Hafenfeste künftig ohne Traditionsschiffe?

Appell zum Erhalt der Traditionsschifffahrt, Foto: Rettet die Traditionsschiffe e.V.

Sie sorgen für das nötige Flair bei zahlreichen maritimen
Wird es den 829. Hamburger Hafengeburtstag im Mai 2018 ohne Mitwirkung der allseits geschätzten und beliebten Traditionsschiffe geben?
Nach Einschätzung von Bastian Reese, der sich im Rahmen der Kampagne „Rettet die Traditionsschiffe“ für die Veteranen unter Dampf-, Motor- und Segelantrieb einsetzt, könnte es tatsächlich dazu kommen. Denn weiterhin sehen die fahrzeugbezogenen Betreibervereine der Schiffs-Oldies ihre Existenz durch die neue Schiffssicherheitsverordnung (SchSV) des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) bedroht. Die Verordnung sieht unter anderem teure Umbauten und strengere Anforderungen an die Seediensttauglichkeit oder die medizinische Ausbildung der Besatzungen vor und liegt derzeit bei EU-Kommission zur Prüfung vor.
So wie Reese beurteilt auch der Dachverband der deutschen Traditionsschiffe GSHW (Gemeinsame Kommission für historische Wasserfahrzeuge e.V.) die Lage eher pessimistisch. GHSW-Verbands-Vizechef Nikolaus Kern erkennt jedenfalls „keine Entspannung in wesentlichen Fragen der geplanten und umstrittenen Sicherheitsverordnung“. Er bringt es auf den Punkt: „Mit diesem Entwurf können wir nicht leben.“
Reese, der sich als ehrenamtliches Crewmitglied im Besonderen für die 1909 in den Niederlanden als Frachtsegler gebaute „Fortuna“ einsetzt, verweist darauf, dass er zusammen mit vielen Traditionsschiff-Begeisterten zunächst große Hoffnungen an die 10. Nationale Maritime Konferenz (NMK) in Hamburg geknüpft hatte, nachdem Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt eine vor Ort durchgeführte Protestaktion zum Anlass genommen hatte, um den Akteuren „ergebnisoffene Gespräche“ zuzusagen. Doch außer der Ankündigung, die Anfang April durchaus beruhigend wirkte, sei bis jetzt nichts passiert. Sören Vollmann vom Frachtsegler-Oldie „Lovis“ ergänzt: „Wir fordern, dass das BMVI nun einen breiten, ergebnisoffenen Beteiligungsprozess ermöglicht. Dabei ist es unerlässlich, die derzeitige Fassung der Schiffssicherheitsverordnung zu stoppen, die das Aus vieler Schiffe bedeuten würde.“
Den jüngsten Hamburger Hafengeburtstag nahmen die Traditionsschiffahrts-aktivisten jedenfalls noch einmal zum Anlass, um im Wortsinne engagiert und auch pointiert Flagge zu zeigen. Sei es vor Ort im Museumshafen Oevelgönne, wo viele der maritime Schätze ihren Liegeplatz haben, oder im Rahmen der Hafengeburtstagstörns. Dabei führten verschiedene Segler, Dampfschiffe und andere Fahrzeuge große Transparente mit, auf denen zum Beispiel stand: „Vielfalt auf See! Traditionsschiffe retten.“
Dringenden Handlungsbedarf erkennt auch die schifffahrts- und hafenpolitische Sprecherin der FDP im Niedersächsischen Landtag, Hillgriet Eilers. Sie fordert die Landesregierung auf, konkrete Schritte zum Erhalt der Traditionsschifffahrt einzuleiten. Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) dürfe sich keinen Sand in die Augen streuen lassen, wenn der Bund Finanzhilfen für etwaige Nachrüstungen oder Umbauten der Schiffs- und Bootsveteranen gewähren wolle. Denn bis diese Gelder tatsächlich ausgezahlt werden, „können Jahre vergehen“, so Eilers. Zudem wisse gegenwärtig auch niemand, mit welchen Mehrheitsverhältnissen nach der Bundestagswahl zu rechnen sei. Die Abgeordnete weiter: „Statt sich also darauf zu verlassen, sollten er und der gesamte Landtag sich lieber dem aktuellen FDP-Antrag zum Thema anschließen. Bereits der Verzicht auf ein Seediensttauglichkeitszeugnis für Ehrenamtliche, das vergleichbar mit dem von Berufsseeleuten sein soll, würde der Traditionsschifffahrt sofort helfen. Das wäre ein erstes, wirksames Zeichen, das sich schnell umsetzen ließe und nicht einmal den Haushalt belasten würde.“
Die von Verkehrsminister Dobrindt angekündigte Finanzhilfe wirke nur auf den ersten Blick wie eine echte Unterstützung. Viele Schiffe müssten jedoch teuer und zu aufwendig umgebaut werden, um der dahinterliegenden Richtlinie zu entsprechen. Außerdem sehe sie vor, dass die meisten ehrenamtlichen Crews künftig ähnliche Qualifikationen wie Berufsseeleute vorweisen müssten, ergänzte Eilers. EHA/dpa