Deutsche Traditionsschiffe in Gefahr

Die jahrelange Diskussion um Sicherheitsstandards in der Traditionsschifffahrt spitzt sich zu.

Das Bundesverkehrsministerium hat jetzt einen neuen Entwurf für die schärfere Sicherheitsrichtlinie auf historischen Wasserfahrzeugen vorgelegt. Dazu werden bis zum 5. Oktober Stellungnahmen eingeholt. Die neue Richtlinie soll dann ab 1. Januar 2017 in Kraft treten.

Darin enthalten sind Forderungen zum Bau und Betrieb von Traditionsschiffen, die nicht, oder wenn überhaupt, nur mit erheblichem Aufwand umgesetzt werden können, kritisiert der Dachverband Gemeinsame Kommission für historische Wasserfahrzeuge (GSHW).

Werde der Entwurf unverändert umgesetzt, stehe zu befürchten, dass an den Paraden auf den maritimen Veranstaltungen wie „Kieler Woche“, „Hanse Sail“, „Dampfrundum“, „Travemünder Woche“, „Sail Bremerhaven“ oder „Hamburger Hafengeburtstag“ deutlich weniger Schiffe teilnehmen, so die GSHW.

Darüber hinaus dürften Jugendreisen, die Teamfähigkeit und Selbstbewusstsein der Jugendlichen fördern, kaum mehr angeboten werden können. Die Schiffe dafür fehlen. Derzeit werden in Deutschland mehr als 100 Traditionsschiffe betrieben.

Die Stiftung Hamburg Maritim sieht den Entwurf weniger dramatisch. Mit der neuen Richtlinie müssten nicht automatisch alle Traditionsschiffe umgebaut werden. Oldtimer, die bis 2012 ein gültiges Sicherheitszeugnis vorlegen können, hätten Bestandsschutz. Und auch Schiffe, die nie ein Schott hatten, müssten nicht plötzlich eines einbauen lassen. Es gehe um Schiffe, bei denen mal ein Schott ausgebaut worden ist, um einen größeren Innenraum zu bekom men.

Die Stiftung spricht sich zugleich für konkretere Richtlinien aus. So müssten zum Beispiel Schiffsgröße und Fahrtgebiet berücksichtigt werden. Zugleich sei die Forderung nach mehr Sicherheit für Besatzung und Passagiere angemessen. Allerdings müssten geeignete Übergangsphasen geschaffen werden.

Am 28. September findet auch eine Informationsveranstaltung zum 146-seitigen „Entwurf der Änderungen der schiffssicherheitsrechtlichen Vorschriften über Bau und Ausrüstung von Traditionsschiffen und anderen Schiffen, die nicht internationalen Schiffsicherheitsregeln unterliegen“, statt. Dazu laden der Verein „Museumshaven Vegesack“ und die GSHW um 19 Uhr in den Bremer „Thiele-Speicher“ (Alte Hafenstraße 44) ein.

In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu Protesten von Traditionsschiffen gegen drohende Stilllegungen gekommen (THB 25. Juni 2013). Dabei sind aber auch Lösungen gefunden worden – zum Beispiel für den Logger „Lovis“ und den Gaffelschoner „Vorpommern“ (THB 29. Juli 2013).

In dem Jahr hatten fünf von acht Traditionsschiffen im Greifswalder Museumshafen zuletzt keine Fahrtgenehmigung. Auch die vor allem im Bereich der Jugendarbeit eingesetzte „Lovis“ durfte seit Ende Juni nicht mehr fahren. Die Betreiber des Loggers hatten mit anderen von der Stilllegung bedrohten Traditionsschiffern am 20. Juli bei der traditionellen Greifswalder Gaffelrigg aus Protest nur mit Beibooten und Kajaks teilgenom men.

In den vergangenen Jahren hatte die BG Verkehr vielen Schiffen aus Gründen einer fehlenden Historizität die Anerkennung als Traditionsschiffe verweigert. Ohne diese Anerkennung könnten die oftmals von Vereinen betriebenen Fahrzeuge nur noch als kommerzielle Fahrzeuge angemeldet werden, so eine Sprecherin des Vereins „Bildungslogger Lovis“. Dies sei für die meisten nicht zu finanzieren, da dann beispielsweise ein professioneller Kapitän angestellt werden muss und die strengen Sicherheitsvorschriften für die Passagierschifffahrt zur Geltung kommen.

Die BG Verkehr verweist bei der Diskussion auf die Spruchpraxis der Gerichte. Demnach müssten Traditionsschiffe entweder Originale oder Einzelnachbildungen sein. FBi

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