Deutsche Reeder stehen zu IMO-Zielen

Keynote Speaker: Staatssekretär Enak Ferlemann. Foto: Klare

Podiumsdiskussion: Stefan Eefting (MAN) und Tahir Ahmed Faruqui (Shell). Foto: Klare
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie der Arbeitsgruppe Schiffsmaschinenbau an der TU Hamburg hat Shell eine neue LNG-Studie erstellt, die sich mit dem aktuellen Stand und den langfristigen Perspektiven beschäftigt. Gemeinsam mit dem Verband Deutscher Reeder (VDR) hat das Energie-Unternehmen jetzt die wichtigsten Fakten, Trends und Perspektiven in Bezug auf LNG in der Schifffahrt vorgestellt.
„LNG ist ein wichtiges Thema für Deutschland und Europa“, sagte Dr. Thomas Zengerly, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Shell Holding GmbH, in seiner Begrüßungsansprache auf dem Panoramadeck im Hamburger Emporio-Hochhaus vor rund 200 Veranstaltungsteilnehmern – mehr als die Hälfte davon Reeder und andere Branchenvertreter. „Die Klimaziele sind gerade in der Schifffahrt nicht leicht zu erreichen. Wir müssen daher sämtliche Alternativen zum Schiffsdiesel zeitnah verfügbar machen“, so Zengerly. Der Einsatz von LNG als Schiffstreibstoff sei dabei ein Weg zu nachhaltigen Lösungen in der Schifffahrt.
„Das große Interesse an der Veranstaltung wundert uns nicht, denn der Brennstoff der Zukunft ist die Frage, die die Schifffahrt derzeit umtreibt“, sagte Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR. Die Umstellung sei eine große Herausforderung, aber die deutschen Reeder stünden zu den ambitionierten Zielen der International Maritime Organization (IMO). Wesentliche Zukunftsfragen, die den Reedern in diesem Zusammenhang auf den Nägeln brennen, seien Verfügbarkeit und Preise alternativer Schiffstreibstoffe sowie die Entscheidung für oder gegen den Einsatz von Abgasnachbehandlungsanlagen (Scrubber).
Dass sich die Schifffahrt umstellen und die „IMO-Herausforderung“ stemmen muss, steht auch für Enak Ferlemann außer Frage. „Wir müssen an Lösungen arbeiten“, sagte der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur in seiner Keynote.
LNG sei für die Schifffahrt ein „besonders interessanter Treibstoff“, betonte Dr. Jörg Adolf, Chefvolkswirt der Shell Deutschland Oil GmbH, der die Ergebnisse der LNG-Studie zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Friedrich Wirz von der Technischen Universität Hamburg vorstellte. „Die Schifffahrt braucht eine leistungsfähige Small-Scale-Infrastruktur, die aber bereits im Aufbau befindlich ist“, sagte Shells Chefvolkswirt. Prof. Wirz richtete den Blick auf die Großmotorentechnik unterschiedlicher Schiffsantriebe und arbeitete heraus, dass der Treibstoff LNG den Stickoxid- und Partikelausstoß deutlich reduziere.
Der Shell LNG-Studie zufolge waren Ende 2018 weltweit 125 mit LNG angetriebene Seeschiffe unterwegs, die LNG als Kraftstoff führen (sogenannte LNG-fuelled ships). Darüber hinaus würden noch rund 230 LNG-Tanker oder LNG-Carrier in der Regel mit dem „Abdampf“ (sogenanntes Boil-off-Gas) betrieben, der während des Transports von LNG entsteht. Bis 2026 seien bereits 136 Aufträge für Neubauten mit LNG-Antrieb bestätigt. Während die derzeit bestehende Flotte von regional verkehrenden Fähren dominiert werde, wiesen die Auftragsbücher der Werften einen Trend zu größeren Schiffen wie Öl- und Chemietankern sowie Container- und Kreuzfahrtschiffen auf. Zählt man den heutigen LNG-Schiffsbestand, die zurzeit bekannten LNG-Neubauten sowie zu LNG konvertierbare Schiffe (LNG ready vessels) zusammen, käme man bis Mitte der 2020er-Jahre auf rund 400 LNG-betriebene Schiffe.
An der von Dr. Silke Sadowski, Chefredakteurin der THB-Schwesterpublikation Schiff&Hafen, moderierten Podiumsdiskussion zum Abschluss der Veranstaltung beteiligten sich neben Staatssekretär Ferlemann auch Dr. Hermann J. Klein, Managing Director Carnival Maritime, Stefan Eefting, Senior Vice President MAN Prime Serv, und Tahir Ahmed Faruqui, General Manager Shell Global DLNG. Bestmöglich auf die ab 2020 geltende Schwefelobergrenze vorbereitet ist demnach, wer Schiffe sowohl mit LNG als auch mit schwefelarmem Kraftstoff (Compliant Fuel) betreiben kann und Scrubber installiert hat. bek