„Königslinie“ droht das Aus

Sie überstand zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen, den Eisernen Vorhang und die Deutsche Teilung sowie die Folgen der Wende: die sogenannte „Königslinie“ zwischen dem deutschen Ostseehafen Sassnitz/Rügen und dem südschwedischen Trelleborg. Nach rund 110 Jahren kommt jetzt das überraschende Aus.

Das teilte die schwedische Stena-Line-Gruppe am Mittwochnachmittag in einer kurzen Erklärung mit. Noch vor fast einem Jahr, im Juli 2019, wurde der 110. Geburtstag der Fracht- und Passagierverbindung mit einem großen Bahnhof gefeiert.

Die vom südwestschwedischen Göteborg geführte Reederei-Gruppe steht als direkte Folge der Covid-19-Pandemie seit mehreren Wochen wirtschaftlich massiv unter Druck, weil Fracht- und auch Passagierverkehre gewissermaßen über Nacht einbrachen.

In einem ersten Schritt hatte die Reederei rund 950 Mitarbeiter im Fährverkehr zwischen Schweden und Dänemark in Kurzarbeit geschickt.

Vor wenigen Tagen dann kündigte das Unternehmen an, dass auch im wichtigen Fahrtgebiet Irische See nichts mehr bleibt, wie es war. Für rund 600 Beschäftigte im Bord- und im Landbetrieb wird die Reederei jetzt Kurzarbeit anmelden. Von weiteren 150 Arbeitnehmern wird sich die Reederei sogar ganz trennen, kündigte die Traditionsfirma an. Zur Einordnung: Im UK und der Republik Irland beschäftigt das Unternehmen ungefähr 2500 Mitarbeiter an Land sowie auch an Bord.

Zudem soll, um Kosten zu senken, eine derzeit nicht näher genannte Anzahl von Fähren in der Irischen See kurzfristig aufgelegt und Abfahrten gestrichen werden. 17 Schiffe setzt die Reederei aktuell auf ihren zehn Routen zwischen dem UK und Irland ein. Stena rechnet für die Irische See nicht vor 2021 mit einer Erholung der Passagierverkehre.

Und jetzt die Entscheidung zur Route Sassnitz–Trelleborg. Zwar heißt es in der Pressemeldung zunächst, dass eine Schließung der Traditionsverbindung „geplant“ sei. Doch im weiteren Verlauf der Erklärung lässt sich zwischen den Zeilen herauslesen, dass die Überlegungen für ein „Aus“ schon weit gediehen sein dürften. So werde „eine dauerhafte Schließung der Route inklusive Schließung des Check-In-Bereiches und des Bordershops in Erwägung gezogen“, heißt es dazu wörtlich.

Tatsache ist, dass auch in diesem Fall von Covid-19 ein entscheidender Impuls ausgegangen ist. „Die Planungen zur Schließung der ,Königslinie‘ Sassnitz–Trelleborg, einer der ältesten Fährrouten Europas, anzugehen, fällt uns sehr schwer – insbesondere im Hinblick auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärte Ron Gerlach, Trade Director und Geschäftsführer Stena Line Deutschland. Man müsse davon ausgehen, „dass sich die Passagierzahlen auf der Route auf absehbare Zeit nicht erholen werden und auch im Übrigen ein kostendeckender Betrieb nicht möglich ist“. Zur Einordnung: 2019 nutzten rund 300.000 Passagiere die Route. EHA

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