Husums Heimathafen fürs maritime Erbe

Idealisten braucht jedes Land. Da ist es ein Glücksfall, wenn sich zu dieser an sich wertvollen Charaktereigenschaft noch eine entsprechend gut gepolsterte Geldbörse gesellt.

Auch das Schiffahrtsmuseum Nordfriesland in Husum ist das Werk von Idealisten und eines sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewussten Mäzenatentums. Einer von ihnen ist der 2009 verstorbene, erfolgreiche Husumer Unternehmer Peter Cohrs (sen.) mit seiner Ehefrau Karin (85). Beide waren von der Idee eines „Heimathafens“, in dem das reichhaltige maritime Erbe Nordfrieslands bewahrt und für die Nachwelt erhalten bleibt, begeistert und legten dafür Ende der 1980er Jahre mit Gleichgesinnten den Grundstein. Während des Deutschen Seeschiffahrtstages im Sommer 1989 in Husum wurde das Museum in den Räumlichkeiten der ehemaligen Landeszentralbank, einem markanten Gründerzeitgebäude, dessen Außenfassade derzeit renoviert wird, eröffnet.

Dass dieses einstige Bankhaus nicht nur zur Verfügung, sondern auch zum Verkauf anstand, ist aus heutiger Sicht immer noch ein historischer Glücksfall. Es bietet reichlich Platz in seinem Inneren und liegt zudem wenige Meter von Husums Ur-Hafen entfernt, dem „Binnenhafen“. Hier stand auch die (alte) Husumer Schiffswerft, deren Grundfläche unter anderem mit dem Rathaus bebaut wurde. Immerhin: Die einstige Slipanlage der Werft ist erhalten geblieben. Sie ziert heute die 1907 zunächst als Segler gebaute „Eider“, die 1921 zum Tonnenleger umgerüstet wurde und ab 1958 bis zur Außerdienststellung als „Hildegard“ fuhr. Seit 2000 ist das top-renovierte Stahlbaufahrzeug ein Blickfang für das Gebäudeensemble rund um den Binnenha fen.

Was für praktisch jedes Schifffahrtsmuseum rund um den Globus gilt, trifft auch für das Husumer Haus zu: Es beherbergt einmalige maritime Kostbarkeiten. So beeindruckt in der teilüberdachten Außenanlage die Sammlung von Heckzieren all jener Schiffe, die in den zurückliegenden Jahrhunderten in der Nordsee untergingen, oftmals mit Mann und Maus. Jedes dieser Heckzier-Exponate steht also für ein Schiffsdrama. Ein besonderes Juwel ist der vor mehr als 400 Jahren gewissermaßen vor den Toren der Stadt gesunkene niederländische Frachtsegler. Es ist einer dieser glücklichen Zufallsfunde. Denn an der Stelle, wo der Frachtsegler über Jahrhunderte vom Kleiboden eingekapselt lag, sollte ein neues Siel in einer Deichanlage entstehen. Als mit der Baggerschaufel Reste von Eichenbohlen zutage gefördert wurden, stoppten die Arbeiten sofort. Die vor Ort eingetroffenen Landesarchäologen erkannten schnell die Einmaligkeit der Fundstücke. Was folgte, war eine aufwendige, überlegt durchgeführte und gut dokumentierte Bergungs- und Konservierungsaktion für den Frachtkahn.

Einzelfunde

Im Rahmen dieser Arbeiten wurden noch viele Einzelfunde gemacht, die den Forschern einen wertvollen Einblick in das Bordleben der Küstenschifffahrt zwischen Holland und Norddeutschland im 16. Jahrhunderts vermittelten.

Für das aus starken Eichenbohlen gebaute Schiff, das mittels einer „Zuckerlösung“ konserviert wurde, entstand Ende der 1990er Jahre ein eigener, klimatisierter Anbau. Zahlreiche, genau erklärte Fundstücke erzählen dem Besucher die besondere Geschichte des „Uelvelsbüller Wracks“, benannt nach dem genauen Fundort.

Das Husumer Haus hält in seinen Räumen jedoch noch viele weitere Schätze bereit: von der Fischereiwirtschaft über die Navigation, den Schiffbau bis hin zur Arbeit der DGzRS. Dazu wird die Dauerausstellung immer wieder durch Sonderschauen ergänzt.

Förderkreis

Das jährlich 30.000 Besucher zählende Museum finanziert sich über Eintrittsgelder und Spenden. Ein aktiver Freundes- und Förderkreis sorgt dafür, dass der Heimathafen weiter erstrahlen kann. Eine enge Verbundenheit besteht zudem zwischen der Einrichtung und dem Internationalen Maritimen Museum in Hamburg, das von dem Schifffahrtsbegeisterten Prof. Peter Tamm begründet wurde.

Wie stark sich die Husumer mit „ihrem“ Museum identifizieren, bestätigte Tom Brodersen, Geschäftsführer des ortsansässigen Schiffsmakler-Betriebes Wilhelm E. F. Schmid GmbH, dem THB. „Das Schifffahrtsmuseum mit seiner exklusiven Ausstellung liegt uns sehr am Herzen. Die Exponate sind wirklich detailgetreu und gut erhalten, einzigartig möchte man sagen.“ Auch der einstige Firmengründer und 1990 verstorbene Seniorchef Horst W. Schulz hatte sich persönlich dafür eingesetzt, dass das Museum entstehen konnte. Auch Schulz war zu Lebzeiten einer dieser unverzichtbaren Idealisten.

Weitere Informationen im Internet unter: <link http: www.schiffahrtsmuseum-nf.de>www.schiffahrtsmuseum-nf.de  EHA

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