Ex-Windfrachter „holt Luft“ bei Bredo-Werft

Dieser Mehrzweckfrachter schrieb ein Stück deutsche Schifffahrtsgeschichte: „Beluga Sky Sails“.

Vor zehn Jahren, am 22. Januar 2008, verließ der ein Jahr zuvor für die inzwischen vollständig abgewickelte, ehemalige Bremer Reederei-Gruppe Beluga Shipping gebaute Frachter Bremen mit dem seinerzeit neuartigen Zugdrachen-System. Die Hamburger Firma Sky Sails hatte das alternative Antriebssystem entwickelt, das einen wirksamen Beitrag zur Treibstoffkosten einsparung und damit auch zum Umweltschutz leisten sollte. Die Reederei Beluga wollte das vollautomatische Zugdrachensystem ausführlich testen und, bei entsprechender Bewährung, damit weitere Schiffe der Flotte ausrüsten. Immerhin sollte das System bei Intensivnutzung eine Treibstoffeinsparung von bis zu 20 Prozent bewirken.

Das 132,15 Meter lange und 15 Meter breite Schiff wurde 2007 auf der niederländische Werft Volharding in Harlingen gebaut. Die Taufe erfolgte am 15. Dezember 2007 an der Hamburger Überseebrücke. Prominente Taufpatin war Eva Luise Köhler, die Frau des damalige Bundespräsidenten Horst Köhler.

Der mit zwei Liebherr-Kranen von jeweils 40 Tonnen Hebefähigkeit ausgerüstete Frachter war Bestandteil einer Serie von insgesamt neun baugleichen Schiffen der sogenannten N-Serie.

Zur Jungfernreise der (damaligen), mit dem alternativen Antriebskonzept ausgerüsteten „Beluga Skysails“ steuerte das Logistikunternehmen DHL damals eine umfangreiche Projektladungspartie bei. Die rund 12.000 Seemeilen lange, insgesamt 51 Tage währende Rundreise führte über Guanta in Venezuela nach Davant am Mississippi. Vom US-Golf ging es dann zurück nach Europa, und zwar nach Norwegen. Während dieser Fahrt wurde das Zugdrachensystem regelmäßig, zum Teil über mehrere Stunden, eingesetzt. Dabei wurden wertvolle Erfahrungen gesammelt, die in die weitere Entwicklungsarbeit flossen.

Das Interesse der Öffentlichkeit, einschließlich der Medien, an dieser Pionier-Reise der „Beluga Skysails“ (IMO 9399129), war damals jedenfalls sehr groß. Über die verschiedenen Reiseetappen wurden ausführlich berichtet. Schon sprachen viele von einer Renaissance der sauberen Windkraft in der Handelsschifffahrt dank Hightech-Einsatz.

Ende 2008 kam dann die Lehman-Bankenkrise und in ihrer Folge die Schifffahrtskrise. Zu ihren zahlreichen „Opfern“ gehörte auch die Bremer Reederei Beluga Shipping. Auch das Thema „Windenergie als Antriebskraft“ geriet in Vergessenheit. Die Firma SkySails GmbH meldete im März 2016 als ein Teil der SkySails-Unternehmensgruppe Insolvenz an. Die SkySails Group GmbH als Nachfolgegesellschaft führt den Geschäftsbetrieb indes „uneingeschränkt weiter“.

Soweit holzschnittartig die Geschichte rund um die „BBC Skysails“. Der Frachter wurde 2011 von der Briese-Reederei aus Leer/Ostfriesland erworben und fährt seitdem in deren Management.

Jetzt traf der elf Jahre alte Mehrzweck-Carrier mit seiner einer Tragfähigkeit von 9.821 Tonnen (tdw) bei der Bredo-Werft in Bremerhaven für Wartungs- und Klassearbeiten ein. Das weiterhin auf dem Vorschiff fest montierte Start- und Landesystem für den Zugdrachen erinnert an eine Phase, als die Windkraft im großen Stil kommerziell genutzt werden sollte. EHA/CE

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