Erst zur See, dann in den Himmel

Unternehmergeist ist gefordert: In wenigen Jahren könnten von eigens dafür ausgerüsteten Spezialfrachtern Raketen in der deutschen AWZ der Nordsee gestartet werden, Rendering: Harren & Partner
Ein erst seit Kurzem auf der Agenda stehendes, facettenreiches Zukunftsprojekt nimmt in seiner konkreten Umsetzung langsam Fahrt auf. Im Vorgriff auf Pläne für einen Weltraumbahnhof in der Nordsee hat sich jetzt in Bremen eine Betreibergesellschaft aus mehreren Firmen für das Projekt gegründet. Das neue Unternehmen tritt dabei als German Offshore Spaceport Alliance GmbH (GOSA) in Erscheinung.
Zu den Mitwirkenden in der Auftaktrunde gehören dabei die auf Schwergut- und Breakbulk-Transporte ausgerichtete Reedereigruppe Harren & Partner (H & R), die OHB Gruppe, MediaMobil GmbH und die Tractebel DOC Offshore GmbH. Zum erweiterten Unterstützter- und Begleiterumfeld gehören darüber hinaus der Versicherungsspezialist Lampe & Schwartze sowie der Hafen- und Logistikdienstleister sowie Terminalbetreiber BLG.
Wie die von Bremen aus geführte GOSA ergänzend mitteilt, bietet sie weiteren „strategischen Partnern die Zusammenarbeit an“. Dabei sei „sowohl die Mitarbeit als Gesellschafter als auch über einen Expertenbeirat denkbar“.
Ziel des Zukunftsunternehmens ist es, spätestens vom Jahr 2023 an Raketenstarts aus der AWZ (Ausschließlichen Wirtschaftszone) Deutschlands in der Nordsee durchzuführen.
Die GOSA hat sich weiter zum Ziel gesetzt, möglichst rasch ihre Arbeit aufzunehmen. In einem ersten Teilschritt soll dabei die Konzeption des Spaceports weiter definiert werden. Dafür wird im Besonderen ein Fachaustausch mit den drei in Deutschland ansässigen Herstellern von Startrampen für kleinere Raketen angestrebt. Diese technischen Spezialvorrichtungen werden in Fachkreisen als sogenannte Microlauncher bezeichnet. Die GOSA-Partner wollen diese Industriefirmen vorzugsweise als Erst- und Ankerkunden gewinnen. Oliver Spalthoff, Geschäftsführer von Tractebel DOC Offshore, erläutert: „Wir schauen natürlich auch über den Tellerrand und lassen uns von Konzepten anderer maritimer Raketenbasen inspirieren.“
Dabei stand beim Projekt eines deutschen Offshore-Spaceports von Anfang an fest, „dass wir versuchen wollen, möglichst kostenoptimiert“ ans Werk zu gehen, so Spalthoff weiter. Aufwändige „Goldrand-Lösungen“ werde es nicht geben.
Dass das Vorhaben auch mit einer besonderen Sensibilität zu behandeln ist, ist den Projektbeteiligten klar. In dem Zusammenhang fallen wichtige Stichworte wie der maritime Umweltschutz und die allgemeine Sicherheit. Denn im Fall der von zahlreichen Staaten eingefassten Nordsee handelt es sich ja um ein durch die Schifffahrt intensiv befahrenes Seegebiet, zu dessen weiteren Nutzern aber auch die Fischerei oder auch der Offshore-Sektor gehören.
Auch das ist klar: Obwohl der Spaceport derzeit maßgeblich durch den Bedarf der deutschen Firmen getrieben wird, soll er im Betrieb auch anderen Raketenherstellern offen stehen und als europäischer Startplatz auch für institutionelle Missionen der Europäischen Kommission nutzbar sein.
Die Bremer Reedereigruppe H & R sieht für sich bei diesem Projekt verschiedene Möglichkeiten, um ihre vielfältige Expertise direkt mit einzubringen.
Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) begrüßt die Gründung von GOSA. Es sei damit auch möglich, „unsere starken Kompetenzen in der Raumfahrt in Bremen mit den maritimen Kompetenzen in Bremerhaven verbinden zu können“. EHA