Ein letzter Händedruck um 11 Uhr 6

Das ist wie ein Paukenschlag, der bereits am frühen Donnerstagmorgen über die Radiostationen dröhnte: Hamburgs Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) tritt überraschend zurück.

Die Meldung fällt in einen Zeitraum, der im größten deutschen Universalhafen durch das maritime Großereignis SMM 2018 dominiert wird. Eigentlich hätte der 70-jährige Politiker bereits am Montagabend im Rahmen der SMM Flagge zeigen sollen, als sein „Chef“, der Erste Bürgermeister der Stadt, Dr. Peter Tschentscher (SPD), rund 600 Gäste im Großen Festsaal des Rathauses während des offiziellen Senatsempfangs begrüßte.

Doch bereits „zu Wochenbeginn“ hatte der Wirtschaftssenator dem Bürgermeister offenbart, dass er um Entbindung von seinem Amt ersucht - aus privaten Gründen. Heißt konkret: Seine Frau, die zehn Jahre älter ist als Frank Horch, ist seit geraumer Zeit schwer krank. Bereits vor etlichen Monaten hatte der am 25. Februar 1948 in Geversdorf bei Cuxhaven geborene Horch in kleiner Runde durchblicken lassen, dass er, bei aller Liebe zu seinem Amt, sich dann gegen diese Arbeit entscheiden müsste, wenn es sein Privatleben erfordern würde. Das wusste auch bereits Tschentschers Vorgänger, Olaf Scholz (SPD).

Das hatte auch Scholz akzeptiert, wusste er doch auch, dass er mit Frank Horch nicht nur eine bedeutende Persönlichkeit in seinen Reihen wusste, sondern auch einen anerkannten Experten aus der maritimen Wirtschaft. Immerhin hatte Horch nicht nur ein Schiffbauingenieurstudium absolviert, sondern arbeitete über Jahrzehnte in Spitzenpositionen in der Industrie, allen voran in der Werftenbranche.

Den übergeordneten Blick für das Ganze bekam er im Rahmen seiner Tätigkeit als Präses der Handelskammer Hamburg. Eine Aufgabe, die er bis zur Berufung in eine Politikerfunktion im Jahr 2011 durch Olaf Scholz ausführte. und das insgesamt drei Jahre. Frank Horch, der politische Seiteneinsteiger, hatte den Hamburger Hafen, aber auch die maritime Wirtschaft zu seiner Herzensangelegenheit erklärt. Er legte großen Wert darauf, vor Ort zu sein, wenn etwas Besonderes anlag. Dabei war - und ist er- ausgesprochen nahbar für Dritte und frei von Eitelkeiten. Und auch das gehörte für ihn in seiner Amtsführung dazu: Humor. Horch verstand es zudem, unterschiedliche Interessen-Vertreter zusammenzuführen, zumindest so, dass sie miteinander im Gespräch blieben. Die direkte Konfrontation war nicht sein Stil. Der Dialog sehr wohl.

Dabei zeigte sich Horch immer wieder aufgeschlossen, ja im besten Wortsinne neugierig, für spannende Entwicklungen. Bestes Beispiel: die Möglichkeiten der Digitalisierung, und zwar in der gesamten Wirtschaft.

Ein Thema beschäftigte den sich stets selbst hart fordernden Menschen Frank Horch ganz besonders: der Durchbruch bei der Elbvertiefung. Fast 17 Jahre wurde darum gerungen. Umso glücklicher war Horch, als jetzt auch die letzte rechtliche Hürde aus dem Weg geräumt werden konnte und damit Baurecht vorliegt. Diesen Erfolg konnte er noch wenige Tage vor seiner ganz persönlichen Entscheidung selbst verkünden. Das jedoch ohne jedes Triumphgebahren, sondern nüchtern-hanseatisch mit dem Tenor: Recht ist gesprochen, und das muss jetzt auch als solches umgesetzt werden.

Dann die Entscheidung, verkündet bei einem Blitztermin im Hamburger Rathaus um 11 Uhr. An seiner Seite: Bürgermeister Tschentscher. Knapp sieben Minuten dauert der gemeinsame Auftritt. Es folgte ein kräftiger Händedruck vor laufenden Kameras. Die Minuten, in denen Horch seine Entscheidung zuvor verkündet hatte, dürften sicherlich zu den schwersten seines Lebens gehört haben. Diesen Eindruck hatten jedenfalls viele der berufsmäßig anwesenden Chronisten, als sie in Horchs Gesicht sahen und seiner Stimme lauschten. Ein denkwürdiger Tag. Noch bleibt er im Amt, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. EHA

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