Kampf für Hamburg Süd-Jobs

Die Mitarbeiter der Traditionsreederei Hamburg Süd wollen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfen, wenn der künftige Eigentümer des Unternehmens nicht mehr der Oetker-Konzern, sondern die dänische Schifffahrtsgruppe Maersk ist.

Das war die zentrale Botschaft einer Demonstration, die am Freitagvormittag über 500 Mitarbeiter vom Stammsitz an der Willy-Brandt-Straße bis zum Hamburger Rathaus führte. Auf einem großen Transparent stand in großen Lettern: „1000 Arbeitsplätze vor dem Aus? Ist Verkaufen das beste Rezept?“ Bemerkenswert an der Gesamtaktion: Für die Protestkundgebung hatten sich alle daran teilnehmenden Mitarbeiter offiziell in die ihnen zustehende Mittagspause „ausgescheckt“, so dass die Aktion nicht als Streik oder Arbeitsniederlegung eingestuft werden könne, sagte Betriebsratsvorsitzende Sabine Fischbach dem THB.

Die Demonstration im Video

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Begleitet und abgesichert durch knapp zwei Dutzend Polizisten, darunter auch Beamte aus der Motorradstaffel, verließ der Demonstrationszug um viertel vor zwölf die Unternehmenszentrale, um dann um Punkt „fünf vor zwölf“ am Rathausplatz einzutreffen. Hier sprachen dann neben Betriebsrats-Chefin Sabine Fischbach auch ihr Kollege Martin Günther, Betriebsrat und Fleet Manager bei Columbus Shipmanagement. Fischbach äußerte die Befürchtung, dass durch den Verkauf nicht nur viele Arbeitsplätze in der Reedereizentrale gefährdet seien, sondern „auch der Schifffahrtsstandort Hamburg immens geschwächt wird“. Denn neben den Reedereijobs könnten auch Arbeitsplätze bei wichtigen Dienstleistern aus dem maritimen Cluster gefährdet werden, zum Beispiel bei der HHLA. Zum Hintergrund: Hier gehören Hamburg-Süd-Frachter zu den Stammkunden. Dabei gilt der Container Terminal Burchardkai (CTB) in Hamburg nach THB-Recherchen als „Hometerminal“. Darüber hinaus findet die Abfertigung der Frachter im operativen Bedarfsfall auch an den beiden anderen, HHLA-eigenen Containerterminals CTT (Tollerort) und CTA (Altenwerder) statt.

Dass die Sorge um die Arbeitsplätze in der Reederei nicht unbegründet ist, belegte Fischbach mit diesen Fakten: So hätte Maersk-Generalmanager Søren Skou gegenüber Medien zu verstehen gegeben, dass es „für Hamburg-Süd-Mitarbeiter auf keinen Fall eine Arbeitsplatzgarantie geben wird“. Dies so über die Presse zu verbreiten, sei ja schon mal „die beste Voraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“, ergänzte Fischbach. Und auch das müsse nachdenklich stimmen: Der Maersk-Konzern habe in den zurückliegenden Monaten weltweit über 4000 Jobs „abgebaut“. Durch die angestrebte Übernahme der Hamburg-Süd-Gruppe kämen jedoch nochmals gut 6000 Arbeitsplätze in der Landorganisation und auch an Bord dazu. Fischbach besorgt: „Was hat Maersk vor?“

Seit 80 Jahren in Familienbesitz

Stellvertretend für die Arbeitnehmer des Unternehmens, das nicht nur 147 Jahre alt, sondern davon auch noch seit 80 Jahren im Eigentum der Oetker-Familie sei, forderte sie letztgenannte auf, „in die Kaufverträge eine Arbeitsplatzgarantie mit aufzunehmen“. Damit nicht genug: Auch die Politik müsse jetzt tätig werden, um die Jobs an Elbe und Weser sowie im Bordbetrieb zu erhalten und den bisherigen Reederei-Stammsitz Hamburg zu sichern. Als ermutigend bezeichnete es Fischbach, dass wenige Stunden vor der Protestaktion Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) in einem Telefonat seine „hunderttprozentige Unterstützung“ für die Belange der Reederei-Beschäftigten „zugesagt“ habe, was seitens der Demonstrationsteilnehmer mit Beifall aufgenommen wurde. Auch Betriebsratsmitglied Mathias Günter befürchtete in seiner Rede, dass sich der Verkauf „der größten deutschen Privatreederei“ an den Branchenriesen in Kopenhagen unterm Strich auch zu einem „Todesstoß für den Schifffahrtsstandort Hamburg“ entwickeln könne. So dürfte das im Zuge einer Übernahme immer wieder gerne angeführten Schlagwort von der „Konsolidierung“ in der Praxis dazu führen, dass Schiffe „ausgeflaggt, die Hauptverwaltung verlagert und der Abbau von Arbeitsplätzen“ vollzogen werden. Auch Günther mahnte die Politik zum Handeln. „Hamburg Süd gehört zu Hamburg, und Hamburg Süd gehört vor allem nach Hamburg“, stellte Günther fest.

Auch wenn offiziell weder durch den Maersk-Konzern noch durch die Oetker-Gruppe ein Kaufbetrag kommuniziert wurde, sprechen Branchenbeobachter von einem Transaktionsbetrag von um die 4,4 Milliarden Euro. Dabei wird auch kolportiert, dass die Dänen den Betrag „cash“ auf den Tisch blättern.

Stimmen die Wettbewerbsbehörden dem Verkauf zu, dann würde dies die heute schon führende Marktstellung des dänischen Reederei-Konzerns weiter ausbauen. Dem Branchendienst Alphaliner zufolge würde Maersk künftig unter den Top-Ten Container-Carriern weltweit auf einen Marktanteil von 18,6 Prozent kommen, gefolgt von MSC mit 13,6 Prozent sowie CMA CGM mit 10,2 Prozent.

Marktführer in Südamerika

Maersk-Top-Manager Skou wies in Medien-Interviews darauf hin, dass der Konzern als Folge des Kaufs klarer Marktführer im Seeverkehr von und nach Südamerika werde. Skou rechnet zudem damit, dass am Ende des Konsolidierungsprozesses in der Containerschifffahrt noch „eine Handvoll“ bedeutender, global orientierter Carrier überbleiben könne.

Zur Mitarbeiterdemonstration hat der THB auf seiner Website eine Bildergalerie angelegt sowie einen kleinen Video-Clip eingestellt. EHA

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