Kein Silberstreif am Horizont

Ein Ende der globalen Schifffahrtskrise ist auch 2016 nicht in Sicht – der sprichwörtliche Silberstreif am Horizont nicht erkennbar. Zu dieser Einschätzung kommt die International Chamber of Shipping (ICS) in ihrem dieser Tage vorgelegten Jahresbericht 2016.

Lediglich im Tanker-Segment gibt es eine gewisse Aufhellung, da der auf his torische Tiefstände abgerutschte Rohölpreis dazu führt, dass größere Ölmengen über die Weltmeere zu den verschiedenen Verbrauchermärkten transportiert werden.

Wie dramatisch die Lage etwa in der Bulk-Schifffahrt ist, beschreibt die ICS mit diesem Beispiel: Wurde im Vorkrisenjahr 2008 für einen Capesize-Bulker noch eine Tagescharter von rund 250.000 US-Dollar gezahlt, so gibt der Markt für ein solches Schiff im laufenden Geschäftsjahr gerade noch 5000 US-Dollar pro Tag her. Die ICS: „Das ist eine Rate, die nicht ansatzweise ausreicht, um damit die laufenden Tagesbetriebskosten zu decken, geschweige die Kapitalkosten zu bedienen.“ Um das ganze Ausmaß der Branchenkrise zu erfassen, hält die ICS Rückschau. Selbst das große Branchentief der 1980er Jahre habe lange nicht die Dimension der heutigen Marktkrise erreicht. Für die Dauerschwäche gebe es nicht nur einen, sondern viele Gründe, stellt die ICS in London fest. So fehle auf dem Weltmarkt so etwas wie eine Ansammlung von wirtschaftlichen Impulsgebern. China, über viele Jahre hinweg einer dieser Motoren, leide ebenfalls unter Wachstumsschwächen. Auch die Volkswirtschaften wichtiger Schwellenländer stünden massiv unter Druck. Die Wachstumsschwäche Chinas macht sich vor allem in zwei wichtigen Schifffahrtssegmenten bemerkbar: zum einen im Containerverkehr, zum anderen in der Bulk-Schifffahrt. Im Boxen-Segment suche man derzeit vergebens nach einem Mengenzuwachs in den gro ßen chinesischen Containerhäfen. Eine solche Entwicklung habe indes viele Marktteilnehmer „überrascht“, räumt die ICS ein. Die China-Schwäche wirke sich nicht nur im interkontinentalen Seeverkehr aus, sondern sei auch im traditionell mengenstarken inner asiatischen Trade mit Händen zu greifen. Dabei hatte sich der seewärtige Warenaustausch zwischen den verschiedenen asiatischen Nationen über viele Jahre hinweg nach dem Ausbruch der Branchenkrise als „immun“ (ICS) erwiesen. In der Bulk-Schifffahrt fehlten die Nachfrageimpulse Chinas bei den wichtigen Rohstoffen Eisenerz und Kohle. Verschärft werde die Branchenkrise noch durch den weiterhin ungebrochenen Zustrom von Neubauten, vor allem Containerfrachtern und Bulkern. EHA

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