German Naval Yards Kiel streicht Arbeitsplätze

Nach Rendsburg nun auch Kiel: Bei GNYK steht die Weiterbeschäftigung von 200 Mitarbeitern auf dem Spiel, Foto: Behling
Bei German Naval Yards Kiel (GNYK) zeichnet sich ein erheblicher Stellenabbau ab. 200 der rund 500 Arbeitsplätze am Standort stehen nach Informationen der Kieler Nachrichten auf der Kippe.
Bei GNYK führte der Wegfall von Yachtaufträgen kurzfristig zu einem Einbruch bei der Auslastung. Nachdem die Werft zuvor bereits Probleme mit dem Bau eines Marineeinsatzrettungszentrums hatte und eine Niederlage im Wettbewerb um das Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS 180) einstecken musste, ließen sich die Verluste aus dem Yachtgeschäft nicht mehr kompensieren. Hinzu kam im März noch der Pandemie-bedingte Betriebsstillstand. „Es wurden Aufträge storniert; Umsatzeinbußen sind die Folge. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns als Unternehmen neu und zukunftssicher aufstellen, um das Überleben der Werft langfristig zu sichern“, sagte ein Sprecher der Werft.
Die ersten Maßnahmen seien bereits getroffen: „Diese umfassen etwa Kurzarbeit, Altersteilzeitmodelle und einen zeitweiligen Verleih von Arbeitnehmern an andere Unternehmen, aber auch einen Personalabbau. Im Einzelnen sind wir in Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften.“ Ziel sei es, möglichst sozialverträgliche Lösungen zu finden. „Da die Gespräche gerade erst aufgenommen wurden, können wir derzeit allerdings noch keine Angaben zu konkreten Zahlen und den Zeitlinien machen.“
Bei der IG Metall befürchtet man nach den ersten Gesprächen den Verlust von bis zu 200 Arbeitsplätzen bei GNYK. Die Werft gehört zur Privinvest-Gruppe des Unternehmers Iskandar Safa. Zu der Gruppe gehört auch die Rendsburger Nobiskrug-Werft, die erst vergangene Woche <link https: www.thb.info rubriken maritime-wirtschaft single-view news nobiskrug-kuendigt-120-mitarbeitern.html _blank kündigt>die Entlassung von rund 120 der 450 Mitarbeiter angekündigt hatte.
Auch beim Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) blickt man besorgt auf die Lage der Werften: „Es ist schon so, dass Corona eine schwere Belastung für die Werften darstellt, da schlichtweg keine Aufträge reinkommen“, sagte Reinhard Lüken, Vorsitzender des Verbandes. Zugleich hätten sich auch bereits bestehe Probleme verschärft. „Wenn eine Werft schon vorher in einem schwierigen Fahrwasser war und dann keine Aufträge bekommt, weil Corona so viel Unsicherheit und Behinderungen im Markt verursacht, wird es natürlich schwierig. Das war bei FSG der Fall und bei Nobiskrug zum Teil auch ein wenig“, so Lüken. Der Verband fordert deshalb von der Politik flankierende Maßnahmen durch die beschleunigte Vergabe von Aufträgen. „Wenn jetzt alle an einem Strang ziehen, besteht die Chance, dass die Werften sogar gestärkt aus der Krise herausgehen“, sagte Lüken.
Strukturelle Probleme der Werften hinsichtlich der Produktivität sieht der VSM aber keine. „Dem deutschen Schiffbau ging es bis Corona doch sehr gut. Wir hatten ein Rekordauftragsbuch bei den Werften. Wir waren im Vergleich zu den Werften in Asien eigentlich sehr gut aufgestellt“, sagte Lüken. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass in Schleswig-Holstein auch 2030 Schiffe gebaut werden. Wenn wir nicht alles falsch machen, bin ich mir da sicher.“ FB/ger