Deutsch in Stettin, Polnisch in Deutschland: Pilotprojekt geplant

Deutschland und Polen wollen die gegenseitige Sprachförderung stark ausbauen. Dazu wird es ein Pilotprojekt in Vorpommern, Nordostbrandenburg und im polnischen Stettin (Szczecin) geben, wie die deutsche Generalkonsulin in Polen Cornelia Pieper (FDP) und Stettins Stadtpräsident Piotr Krzystek am Donnerstag bei einer Kooperationsbörse in Stettin vorstellten. Auf beiden Seiten sollen mehr als 3100 Kinder von der Kita bis zur Oberstufe die jeweils andere Sprache lernen und die Kultur besser verstehen können.

Das Projekt in der Euroregion Pomerania, für das 2,7 Millionen Euro über die EU fließen sollen, sei im Bundesaußenministerium schon vorgestellt worden. "Die Sprachbarriere ist eine Schlüsselbarriere", sagte Krzystek. Die Sprache unterscheide Deutsche und Polen sehr stark, "obwohl wir uns in anderen Bereichen sehr nah sind." Wirtschaftsvertreter betonten, dass Sprachprobleme immer noch die wirtschaftlichen Kooperationen in der teils strukturschwachen Grenzregion stark behindert.

Die 400.000-Einwohner-Stadt Stettin will sich zu einer deutsch-polnischen Metropolregion entwickeln, was auch von den Landesregierungen in Schwerin und Potsdam gefördert wird. Seit Wegfall der Grenzkontrollen haben sich Angaben der Kreise zufolge rund 5000 polnische Bürger in Vorpommern-Greifswald, vor allem um Löcknitz, auf der Insel Usedom und in Greifswald, und 1850 polnische Bewohner in der Uckermark niedergelassen.

In Stettin sollen 24 Kitas und Schulen, auf deutscher Seite 28 Schulen und Kitas in Vorpommern-Greifswald und im Amt Gramzow in der Uckermark am Projekt teilnehmen. 65 Prozent der Kindern des Projektes sollen in Stettin Deutsch lernen. "In einigen Jahren werden viele Kinder in Stettin fließend Deutsch sprechen und die Kultur besser verstehen", sagte der Stadtpräsident. In Polen ist Deutsch nach Englisch die häufigste Fremdsprache. Während in Polen schon Lehrmaterialien da sind, soll die Universität Greifswald diese für die deutsche Seite erst erarbeiten.

Einschränkungen beim Grunderwerb

Die Sprache ist aber nicht das einzige Problem, wie auf der Tagung deutlich wurde. Ein Vertreter einer internationalen Unternehmensberatung aus Stettin wies Firmen darauf hin, dass es in Polen "erhebliche Einschränkungen" für Ausländer beim Kauf von landwirtschaftlichen Flächen gibt. Grund sei die Novelle eines Gesetzes, dass in Warschau beschlossen wurde. So habe eine polnische Agentur für landwirtschaftliche Immobilien bei bestimmten Bedingungen nun Zugriff auf solche Flächen, wenn sie verkauft werden sollen.

Bei der Kooperationsbörse trafen sich bis zum Nachmittag etwa 70 polnische und deutsche Unternehmen und Firmennetzwerke, um engere Kooperationen einzugehen. Laut der Neubrandenburger IHK gibt es auf der deutschen Seite der Grenzregion etwa 350 Firmen mit polnischen Geschäftsführern oder Gesellschaftern, etwa 200 deutsche Firmen seien auch auf polnischer Seite tätig. Vertreter kleinerer Firmen und Netzwerke beklagten allerdings - abseits von Großinvestitionen wie bei Autobauern in Stettin, Stargard und Posen - weiter erhebliche bürokratische Hürden auf beiden Seiten.

Ab 1. Dezember wird sich die polnische Woiwodschaft Westpommern zwei Tage in Schwerin vorstellen. Gespräche mit Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) sind geplant. "Wir haben großes Interesse an einem noch engeren Zusammenwachsen in der Grenzregion", sagte Sellering. Polen war mit einem Außenhandelsvolumen von rund 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2015 der wichtigste Außenhandelspartner für die Nordost-Wirtschaft. (mv)

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben