Covid-19 erreicht jetzt die Werften

Rückgrat der Schiffbau-Industrie in Mecklenburg-Vorpommern: die MV Werften, hier Standort Warnemünde, Foto: MV Werften
Die Covid-19-Krise erreicht jetzt auch die europäische Schiffbau-Industrie und dabei im Besonderen die Werften, die sich auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisiert haben. So gab jetzt die MV-Werften-Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern bekannt, dass sie für zunächst einen Monat Kurzarbeit im Unternehmen einführen werde. Die Regelung gelte für die rund 3100 Mitarbeiter an den Werft-Standorten Wismar, Rostock und Stralsund zunächst bis zum 19. April.
Die Belegschaft werde darüber hinaus die Überstunden-Kontingente auf den Zeitkonten abbauen oder auch forciert Urlaub nehmen. Die Kurzarbeit-Phase soll dann mit dem 1. April in Kraft treten. Die Werftleitung begründet ihre Entscheidung mit „massiven Einschränkungen im Betriebsablauf“ aufgrund der Corona-Epidemie. So könnten beispielsweise nicht alle Schutz-Auflagen erfüllt werden, etwa die Einhaltung der neuen Mindestabstände zwischen Mitarbeitern. Auch die Unterbrechung von Lieferketten oder immer spürbarer werdende Auswirkungen der verschiedenen Grenzsperrungen schlügen zu Buche.
„Die MV Werften bekommen die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus mit voller Wucht zu spüren. Der Schutz der Beschäftigten hat absoluten Vorrang“, kommentierte Landes-Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) in Schwerin. Wenn Wertschöpfungsketten unterbrochen werden und externe Zulieferer nicht mehr liefern könnten, „macht sich dies leider auch im Schiffbau bemerkbar“, ergänzte er.
Die zum malaysischen Genting-Konzern gehörenden MV Werften sind mit Abstand einer der wichtigsten Arbeitgeber der metallverarbeitenden Industrie im nordöstlichen Flächenbundesland.
Indes wurde bekannt, dass bis zum Ende der vergangenen Woche fast 3000 Betriebe aus Mecklenburg-Vorpommern als Folge der Seuche Kurzarbeit beantragt haben. Diese Zahl teilte die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit mit. „Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen sind das erste Mal in Mecklenburg-Vorpommern mit Kurzarbeit konfrontiert“, teilte Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord, mit.
Erst im Sommer 2019 hatte die von Wismar aus geführte Werft einen Großauftrag über den Bau von zwei Passagierschiffen der sogenannten „Global Class“ erfolgreich unter Dach und Fach bringen können. Wert nur dieses Auftrages: rund 2,6 Milliarden Euro.
Die Covid-19-Krise beschäftigt auch die Papenburger Meyer-Werft-Gruppe auf unterschiedliche Weise. Ein Fokus ruht dabei auf dem Mitte vergangener Woche von der Werft in Papenburg über die Ems in die Nordsee überführten Kreuzfahrtschiff „Iona“ (IMO 9826548). Um die Gesundheit der Mitarbeiter weiterhin zu gewährleisten, hat die Geschäftsleitung der Werft entschieden, die Zahl der Personen an Bord auf ein Minimum zu reduzieren, wie ein Werftsprecher jetzt dem THB mitteilte. So würden der Innenausbau und die Erprobung auf See zunächst ausgesetzt. Geplant war ursprünglich, den Neubau in Bremerhaven Anfang Mai an die Reederei P&O Cruises zu übergeben.
Auch die italienische Fincantieri-Gruppe zieht jetzt aus dem Epidemie-Verlauf operative Konsequenzen „mit dem Ziel, die Zukunft unseres Unternehmens sicherzustellen“. Die Arbeit an allen Produktionsstandorten ruht bis zum 29. März, so der Konzern. EHA/CE/dpa