Island liefert Rotterdams Energie

Ljósafoss, das älteste Wasserkraftwerk von Landsvirkjun, wo nun das erste Wasserstoffwerk geplant ist., Foto: HbR
Weltweit entwickelt sich mit zunehmendem Tempo ein neuer Energiemarkt – und der Hafen Rotterdam will bei diesem Zukunftsvorhaben von Anfang Premium-Mitglied dieser Energie-Avantgarde sein.
Es geht um „Grünen Wasserstoff“ als sauberen Energieträger der Zukunft, wenn es gelingt, diese Kraftquelle klimaneutral zu nutzen. Am Freitag gab Allard Castelein, Chef des Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) erste Details für ein zukunftsweisendes Projekt bekannt: den Import von „Grünem Wasserstoff“, erzeugt mittels „grüner“ Energie auf Island.
Der HbR und der isländische Energiekonzern Landsvirkjun hatten in einer Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MOU) ihren Willen zu einer Zusammenarbeit bekundet. Im ersten Schritt wollen die Partner eine Vorab-Machbarkeitsstudie erstellen lassen, mit der ermittelt werden soll, ob, und wenn ja, unter welchen technischen Rahmenbedingungen, sich in Island erzeugter „Grüner Wasserstoff“ nach Nordwesteuropa transportieren lässt. Rotterdam, das künftig eine Rolle als führender Energiehafen am Nordkontinent spielen will, wäre dann der Anlandungs-, Verarbeitungs– und Verteilungs-Standort für Islands neues Exportgut.
Europas größter Seehafen hat bereits einen „Wasserstoff-Masterplan“ und ist entschlossen, diesen in zehn Jahren mit Leben zu füllen. Dabei bekommt der Maashafen auch umfassende politische Unterstützung aus Den Haag. Zusätzliche Motivation für das Zukunftsvorhaben erfährt der HbR dabei auch aus der lokalen maritimen Wirtschaft. Diese hat erkannt, dass das Zeitalter der fossilen Energieträger auch vor dem Hintergrund der an Fahrt gewinnenden Klimaschutzdiskussion beschleunigt endet. Dieser Trend zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist auch in der aktuellen Gütermengenentwicklung ablesbar. Dabei ist den Rotterdamern bewusst, dass es bei „Grünem Wasserstoff“ zwar nicht mehr um „Nur“–Tonnage geht, sondern um Wertschöpfung und Technologieführerschaft.
Island sucht derweil nach Chancen, sein natürliches Energiepotenzial intensiver zu nutzen. Mit einem aktiven Vulkan-Umfeld verfügt Island über unbegrenzte Energie-ressourcen. Landsvirkjun hatte eine Studie zur Entwicklung einer Wasserstoff-Produktionsanlage im Wasserkraftwerk Ljósifoss in Auftrag gegeben. Die Produktion des sauberen Energieträgers wird dabei durch Elektrolyse von Wasser mit erneuerbarer Energie kohlenstofffrei. Diese Methode zur Herstellung von Wasserstoff ist eher unüblich, da der Großteil der weltweiten Wasserstoff-Erzeugung derzeit noch aus fossilem Erdgas erfolgt. EHA