Dank Kurzarbeit die Krise meistern

Wenn an der Kaikante die Arbeit wegbricht, könnte auch für Hafenbetriebe das Thema Kurzarbeit interessant sein, Foto: Jann
Einen Monat, nachdem die Corona-Krise Europa erreicht hat, treffen die Folgen jetzt auch die Verkehrs- und Logistikunternehmen mit voller Wucht. So befassen sich viele Betriebe aus diesem Sektor mit dem Thema Kurzarbeit. Das ergab jedenfalls eine Blitzumfrage des THB bei relevanten Branchenverbänden:
Beim Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) erwartet man jetzt einen Einbruch im Güterumschlaggeschäft und damit weniger Arbeit an der Kaikante. Der Grund: Wochenlang standen in den wichtigen Produktionsländern China, Japan und Korea die Fabriken still. „Die Auswirkungen der Krise zeigen sich nun zeitversetzt in den deutschen Häfen“, sagte ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus dem THB. Sämtliche Güter, die zuvor noch von Asien auf den Seeweg nach Europa gegangen seien, hätten die Abnehmer hierzulande innerhalb der vergangenen sechs Wochen erreicht. Neben dem weggefallenen Import aus Fernost käme zudem jetzt auch der deutsche Export zum Erliegen. Insbesondere große Autokonzerne mussten ihrerseits Corona-bedingt die Produktion zurückfahren. Diese Entwicklung setze Umschlagbetriebe enorm unter Druck, so Hosseus. „Die Anfragen, die bei uns eingehen, zeigen, dass fast alle Firmen die Möglichkeit der Kurzarbeit prüfen.“
Der spürbare Einbruch im Import und im Export macht auch vielen Spediteuren zu schaffen. Während laut Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) die Unternehmen in der Krankenhaus- und Lebensmittellogistik unter Volllast fahren, drohe in allen anderen Teilmärkten das Geschäft „sehr bald brach zu liegen“, hieß es. Die wirtschaftliche Situation sei deshalb ex trem angespannt. Das bestätigte auch der Verein der Hamburger Spediteure (VHSp). In den kommenden fünf bis sechs Wochen sei in vielen Speditionsbetrieben mit erheblichen Umsatzverlusten zu rechnen. Diese könnten nur durch die Einführung von Kurzarbeit aufgefangen werden. „Ein Großteil der Unternehmen stellt den Antrag bereits“, sagte ein VHSp-Sprecher zum THB.
Auch der Verband Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg (VSH), der für die klassischen Transport- und Fuhrunternehmen steht, rechnet im April mit einer „erheblichen Delle“ im Auftragsvolumen. Aus Sicht von VSH-Geschäftsführer Frank Wylezol kann das Kurzarbeitergeld die schlimmsten Folgen aber durchaus abfedern. „Ich bin verhalten optimistisch, dass unsere Betriebe damit die Krise überstehen können“, prognostiziert er.
Neben dem Einbruch bei den Umschlagmengen führt auch der verschärfte Gesundheitsschutz zunehmend zur Kurzarbeit. Darauf machte jedenfalls der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) aufmerksam. Gerade im Schiffbau müsse das Personaltableau in den Werkshallen umorganisiert und Belegschaften reduziert werden, damit direkte Personenkontakte bei der Arbeit vermieden und das Infektionsrisiko minimiert werden könnte. „Das klappt nur unter großen Anstrengungen bei allen Beteiligten und kostet die Unternehmen viel Geld“, stellte der VSM klar. Die daraus resultierenden Verluste ließen sich nur durch die verstärkte Einführung von Kurzarbeit in Grenzen halten. jki