Digitalisierung, Kosten, Personal

Rund 90 Prozent der weltweiten Waren- und Güterströme werden per Container verladen, der Rest dreht sich um echte Schwergewichte: Stückgutfracht, die wegen ihrer Größe, ihres Gewichts oder ihrer reinen Menge nicht im Container transportiert wird – von Stahl- und Holzprodukten bis zu Turbinen und Material für ganze Fabrikanlagen. Einen umfassenden Überblick lieferte die am Donnerstag zu Ende gegangene Branchenleitmesse „Breakbulk Europe“ am Messestandort Bremen.

Der Markt ist aktuell bestenfalls in einer Seitwärtsbewegung, aber Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe ist dennoch optimistisch: Er erwartet ab 2020 mehr Dynamik. Im Übrigen könnten die Breakbulk-Unternehmen mit dem vielleicht in anderen Branchen etwas „ausgeleierten“ Begriff des „Made in Germany“ sehr viel anfangen – Bremen und auch Bremerhaven lägen mit hoher Qualität und einem tollen Fachnetzwerk an Anbietern ganz weit vorn.

Wollen die Breakbulk-Industrie und auch der Mittelstand diese Position festigen und ausbauen, müssen sie sich mit künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und dem Internet der Dinge auseinandersetzen. Dabei spielen unter anderem Sicherheit beim Datenaustausch und Klärung der passenden Schnittstellen eine Rolle. Der neue Innovation & Technology Hub auf der „Breakbulk Europe“ soll sichtbar machen, wie die Zukunft aussehen könnte. „In der gemeinsamen Bewältigung der digitalen Herausforderungen und partizipativen Entwicklung von Lösungen für die Zukunft wird sich für viele Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit zeigen und entscheiden“, so Prof. Dr. Sven Hermann von der Hamburger NBS Northern Business School (Lehrstuhl für Logistik & Supply Chain Management), der am Mittwoch das Industrie-Forum moderierte.

Als größte Herausforderungen für die Branche 2019 gelten außer dem Umgang mit der Digitalisierung der weiter immense Kostendruck sowie das Finden passenden Personals. Für Patrick Drewes von der Carl Polzin Seehafenspedition seien momentan die USA, Mexiko und Kanada gute Märkte, als aufstrebend und damit in naher Zukunft interessant gelte Indien. An Investitionen in Technologien und Ingenieure führe laut Drewes nichts vorbei, aber der Output sei häufig unklar. Mutig sei, wer da als eher kleines Unternehmen in Software und Beraterverträge für Projekte investiere. Der Bremer Verpacker und Verlader PTS Logistics Group arbeitet beispielsweise am Thema Augmented Reality.

Optimieren und schneller werden, lautet die Devise im Breakbulk-Geschäftsalltag. Projekte für die Gasindustrie, für große Player wie Siemens und Linde, müssten schon mal in einer Woche abgewickelt werden, berichtet Drewes. Die Bezahlung erfolge jedoch frühestens nach 90 Tagen. Das erfordere hohe Flexibilität – und einen Einsatz nahezu rund um die Uhr. Mit dem Thema Digitalisierung könne sich dann oft nicht auseinandergesetzt werden, weil schlicht die Zeit dazu fehle. Während Unternehmen wie Schenker mit Big Data unterwegs seien, agiere sein Unternehmen mit einem Managementtool, dass sehr transparent jedem im Team zum Beispiel „Vision and Target Costing“ anzeige, so Drewes.

Mit Blick auf die benötigten Nachwuchskräfte erinnerte sich Felix Schöller, General Manager von AAL Seashipping in Singapore, an seine ersten Berufsjahre und die Ausbildung. Bereits in jungen Jahren sei er beispielsweise drei Monate in China oder mal drei Wochen in Amerika gewesen. Solche Anreize seien gerade heute für junge Menschen, die in die Branche wollten, eine große Motivation und ihr Geld wert. Auch wenn bei den Reedern zurzeit alles auf Sparflamme laufe.

Zufrieden blickt Prof. Thomas Pawlik von der Hochschule Bremen auf die gute Nachfrage zum Studiengang Maritimes Management. „50 Plätze stehen zur Verfügung, die Nachfrage ist aber weit höher.“ Was Pawlik sich aber für die Zukunft wünscht, wäre eine aktivere Zusammenarbeit mit der maritimen Transportindustrie. hjw/bek

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben