„Grüne Schifffahrt“ muss vorgelebt werden

Es ist schon fast so etwas wie ein Modewort geworden: „Green Shipping“, „Grüne Schifffahrt“. EU-Kommissar Karmenu Vella informierte sich jetzt im MARIKO in Leer.

Doch wo kann man konkrete Beispiele für eine nachhaltige Schifffahrt erleben? Diese und weitere Fragen spielten eine Rolle beim Besuch des EU-Kommissars für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei, Karmenu Vella, im Maritimen Kompetenzzentrum (MARIKO) in Leer. Der von der Mittelmeerinsel Malta stammende EU-Kommissar besuchte die Einrichtung in Ostfriesland auf Einladung von Matthias Groote, Mitglied im Europäischen Parlament (EP). Der in Leer geborene SPD-Politiker gehört dem EP seit 2005 an und bringt sich unter anderem im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in die Parlamentsarbeit ein.

Nach einer Einführung zu laufenden Projekten der MARIKO GmbH, wie dem grenzübergreifenden Kooperationsprojekt Mari Green und den Aktivitäten des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen mit seinen Geschäftstellen in Leer und Elsfleth, berichtete Marcus Bentin, Dekan des Fachbereichs Seefahrt der Hochschule Emden/Leer, über das Zukunftsprojekt „GreenSailer“. Dabei geht es um einen Prototyp für einen innovativen Frachtsegler, der im Küstenverkehr eingesetzt wird und zum Beispiel für die Ver- und Entsorgung von Inseln eingesetzt werden könnte. Dank seines umweltfreundlichen Hauptantriebs, des Segels, erfüllt er nach Überzeugung von Bentin das Leitbild des „Zero Emission Ship“.

Der Brüsseler Gast begrüßte die umfangreichen Anstrengungen des Maritimen Kompetenzzentrums mit dem Ziel, die Schifffahrt nachhaltiger zu machen und ein Bewusstsein für Belange der Meeresumwelt zu schaffen. Wilke Briese vom Reederverein Ems-Dollart ging auf das besondere Spannungsverhältnis zwischen dem gemeinhin als umweltfreundlich eingestuften Seeschiff und Landverkehrsträgern wie dem Lkw ein. Gerade in der europäischen Küstenschifffahrt sei der Preiswettbewerb durch den Lkw massiv spürbar. Um so besorgter schaue die Reedereibranche auf Bestrebungen in Brüssel, die europäische Schifffahrt in ein CO2-Emissionshandelssystem mit einzubeziehen. Briese sieht darin eine konkrete Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des Schiffes gegenüber dem Lkw. Bisherige schiffsaffine Ladungsmengen könnten damit wieder zurück auf die Straße abwandern – „mit entsprechend negativen Folgen für die Umwelt“, so Briese. Diesen pessimistischen Einschätzungen schloss sich auch Alfred Hartmann, Präsident des VDR, an: „Schiffe fahren auf der ganzen Welt und brauchen daher internationale Regeln. Beim Klimaschutz ist die internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO auf dem richtigen Kurs. Wir begrüßen, dass sich EU-Kommissar Vella und der Europaabgeordnete Groote heute dafür ausgesprochen haben, die europäische Schifffahrt nicht zusätzlich zu belasten.“ Der Besuch von EU-Kommissar Vella zeigt laut Hartmann außerdem, „dass Deutschland bei Forschung und Innovationen im Bereich Green Shipping – wie hier am Schifffahrtsstandort Leer – viel zu bieten hat“. Die öffentliche Förderung von teurer Umwelttechnik an Bord könne den Reedereien helfen, trotz Schifffahrtskrise eine Vorreiterrolle bei grünen Innovationen in Deutschland und Europa einzunehmen. Nutznießer seien neben der Umwelt auch der Arbeitsmarkt, auf dem „hochwertige Jobs“ gesichert werden.

Besuch im Simulator

Ein besonderer Höhepunkt für den Brüsseler Gast war der Besuch des Schiffsführungssimulators "susanNE". Er wird von der Nautitec GmbH betrieben, ein Unternehmen, das 2007 durch die Reeder Hermann Buss and Alfred Hartmann gegründet wurde. Georg Haase, Geschäftsführer der Gruppe, hatte sich etwas Besonderes für den Gast einfallen lassen. Denn der eingespielte Hafenanlauf weckte spontan „Heimatgefühle“ beim Brüsseler Gast, schließlich sollte der Hafen von Valletta auf Malta angelaufen werden. Vella ließ es sich dabei nicht nehmen, in diesem Fall selbst ans Ruder zu treten.

Katja Baumann, Geschäftsführerin der MARIKO GmbH, war mit dem Besuchsverlauf sehr zufrieden. „Wir freuen uns sehr über die Möglichkeit, die Themen der maritimen Wirtschaft an solch prominenter Stelle platzieren zu können. Darüber hinaus sehen wir uns darin bestätigt, dass die Themen, die wir im Maritimen Kompetenzzentrum in einer starken Partnerschaft aus Hochschule, Nautitec GmbH und MARIKO GmbH bearbeiten, nicht nur einen ökologischen, sondern auch ökonomischen Mehrwert für den maritimen Sektor in der Region und darüber hinaus haben.“ EHA

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