Hapag-Lloyd zurück in der Verlustzone

Der verschärfte Preiskampf im Container-Geschäft hat die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd im zweiten Quartal wieder tief in die roten Zahlen gedrückt.

In den Monaten April bis Juni fuhr das Unternehmen unterm Strich einen Verlust von 99 Millionen Euro ein, teilte die Hamburger Reederei am Mittwoch mit. Ein Jahr zuvor hatte die Gesellschaft noch 29 Millionen Euro Gewinn erzielt. Seit Jahresbeginn hat Hapag-Lloyd damit einen Nettoverlust von 142 Millionen Euro hinnehmen müssen. Die Umsätze reduzierten sich bei Hapag-Lloyd im zweiten Quartal um 21 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro. Das lag vor allem an den gesunkenen Transportpreisen. Die Zahl der transportierten Container sank um drei Prozent auf knapp 1,9 Millionen Einheiten. Nachdem das Unternehmen vor Zinsen und Steuern im ersten Quartal noch einen kleinen Gewinn ausgewiesen hatte, stand dort im zweiten Jahresviertel ein Minus von 44,5 Millionen Euro.

Konzernchef Rolf Habben Jansen hatte seine Erwartungen für das Gesamtjahr bereits Mitte Juli zusammengestrichen. „Das Halbjahresergebnis ist enttäuschend“, räumte der Manager am Mittwoch bei der Vorlage der Zwischenbilanz ein. Die erzielten Einsparungen aus dem 2015 erfolgten Zusammenschluss mit der chilenischen Reederei CSAV reichten nicht aus, um den Rückgang der Transportpreise auszugleichen, berichtete Habben Jansen. „Auch wenn die Frachtraten zuletzt in der Hochsaison in verschiedenen Fahrtgebieten wieder angestiegen sind, kommt diese Erholung später, als wir es erwartet haben.“ Die Raten lagen im ersten Halbjahr bei 1042 Euro pro Standardcontainer, im Vorjahr waren es 1296 Euro. Transportiert wurden im ersten Halbjahr 2016 nahezu unverändert 3,7 Millionen TEU. Der Umsatz sank auf 3,79 Milliarden Euro – nach 4,7 Milliarden im Vorjahreshalbjahr.

Für das Gesamtjahr rechnet Habben Jansen seit Juli mit einem deutlich rückläufigen Gewinn vor Steuern und Zinsen, nachdem er zuvor noch eine deutliche Steigerung anvisiert hatte. 2015 hatte Hapag-Lloyd vor Zinsen und Steuern 366 Millionen Euro verdient. Mit einer Eigenkapitalquote von 44,4 Prozent und einer Liquiditätsreserve von rund 775 Millionen Euro sei Hapag-Lloyd im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt, bekräftigte das Unter nehmen.

Synergien aus Fusion

Die Hoffnungen des Vorstands liegen nun auf der eingeleiteten Fusion mit der arabischen Reederei UASC und einer schnellstmöglichen Billigung durch die Wettbewerbshüter. „Der Zusammenschluss wird uns jährliche Nettosynergien in Höhe von mindestens 400 Millionen Dollar bringen, die zum Teil bereits im nächsten Jahr greifen sollten“, sagte Hapag-Vorstandschef Habben Jansen am Mittwoch. Bislang erwarteten beide Unternehmen eine Zustimmung der international zuständigen Wettbewerbsbehörden bis Jahresende.

Aufgrund des schwierigen Marktumfelds sei es daher „umso wichtiger, die Transaktion mit UASC schnellstmöglich umzusetzen“, teilte Habben Jansen mit. Bei der Fusion mit der United Arab Shipping Company (UASC) geht es Hapag-Lloyd nicht allein um Marktzugänge, sondern auch um die Flotten der beiden Unternehmen. „Das fusionierte Unternehmen hat eine sehr junge, sehr effiziente Flotte, und das sollte es uns ermöglichen, sehr kostengünstig zu werden“, hatte der Vorstandschef im Juli angekündigt. Es führt dann 237 Schiffe mit einer Transportkapazität von rund 1,6 Millionen Standardcontainern.

Der Fusion mit UASC hatten im Juli wesentliche Gremien und die Hauptaktionäre zugestimmt. Die Investmentgesellschaften des Emirats Katar und Saudi-Arabiens werden mit 14,4 und 10,1 Prozent der Aktien neue Kerngesellschafter. Sie wollen mit CSAV (künftig 22,6 Prozent) sowie dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne (14,6 Prozent) eine Kapitalerhöhung um 400 Millionen Euro stemmen. Dieser müssen die Aktionäre auf ihrer Hauptversammlung am 26. August in Hamburg noch zustimmen. Danach wird der Anteil der Stadt Hamburg von 14,9 Prozent weiter verwässert.

„Sparplan reicht nicht aus“

Der wirtschaftspolitische Sprecher und parlamentarische Geschäftsführer der Hamburger FDP-Fraktion, Michael Kruse, sieht Hapag-Lloyd in einer gefährlichen Schieflage. Die Reederei sei nun bereits im vierten Quartal in Folge in der Verlustzone, sagte Kruse am Mittwoch anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen. „Allen Ankündigungen zum Trotz reichen die Kosteneinsparprogramme offenbar nicht aus, um dem Wettbewerbsdruck standzuhalten. Die massive Erhöhung der Schulden des Unternehmens durch die UASC-Fusion macht eine Kapitalerhöhung notwendig. Gleichzeitig verliert Hapag-Lloyd noch sehr viel Geld, bevor die Fusion ihre Auswirkungen zeigen wird“, so der FDP-Politiker. Die UASC-Fusion allein werde nicht reichen, um Hapag-Lloyd aus der Verlustzone zu bringen. Das Hamburger Investment in Hapag-Lloyd stehe vor einer weiteren Abschreibung um Hunderte Millionen Euro.

Warten auf Maersk

Am Freitag wird die Reederei Maersk Line ihre Zahlen für das zweite Quartal veröffentlichen. Analysten gehen davon aus, dass auch der Marktführer auf einen Fehlbetrag in dreistelliger Millionenhöhe gerutscht ist. Bislang geht der dänische Konzern davon aus, für das Gesamtjahr schwarze Zahlen schreiben zu können. fab/dpa

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