Fachwissen der Schiffsmakler unverzichtbar

Mit einem erheblichen Anpassungsdruck wird Europas Schiffsmaklerbranche weiterhin konfrontiert.

Das unterstreicht Dr. Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbands deutscher Schiffsmaklerbetriebe (ZVDS), gegenüber dem THB. Für diese Entwicklung seien mehrere Faktoren verantwortlich. So erkennt Geisler so etwas wie „einen Paradigmenwechsel“. Er sagt: „Aktuell wird jeden Tag mindestens ein Schiff zum Verkauf angeboten. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Schiffsmaklerbüros, denn jedes Schiff, das den Standort verlässt, ist potenziell eines weniger, für das eine Charterparty benötigt wird.“ Jeder Zusammenschluss unter den Containerlinien-Reedereien wirke sich auch auf die Beschaffenheit des Agenturnetzes aus und stelle damit den Fortbestand gewachsener Agenturstrukturen in Frage. Mit Blick auf das Geschehen gerade in der Containerlinienschifffahrt schließt Geisler „weitere Konsolidierungen nicht grundsätzlich aus“. Allerdings böten die Unternehmenskonzentrationen insbesondere Nischenanbietern auch wieder neue Chancen, da viele Kunden keine austauschbare Nummer sein wollen.

Zusätzlichen Anpassungsdruck verspüre die Branche auch durch die weiter voranschreitende Digitalisierung. Geisler dazu: „Waren und sind bislang für die Bestellung eines Agenten oder die Buchung von Ladung, ganz gleich ob per Container, als konventionelles Stückgut oder auch als Projekt- und Schwergut, im Besonderen auch die persönlichen Kontakte des Linien- oder Klarierungsagenten gewünscht und auch gefordert, gestaltet sich dieser Prozess immer austauschbarer.“

So versuchten derzeit die unterschiedlichsten Initiativen, auch gerne Start-ups genannt, den bis dato als Dienstleistung nach Maß konfigurierten Service über neue Buchungsplattformen abzubilden. Geisler weiter: „Ob das gelingt, muss sich natürlich erst noch zeigen. Es drängt sich mir und meinen Berufskollegen jedoch immer häufiger der Verdacht auf, dass mit solchen Initiativen keine nachhaltigen Geschäftsmodelle verfolgt werden.“ Vielmehr würden solche Unternehmensgründungen lediglich für spätere Börsengänge „aufgehübscht“. Es habe sich nämlich auch gezeigt, dass die neuen, aus bestimmten Kreisen hochgelobten Buchungsplattformen da, „wo es kompliziert wird, in der Regel eben nicht weiterhelfen können“. Sie verfügten zwar im Zweifel über viel sogenanntes Risikokapital („Venture-Capital), jedoch in der Regel über wenig Fachwissen oder auch die notwendigen Markt- und Ortskenntnisse. Geisler weiter: „Unsere Branche ist daher davon überzeugt, dass es auch zukünftig einen Bedarf an einem messbaren Mehrwert geben wird, den nur Schiffsmakler und Schiffsagenten bieten können.“ Diese Überzeugung stärke die Branche, die im Verlauf ihrer langen Existenz bewiesen hat, dass sie sich flexibel an veränderte Rahmenbedingungen, auch auf dem Gebiet der Technik, anzupassen wisse.

Der ZVDS besteht im Frühjahr 2018 insgesamt 100 Jahre und plant dazu einen entsprechenden Festakt. EHA

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