Fusion soll die Marktposition stabilisieren
Am Anfang stand die Idee, jetzt ist die Fusion zwischen den beiden Hamburger Traditions-Schlepperunternehmen Fairplay und Bugsier eine Tatsache.
„Am 8. November fand das Closing statt, und der Prozess zur Fusion wurde vollendet“, sagte Walter Collet, Geschäftsführer von Fairplay, am Montag in Hamburg, um zu ergänzen: „Es ist eine Verschmelzung der beiden Firmen auf Augenhöhe.“ Bugsier sei schließlich „eine bekannte und verlässliche Größe in der deutschen Schleppschifffahrt.“ Es gebe daher keinerlei Absichten, „diese Marke einzustellen oder zu verändern.“ Im Gegenteil: „Wir wollen die jeweilige Expertise der beiden Firmen nutzen, um unsere Präsenz in den lokalen Märkten zu stärken, bestehende Kunden an uns zu binden und neue Kunden zu gewinnen“, ergänzte Collet, der vor der Zusammenlegung der beiden maritimen Dienstleister zwölf Jahre lang an der Spitze von Fairplay stand.
Durch die Übernahme von Bugsier unter der Führung von Fairplay ist eine der größten Schleppreedereien Europas entstanden mit knapp 1000 Beschäftigten in der Land- und Bordorganisation, mehr als 100 Einheiten unterschiedlicher Leistungsklassen, die eine Vielzahl von Seehäfen im Nord- und Ostseebereich abdecken. Außerdem wird auch Service für die Bereiche Offshore, Festmacherei oder Erneuerbare Energien angeboten. Darüber hinaus werden seit vielen Jahren die Notschlepper und Ölbekämpfungsschiffe in der Arbeitsgemeinschaft Küstenschutz betrieben, und zwar im 24/7- Operationsmodus. Der Gruppenumsatz beträgt rund 200 Millionen Euro im Jahr. Für Collet ist die jetzt erfolgte Fusion ein logischer Schritt, im Besonderen vor dem Hintergrund der erheblichen Konzentration auf der Nachfrageseite. Das sind vor allem die großen Containerlinien-Reedereien, die im Wesentlichen durch drei große Verbünde repräsentiert werden. Diese Nachfragebündelung bekommen auch die Schlepper-Reedereien vor allem über den Preiswettbewerber zu spüren, und zwar so massiv, dass in der klassischen Hafenschlepperrei schon seit geraumer Zeit eigentlich kein richtiges Geld mehr zu verdienen sei.
Collet reiht sich mit dieser Festellung in die Gruppe der verschiedenen Hafendienstleistern, vor allem der großen Terminal-Betreiber, die genau das beklagen. Durch die Verdichtung in der Anbieterstruktur bei den Dienstleistern hofft Collet auf so etwas wie ein Gegengewicht, so dass auch die Schlepper-Reeder wieder Geld verdienen sollen. Collet umschreibt das mit dieser Aussage: „Wir wollen erreichen, dass es neben uns höchstens noch einen weiteren Schlepperanbieter im Hafen gibt.“ Ein Bestreben, das räumte der Manager ein, das zugegeben recht ambitioniert ist. Immerhin: Für den Hamburger Hafen nimmt das Unternehmen nach eigener Einschätzung einenMarktanteil von um die 50 Prozent ein.“ In den kommenden Monaten steht das weitere Zusammenwachsen der beiden Firmen im Mittelpunkt. Dazu gehöre auch, dass ein neuer Standort für die Firmenzentrale in Hamburg gesucht werden soll. Einen gezielten Personalabbau schließt Collet dabei aus. In den zurückliegenden Monaten wurden jedoch frei gewordene Stellen zunächst nicht neu besetzt. Die Ausbildung von Nachwuchskräften spiele weitere eine große Rolle. Auch deshalb, weil das Unternehmen ambitionierte Wachstumsziele verfolgt. Heißt vor allem: neue Märkte. So soll die heute schon recht starke Präsenz auf dem polnischen Markt als eine Art „Sprungbrett“ dazu genutzt werden, um zum Beispiel im Baltikum oder Finnland Fuß zu fassen. Collet: „Russland trauen wir uns aber im Moment noch nicht zu.“ Ein weiteres Augenmerk gilt dem Mittelmeer und hier vor allem dem spanischen Markt, der interessante Wachstumschancen verspricht.
Was die Flotte betrifft, sieht sich der maritime Dienstleister hingegen gut gerüstet, sei es bei der Anzahl der Einheiten als auch bei deren Leistungsstärke. Hohe Pfahlzugleistungen lägen in Gestalt der Neuzugänge vor, zu denen zum Beispiel der bei Armon Shipyards gebaute „Fairplay IX“ gehört (IMO 9725093) mit 90 Tonnen Pfahlzug. Er wurde 2015 in Dienst gestellt. Collet: „Aktuell planen wir keine neue Schlepper.“ Um die Umweltfreundlichkeit der Einheiten weiter zu verbessern, will die Reederei künftig verstärkt auf GTL als alternativen Treibstoff setzen. Collet: „Bei LNG warten wir zunächst die weitere Entwicklung ab.“ So seien mit dem Einsatz von Flüssigerdgas an Bord der sehr komopakt gebauten Schlepper viele technische Sonderlösungen zu berücksichtigen. EHA