Einfachere Verfahren gefordert

Auf dieses Schiff wartet die Deutsche Marine händeringend: Das „MKS 180“ steht für Vielseitigkeit, Rendering: THB-Archiv
Die deutsche Werftindustrie mahnt einmal mehr einen klaren Kurs bei der überfälligen Vergabe von Großaufträgen zugunsten der unter chronischem Schiffsmangel leidenden Deutschen Marine an.
Aktuell spricht sich die stark auf den Bau von Marineschiffen ausgerichtete Kieler Werft German Naval Yards (GNY) dafür aus, dass es in Zukunft einfachere Verfahren bei der Ausschreibung von Marineaufträgen gibt. Eine europaweite Ausschreibung wie aktuell im Fall des Mehrzweck-Kampfschiffs 180 (MKS 180) berge jedenfalls das Risiko in sich, „dass die heimische Industrie bei einem solch bedeutenden sicherheits- und industriepolitischen Projekt nicht zum Zuge kommt, sagte Werftchef Jörg Herwig am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur (DPA).
Er gehe jedenfalls davon aus, dass die Planungen für das Fregatten-große Schiff auch unter der neuen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) unverändert fortgesetzt werden. Herwig weiter: „Denn dies ist das größte Projekt der Marine, und die Bundeswehr braucht dieses Schiff dringender denn je.“ Projekte wie dieses vielseitig einsetzbare Hochleistungs-Kampfschiff böten überdies Potenzial für die gesamte deutsche Marineindustrie, zu der auch und im Besonderen die wertschöpfungsintensive Zuliefererindustrie gehört. Herwig ist davon überzeugt, dass „sich nur durch solche Großaufträge Werften und Zulieferer technologisch weiterentwickeln und ihren Platz in der Weltspitze behaupten können“. Projekte der deutschen Regierung sicherten daher mehrere Tausend hochwertige Arbeitsplätze und reduzierten zudem die Abhängigkeit von reinen Export-Aufträgen.
Die Entscheidung über den Bau des neuen Schiffstyps wird dem Vernehmen nach voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte fallen.
Im Rennen um den Auftrag im Wert von mehreren Milliarden Euro sind German Naval Yards mit TKMS – ebenfalls in Kiel verankert – und die niederländische Werft Damen Shipyards federführend mit Blohm + Voss in Hamburg als Partner. Das Traditionsunternehmen ist inzwischen Bestandteil der ebenfalls im Marineschiffbau stark präsenten Lürssen Werftengruppe in Bremen. Die Auslieferung der MKS-Einheiten könnte nach Experteneinschätzung ab 2027 starten, und zwar dann mit einem Schiff pro Jahr. Vier Einheiten sind vorgesehen. EHA