„Der Strukturwandel im Hafen hat längst begonnen“

HHM-Vorstand Ingo Egloff, Foto: HHM
Während die Verhandlungen zwischen der Hamburger SPD und den Grünen über eine Neuauflage der bisherigen Koalition in der Bürgerschaft noch laufen, präsentiert das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) eine neue Studie zur Zukunft des Hamburger Hafens (www.thb.info 19. Mai 2020). Auftraggeber: die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF. Kernforderung: den Hafen „umbauen“. Ingo Egloff, Vorstand bei HHM, bezieht in einem Leserbrief in der neuen THB-Rubrik „Postboje“ dazu Stellung:
Der Strukturwandel im Hamburger Hafen hat doch längst begonnen. Jedes Unternehmen steht aus eigenem Interesse in der Verantwortung, sein Geschäftsmodell erfolgreich und marktfähig zu halten. Wer das versäumt, ist schnell weg vom Markt. Der Hamburger Hafen liegt bei der Digitalisierung, Abstimmung und Verbesserung der Logistikprozesse in der Spitzengruppe der internationalen Häfen. Diese befinden sich übrigens im intensiven Austausch, zum Beispiel über das Netzwerk „chainPORT“. Die Hamburg Port Authority (HPA) hat diese staatenübergreifende Partnerschaft zwischen weltweit führenden Häfen initiiert.
Die Digitalisierungsstrategie der HPA und der Hafenunternehmen verschafft dem Standort Hamburg eine Führungsrolle in den verschiedenen Bereichen wie Nachhaltigkeit, Virtual Reality oder Drohneneinsatz sowohl unter Wasser als auch in der Luft. Kein anderer Hafen hat ein System wie das Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC), das Schiffsanläufe koordiniert und die Reedereien berät, wie sie ohne Probleme den Hafen anlaufen können und dabei noch teuren Kraftstoff sparen können. Das reduziert übrigens auch die CO2-Emissionen. Das HVCC dient inzwischen weltweit als Vorbild für Verkehrssteuerung. Wer immer noch davon ausgeht, dass Terminalbetriebe bloße „Kistenschieber“ sind, verkennt, dass es sich inzwischen um hochkomplexe Logistikketten handelt, die die Firmen organisieren.
In Hamburg findet das besonders nachhaltig statt, weil fast 50 Prozent der Container per Bahn ins Hinterland transportiert werden. Unter den vier großen Nordrange-Häfen transportiert Hamburg fast genauso viele Container per Bahn wie die anderen drei zusammen. Das ist gelebte Nachhaltigkeit, und kein Wolkenkuckucksheim.
Und auch sonst ist der Hafen, der eines der größten Indus-triegebiete Europas beinhaltet, dabei den Strukturwandel zu organisieren. Die Herstellung von grünem Wasserstoff im Hafen, die Umstellung auf Wasserstofftechnologie selbst im Bereich der Grundstoffindustrie, wie beispielsweise beim Stahl, wird von der Industrie betrieben und von der Wirtschaftspolitik nachhaltig unterstützt.
Der Containertransport auf großen Schiffen bis weit ins Binnenland ist auch unter ökologischen Gesichtspunkten vorteilhaft, wenn man die CO2-Bilanz pro transportierten Container betrachtet und dann noch den Bahntransport mit in die Untersuchung einbezieht. Und das wird sich sogar weiter verbessern lassen, wenn die Schiffsantriebe sich ändern, sei es durch LNG, Wasserstoff-Brennstoffzellentechnik oder Scrubber, führt der HHM-Vorstand aus.
Ein großes Fragezeichen setze ich beim Abgesang der Kurzstudie des HWWI auf die Globalisierung. Die Politik wird sich sicherlich überlegen, welche Produktion aus Gründen der Grundversorgung in Zukunft in Deutschland oder Europa vorhanden sein müssen. Ansonsten bleibt es Sache des Marktes, wie er sich hinsichtlich der Produktionsstandorte entscheidet. Da spielen Lohnkosten eine Rolle und die Sicherheit der Transportketten. Da wird es vielleicht einige Verlagerungen geben, aber bestimmt kein Zurück zu alles „Made in Germany“. Denn Deutschland ist eine der größten Exportnationen und auf internationalen Handel angewiesen.
Ihre Meinung zum Leserbrief: redaktion@thb.info
Unter Philatelisten sind die Sammler von „Schiffspost“ so etwas wie die Gourmets in diesem Genre. „Schiffspost“, das sind in der Regel besondere Stempel, ergänzt um ausgefallene Frankaturen und auch Briefumschläge, die Sammlerherzen höher schlagen lassen.
„Schiffspost“ gewinnt zusätzlich an Wert und Reiz, wenn sie in einen „schwimmenden Briefkasten“, eine „Postboje“, geworfen und anschließend auf dem normalen Postwege zugestellt wird. Auf der anderen Seite lassen sich über solche „Posttonnen“ auch Sendungen für einen Seefahrer empfangen.
Das Ausbringen einer Postboje ist dabei eine Art hoheitlicher Akt. Die Boje wird Bestandteil offizieller (See-)Kartenwerke. Der auffällige Schwimmkörper darf nur durch oder im Auftrag der Post gesetzt und wieder eingeholt werden. Ein entsprechender administrativer Vor- und Nachlauf gehört dazu. Solche „Postbojen“ sind daher heutzutage schon etwas Besonderes. Bei maritimen Events wie der Kieler Woche kamen und kommen sie immer mal wieder zum Einsatz.
Der THB greift in seiner neuesten Rubrik auf diesen markanten Begriff zurück. Darin werden künftig Leserbriefe veröffentlicht, die sich inhaltlich auf die aktuelle Berichterstattung beziehen und diese damit auch bewerten. Es sind Schreiben, die einen wertvollen Diskussionsbeitrag liefern können.
Die Rubrik „Postboje“ ist damit nach dem „Längsseits“, einem markanten Schiffsbild auf einer Doppelseite, dem „Poller“, einem griffigen Zitat, dem „Bordbesuch“, einem Interview mit einer interessanten Persönlichkeit oder einer Firma der maritimen Branche, sowie dem „Kielwasser“, dem Wochenrückblick, die nunmehr fünfte maritim geprägte Rubrik im THB.
Wir wünschen Ihnen, liebe Leser, viel Freude mit der „Postboje“. Und: Schreiben Sie uns gerne!