Ein anspruchsvolles Revier für Lotsen

Die Lotsen sind seit der Eröffnung im Jahre 1895 unverzichtbarer Bestandteil für die Sicherheit der internationalen Schifffahrt bei der Passage des Nord-Ostsee-Kanals. Gemeinsam mit den Kanalsteurern sorgen sie für eine sichere Durchfahrt durch die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt, wie Kapitän Erik Dalege, Vorsitzender der Bundeslotsenkammer, an dieser Stelle berichtet.

Bereits im Februar 1895 wurden die ersten Seelotsen für den Dienst im „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ eingestellt. Die Bedingungen waren schwer, kurz zusammengefasst: Harte Arbeit – karger Lohn. Zum nächtlichen Einsatz geweckt wurde per Klopfzeichen am Fensterladen, die Einsätze fanden auch bei widrigsten Wetterbedingungen größtenteils auf offenem Deck statt. Bis 1912 starben viele Lotsen, andere kündigten.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich 1919 der Deutsche Lotsenbund als Interessensvertretung gerade am Eingang des Kanals, nämlich in Brunsbüttelkoog, gründete. Nunmehr konnten die berechtigten Anliegen der Kanallotsen klarer adressiert werden, die Bedingungen verbesserten sich. Nachdem man festgestellt hatte, dass Lotswesen und Beamtentum aufgrund der Anforderungen durch die Dienstbereitschaft und die wechselnden Arbeitszeiten nicht zusammenpassten, wurden die Seelotsen im Nord-Ostsee-Kanal in die Selbstständigkeit entlassen. Auch heute noch sind alle deutschen Seelotsen Freiberufler, die in Brüderschaften organisiert sind.

Zu jeder Zeit war und ist der Nord-Ostsee-Kanal ein herausforderndes Lotsrevier. Mit den zunehmenden Schiffsgrößen stiegen auch die Herausforderungen an die Lotsen. Nirgendwo trifft der Begriff „enges Fahrwasser“ besser zu als in diesem Revier.

Bilder, die die Nähe der Schiffe untereinander und die Nähe zum Ufer darstellen, verdeutlichen auch dem Laien, welche Fähigkeiten das Beherrschen der Fahrzeuge vor allem bei Nebel und Sturm von den beteiligten Lotsen und Steurern erfordert. An einem schönen Sommertag hingegen ist der Blick von der Höhe einer Schiffsbrücke weit in das Land hinein ein unvergessliches Erlebnis.

Trotz aller Nostalgie darf jedoch eines nicht vergessen werden: Die Entscheidung für das Befahren der Wasserstraße erfolgt ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Nur wenn durch den Wegevorteil (je nach Hafen zirka 180 bis 380 Seemeilen) unter Berücksichtigung von Ölpreis und Wetterlage ein wirtschaftlicher Vorteil im Vergleich zu den Kosten für die Umfahrung entsteht, wird sich der Reeder für eine Kanalpassage entscheiden.

Der Schiffsverkehr im NOK war schon immer großen Schwankungen unterworfen. Der derzeitige Rückgang des Verkehrs aufgrund der Corona-Krise allerdings ist beispiellos. So ist die Anzahl der Schiffspassagen zum Zeitpunkt des Jubiläums um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Ohne flankierende Maßnahmen wird dieser Einbruch mittelfristig nicht kompensiert werden können.

Es ist eine vordringliche Aufgabe der Politik und der Verwaltung, die Konkurrenzfähigkeit des NOK im Sinne der 3000 Arbeitsplätze aufrechtzuerhalten, die Vorteile für die Umwelt durch einen niedrigeren CO2-Ausstoß im Blick zu haben und dafür zu sorgen, dass der NOK das bleibt, was er schon immer war: eine attraktive Alternative für alle Fahrtstrecken zwischen Ost- und Nordsee. Wir Lotsen freuen uns auf eine erfolgreiche Fortsetzung der 125-jährigen Geschichte.  jki

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