen und die generelle Entwicklung der Nachfrage.

Raten im Abwärtstrend

Die enttäuschende Entwicklung der Charterraten im zweiten Halbjahr 2015 setzte sich in diesem Jahr fort. Während im Vorjahr noch der Ratenrückgang überwiegend durch die Bereinigung des Nachfrage-Hypes infolge streikbedingter Engpässe an der US-Westküste begründet wurde, gibt es 2016 verschiedene Ursachen. Einerseits hat sich das verfügbare Angebot an Tonnage weiter erhöht. Per Oktober 2016 wurden 818.300 TEU und 112 Carrier abgeliefert. Die weltweiten Containerschiffkapazitäten haben die 20-Millionen-TEU-Marke inzwischen durchbrochen. Dem stehen zwar neue Höchstwerte an Verschrottungen gegenüber. So wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres 145 Schiffe mit 503.750 TEU abgewrackt. Allerdings können die Auslieferungszahlen durch die Abwrackungen weiterhin nicht kompensiert werden. Per Jahresende wird innerhalb des Containersektors mit einem Flottenwachstum von 1,6 Prozent gerechnet. Der unverändert hohe Wettbewerbsdruck forderte mit Hanjin bereits ein prominentes Opfer. Die Insolvenz im August zeigte aber am Chartermarkt kaum Wirkung. Temporär zogen nur die Frachtraten speziell auf den Transpazifik-Routen an, da die Liner und Allianzmitglieder schnell die Engpässe auffangen konnten. Mit den sich fortsetzenden Ablieferungen an großvolumigen Containerschiffen und der Eröffnung der neuen Panamakanalschleusen forcieren die Top-Liner zudem das „Service- Upsizing“, was den Kaskadeneffekt beschleunigt. Aufgrund des vorherrschenden Überangebotes setzte sich die Schwäche der Charterraten fort. Ansatzweise stabil zeigt sich 2016 noch die Nachfrage nach Schiffen mit 2700 und 1100 TEU, deren Charterraten bislang nur um 6,7 und 5,7 Prozent zurückgingen. Die Panamax-Kategorie (4250 TEU) brach hingegen um 27,5 Prozent ein. Da derzeit weder Nachfrageimpulse noch eine klare Bereinigung des Angebots absehbar sind, rechnet die Nord/LB für die verbleibenden Monate des Jahres mit einem unverändert schwachen Chartermarkt.

Auflieger auf Rekordkurs

Die Zahl der beschäftigungslosen Schiffe ist erneut gestiegen. Mit 397 Schiffen wurde Ende Oktober der höchste Stand seit 2010 erreicht. Zu Beginn der Krise 2008/2009 waren sogar fast 600 Schiffe beschäftigungslos. Allerdings waren die Einheiten im Schnitt damals kleiner. Die heute aufliegende Gesamtkapazität von 1,59 Millionen TEU liegt bereits auf einem neuen Allzeithoch. Insbesondere in den Größen 1000 bis 1999 TEU und 3000 bis 5099 TEU hat die Zahl der Schiffe ohne Beschäftigung in den vergangenen Wochen nochmals deutlich zugenommen. Auch in der Kategorie oberhalb von 7500 TEU ließ speziell im Oktober die Nachfrage nach, was sich in steigenden Aufliegerdaten widerspiegelte. Bemerkenswert ist dabei die Entwicklung des auf die „Non Operating Owner“ (NOO) entfallenden Anteils. Parallel mit dem Verfall der Charterraten nahm die Zahl nicht benötigter Kapazitäten im NOO-Besitz zu. Seit Jahresmitte 2016 entfallen rund 80 Prozent der Aufliegerflotte auf die NOO. Mit den starken Anstiegen erhöhte sich die Zahl der NOO-Auflieger-Kapazität auf 1,24 Millionen TEU im Oktober. Dementsprechend hält der hohe Wettbewerbsdruck unvermindert an. fab

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