Geschäftsmodell dem Markt anpassen

Ein Ende des niedrigen Ölpreises ist nicht absehbar. Die Unternehmensberatung Roland Berger rechnet damit, dass er in den kommenden fünf Jahren auf seinem aktuellen Niveau von 45 bis 55 Dollar pro Barrel verharren wird.

Das ist das Ergebnis der Studie „Lower for much longer – Adam Smith in the Permian“, die Roland Berger jetzt veröffentlicht hat. „In diesem dynamischen Umfeld mit hohem Kostendruck erwarten wir technische Weiterentwicklungen, die die Förderkosten nochmals senken und ein ausreichendes Ölangebot garantieren werden“, sagte Roland-Berger-Partner Walter Pfeiffer. Früher hätten ausschließlich die erdölexportierenden Länder (OPEC) den Preis bestimmt. Heute führten effizientere Förderkonzepte und technischer Fortschritt zu einem stärker auf Wettbewerb ausgerichteten Markt.

2014 war der Ölpreis auf rund 50 Dollar pro Barrel gesunken. Ein Grund war das erstmalige Abweichen der OPEC von der Strategie, die bisherigen Ölpreise mit einer Angebotsverknappung künstlich hoch zu halten. Hinzu kam eine gestiegene Ölproduktion amerikanischer Unternehmen, die mithilfe neuer Fördermethoden, wie etwa Fracking, ihr Angebot zwischen 2009 und 2014 auf fünf Millionen Barrel pro Tag verdoppelten. Dennoch blieb trotz des gesunkenen Ölpreises und des Überangebots das von Kritikern beschworene Ende der Schieferölförderung aus. Im Gegenteil: Durch die Modernisierung ihrer Anlagen und eine effizientere Förderung verbesserten die Fracking-Unternehmen ihre Profitabilität sogar. Und die neue Methode führte zu einer Halbierung der Kosten pro Barrel von knapp 100 Dollar im Jahr 2009 auf gut 50 Dollar in diesem Jahr. Damit bleibt diese Art der Ölförderung auch in Zeiten niedriger Ölpreise weiterhin profitabel und damit attraktiv, so Roland Berger.

Der Einfluss der OPEC auf den Ölpreis schwindet. Wenn sie am Mittwoch die Fördermengen senkt und der Ölpreis dadurch ansteigt, wird das fehlende Angebot durch die neuen Produzenten aus den USA ersetzt und der Preis bleibt stabil. „Dadurch verliert die OPEC Marktanteile und den Mitgliedern entgehen wichtige Einnahmequellen“, führt Pfeiffer aus. Dabei seien die Staatshaushalte der OPEC-Staaten auf die Einnahmen aus der Ölproduktion angewiesen. Während der Großteil der OPEC-Staaten eine Reduzierung der Fördermengen beschlossen hat, gibt es einige Ausnahmen: So sind Länder wie Nigeria oder Libyen aufgrund der angespannten politischen Situation von Senkungen ihrer Fördermengen ausgenommen. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait wollen ihre Produktion in den kommenden fünf Jahren weiter erhöhen. Hinzu kommt der Iran, der nach dem Ende der Sanktionen seine Produktion wieder hochfährt. Die Folge ist ein Machtverlust der OPEC im Preiswettbewerb.

„Die technologische Weiterentwicklung der Förderung und eine schwächelnde OPEC werden den Preis auf dem jetzigen Niveau stabil halten“, stellt Pfeiffer fest. Unternehmen in der Ölindustrie sollten nicht auf einen steigenden Ölpreis setzen, sondern das niedrigere Niveau akzeptieren und ihre Geschäftsmodelle den neuen Marktgegebenheiten anpassen.

OPEC hofft auf Einigung

Die OPEC dagegen hält es trotz internen Streits für möglich, dass die Ölpreise bald wieder stärker anziehen. Vor dem entscheidenden Fachminister-Treffen zu Förderkürzungen am Mittwoch zeigten sich Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder vorsichtig optimistisch, eine Einigung zu erzielen. „Wir sind noch hoffnungsvoll“, sagte ein Vertreter Libyens vor dem Beginn einer Sitzung auf Beam tenebene in Wien.

Manche Marktbeobachter bezweifeln jedoch, dass die OPEC das genaue Vorgehen noch in dieser Woche besiegeln wird. Ursprünglich waren zum Wochenbeginn gemeinsame Gespräche auch mit wichtigen Nicht-OPEC-Staaten wie Russland geplant. Auf Wunsch des mächtigen OPEC-Mitglieds Saudi-Arabien wurden diese Unterredungen aber abgesagt, und ausschließlich Vertreter des Ölkartells trafen zusammen. Ohne interne Einigung seien Verhandlungen mit anderen Förderländern nicht sinnvoll, lautete die Begründung.

OPEC-Delegierte aus Algerien und Venezuela wollen nun nach Moskau reisen, um mit dem Förderriesen Russland zu sprechen. Offizielles Ziel der OPEC war es zuletzt, auch wichtige Ölstaaten außerhalb des Kartells unbedingt einzubinden. Nur so könne ein Anstieg der Preise erreicht werden. Der Ölpreis war wegen eines hohen Angebots auf dem Weltmarkt zeitweise bis unter 30 Dollar pro Barrel gefallen. Zuletzt hatte er sich aber zwischenzeitlich wieder etwas erholt.

Im September beschloss die OPEC grundsätzlich eine Beschränkung des täglichen Produktionsvolumens auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel. Zuletzt förderte das Kartell im Oktober einen Rekordwert von geschätzten 33,6 Millionen Barrel pro Tag. Die Saxo Bank rechnet mit einer Einigung. Aber: „Auch wenn wir glauben, dass es zu einem Beschluss kommen wird, bleibt die Frage, wie geschlossen das Kartell bleibt.“ fab/dpa

Mit Spannung wird das Treffen der Opec-Ölminister am Mittwoch in Wien erwartet. Können sich die Mitgliedsländer auf eine Förderkürzung einigen und so die Preise wieder in die Höhe bringen? Die wichtigsten Kennzahlen zum Ölmarkt im Überblick:

- Die Opec wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Heute hat das Ölkartell 14 Mitgliedstaaten. Der wichtige Produzent Russland gehört nicht dazu.

- Das Ölkartell besitzt über drei Viertel der bekannten Ölreserven.

- Zuletzt förderte die Organisation einen Rekordwert von geschätzten 33,6 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Das ist etwa ein Drittel des weltweiten Bedarfs. Innerhalb der Opec kommt wiederum fast ein Drittel der Gesamtmenge vom Öl-Riesen Saudi-Arabien mit über 10 Millionen Barrel pro Tag.

- Der Ölpreis hat sich seit Mitte 2014 in etwa halbiert, was vielen Firmen und Förderländern massiv zusetzte. Verbraucher profitierten hingegen davon. Die Preise fielen von 100 auf zeitweise unter 30 Dollar je Barrel, erholten sich aber zuletzt wieder leicht. Aktuell ist ein Fass für um die 45 Dollar zu haben.

- Die Organisation rechnet 2017 mit einem leicht gesteigerten weltweiten Ölbedarf von 95,6 Millionen Barrel pro Tag.

- Fast ein Achtel des Weltölverbrauchs entfällt auf China. Nach Opec-Einschätzung hat das Land 2017 einen Bedarf von im Schnitt 11,50 Millionen Barrel täglich. In Europa dürfte sich der Verbrauch im kommenden Jahr leicht auf 13,88 Millionen Barrel steigern.

- Die USA haben in den vergangenen Jahren durch mit der Fracking-Technologie erschlossene Förderquellen deutlich an Einfluss auf dem internationalen Ölmarkt gewonnen. (dpa)

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