„Janssand“ sucht neuen Eigner

Schiff mit einer langen und wechselvollen Geschichte: die „Janssand“ hier auf den Helgen der Diedrich-Werft, Foto: Diedrich Werft
Ob Militär-Lkw, EDV-Ausrüstung, Behördenfahrzeuge oder Schiffe und Boote: Die bundeseigene Treuhandgesellschaft VEBEG ist die Adresse für ausgemustertes Bundesmaterial zu hochinteressanten Konditionen.
Nachdem in den zurückliegenden Monaten neben kleineren und größeren Behördenschiffen auch demilitarisierte Schiffe der Deutschen Marine, darunter auch verschiedene Fregatten der Klasse 122 („Bremen“-Klasse), öffentlich versteigert wurden, ziert seit Kurzem ein inte ressantes Behördenschiff den elektronischen Marktplatz.
Dabei handelt es sich um das Mehrzweckschiff „Janssand“ (IMO 8650370). Nach THB-Recherchen läuft das Gebotsverfahren für das Fahrzeug noch bis zum 18. Juli.
Die „Janssand“ hat ein durchaus wechselvolles Schiffsleben hinter sich. 1954 wurde das Fahrzeug zunächst für das Militär gebaut, und zwar als ein Landungsboot. In den 1970er-Jahren erfolgte dann eine Umwidmung dieser Plattform und Aus- und Nachrüstung für verschiedene Aufgaben sowie die Aufnahme von Spezialmaterial für die Öl- und Schadstoffunfall-Bekämpfung beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). So befindet sich heute unter anderem ein Löschmitteltank an Bord, der bis zu 1000 Liter Schaumlöschmittel aufnehmen kann. Das ausgemusterte Behördenfahrzeug, zuletzt in Norden stationiert, wo es sich derzeit auch noch befindet, ist heute 30 Meter lang und sieben Meter breit. Im Rahmen seiner Umnutzung für zivile Zwecke wurde der Rumpf 1988 noch um vier Meter verlängert. Im gleichen Jahr erfolgte auch eine gründliche Neumotorisierung. Seitdem besteht der Hauptantrieb der Mehrzweckplattform aus zwei Deutz-Motoren des Typs „SA 6M 816“ mit jeweils 165 kW Leistung. Darüber hinaus sind an Bord noch verschiedene Hilfsmaschinen untergebracht. Zur Verbesserung der Manövriereigenschaften erfolgte auch der Einbau eines Propellers aus der Produktfamilie des Herstellers Schottel.
Zu den besonderen Vorteilen des Fahrzeugs gehört auch, dass es, da als militärisches Landungsboot konzipiert, einen sehr geringen Tiefgang hat. Das macht es auch in Zukunft für den Einsatz in küstennahen, flachen und einem starken Tidenhub ausgesetzten Bereichen bestens geeignet. Von einem besonderen Nutzwert ist dabei auch die hydraulisch absenkbare beziehungsweise hochfahrbare Bugrampe.
Das Fahrzeug wurde in den zurückliegenden Jahren, wie bei Bundes- oder Landesfahrzeugen normaler Standard, regelmäßigen Wartungs- und Reparaturarbeiten unterzogen. Die letzte Dockung erfolgte im Jahr 2016. Zu den betreuenden Werften gehörte in der Vergangenheit auch die mittelständische Schiffswerft Diedrich GmbH in Moormerland im Landkreis Leer/Ostfriesland.
Das Unternehmen hat sich auf Neu- und Umbauten sowie Reparaturen spezialisiert und ist seit über 80 Jahren im Markt präsent. Die technische Ausstattung der Werft erlaubt nach eigener Darstellung den Bau von Schiffen bis zu einer Länge von 70 Metern, einer Breite von 14 Metern sowie einem Tiefgang von bis zu zweieinhalb Metern. Das Produktportfolio beinhaltet realisierte Fahrgastschiffe für die Watt- und Binnenfahrt ebenso wie den Bau von Fracht- und Spezialschiffen. Auch Fischereifahrzeuge wurden bislang gebaut.
Fest steht indes das: Die „Janssand“ als Name darf es nach dem erfolgreichen Abschluss der Auktion nicht mehr geben. Und: „Das Mehrzweckschiff ist ausfuhrgenehmigungspflichtig.“ EHA