Krey Schiffahrt setzt auf Flottenwachstum

Gekauft und weiter unter seinem Namen in Fahrt: der 2008 in China gebaute Mehrzweckfrachter „BBC Thames“, hier am Südwest Terminal im Hamburger Hafen, Foto: Hasenpusch
Die mittelständische, inhabergeführte Reederei Krey Schiffahrts GmbH & Co. KG aus Leer will auch in den kommenden Jahren weiter wachsen und in dem Zusammenhang den Flottenausbau entweder durch gezielte Zukäufe guter Gebraucht-Tonnage oder auch durch maßgeschneiderte Neubauten vorantreiben. Das bestätigte Birte Hille, Geschäftsführerin der Krey Schiffahrt, dem THB auf Anfrage.
Wichtig: Im Zuge ihrer sehr sorgfältig geplanten Unternehmensweiterentwicklung weiß die Reederei auch einen zuverlässigen Finanzpartner an ihrer Seite: die Ostfriesische Volksbank eG, ebenfalls mit Sitz in Leer. Die Hafen- und Schifffahrtsstadt in Ostfriesland hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem maritimen Zentrum entwickelt, in dem sich neben verschiedenen, ebenfalls im Mittelfeld angesiedelten Reedereien auch weitere, wichtige Dienstleister aus dem maritimen Cluster angesiedelt haben.
In Leer existiert durchaus ein Knotenpunkt für eine differenzierte Ausbildung im maritimen Sektor. Dazu gehört zum Beispiel die Hochschule Emden/Leer mit ihrer Möglichkeit zum klassischen Seefahrtsstudium oder auch dem Studium der maritimem Wissenschaften. Es gehört aber auch das Zentrum für die Ausbildung von Schifffahrtskaufleuten dazu. Denn diese Basisausbildung wird von vielen Firmen benötigt. Hier arbeitet man eng zusammen. Leer ist damit einer der wichtigen Ausbildungsstandorte für das in dieser Form in Europa einzigartige Berufsbild Schifffahrtskaufmann. Deutschlandweit werden derzeit etwa 750 junge Menschen in diesem Beruf ausgebildet, der den Ruf, eine „Männerdomäne“ zu sein, längst verloren hat.
Aktuell hat die Krey-Gruppe, deren Gründer und Namensgeber Georg Krey 2018 seinen 70. Geburtstag ebenso feierte wie das 25-jährige Bestehen der in der Trampfahrt tätigen Reederei, 23 Mitarbeiter im Land- und weitere 250 Beschäftigte im Seebetrieb. Birte Hille, die sich das arbeitsintensive Management mit Daniel Grensemann teilt, stellt zufrieden fest: „Aufgrund unseres erfreulichen Wachstums benötigen wir ein neues Verwaltungsgebäude. Wir werden es in gut zwei Jahren beziehen können.“
Bis dahin wird sich in jedem Fall in der Flotte noch einiges bewegt haben. So erklärt Birte Hille weiter: „Wir führen seit geraumer Zeit Gespräche mit verschiedenen Werften in China über den Bau moderner Mehrzweckfrachter (MPP), für die es nach unserer Einschätzung im Markt einen konkreten Bedarf gibt.“ Dabei setzt das Leeraner Schifffahrtsunternehmen auf einen konkreten und in der Praxis bewährten Schiffsentwurf. Es handelt sich dabei um die in den Jahren 2013/2014 von der Krey-Gruppe aufgelegten, auch für den Einsatz in der Projekt- und Schwergutschifffahrt bestens geeigneten Mehrzweckfrachter des Typs „Eco-Trader“. Diese Schiffe weisen eine Tragfähigkeit (tdw) von 12.500 Tonnen auf und sind auch mit eigenem Geschirr ausgerüstet.
Erst kürzlich stießen zwei neue gute „Gebrauchte“ zur Krey-Flotte, und zwar die beiden 17.300 tdw tragenden, eisverstärkten Mehrzweck-Carrier mit Zwischendeck „BBC Thames“ (IMO 9368340) sowie „BBC Rio Grande“ (IMO 9368326). Sie wurden von den Reedereien Carsten Rheder und Kai Freese erworben. Beide jeweils 143 Meter langen und 21,5 Meter breiten Frachter entstanden 2008 auf der chinesischen Werft Hudong Zhonghua. Sie sind mit drei Liebherr-Schiffskranen mit einem Hebevermögen von jeweils 60 Tonnen ausgerüstet. Hille: „Wir haben uns dazu entschieden, dass die Schiffe ihre im Markt bekannten und vertrauten Namen nach der inzwischen vollzogenen Transaktion weiterführen sollen. Zudem verbleiben sie weiter im Dienst für die Firma BBC Chartering, die ebenfalls in Leer ansässig ist.“
Die Flottenerneuerung wurde bereits mit dem im Sommer 2017 erfolgten Zukauf der Frachter „Pia“, „Erik“, „Frieda“ und „Jannes“ eingeläutet. Erworben wurden die jeweils 12.700 tdw tragenden und mit zwei 150-Tonnen-Kranen ausgestatteten Mehrzweckfrachter von der Reederei W. Bockstiegel aus Emden.
Im Jahr darauf nutzte Krey Schiffahrt die Gelegenheit, um die beiden 17.500 tdw tragenden MPP „BBC Leda“ und „BBC Mekong“ zu erwerben. Auch sie sind mit eigenen Bordkranen ausgerüstet, und zwar in der Konfiguration zweimal 150 Tonnen und einmal 80 Tonnen. Verkauft wurden sie von der Clipper Group in Dänemark. Hille: „Als mittelständische Reederei können wir diese für uns bedeutsamen Zukäufe auch deshalb durchführen, weil wir eine gute Hausbank an unserer Seite haben, die Schifffahrt versteht. Das heißt auch, dass man dort unsere Markteinschätzung teilt, wonach das Segment Mehrzweckfrachter weiterhin gute, sparsame und damit wirtschaftliche Tonnage benötigt.“
Dass Krey Schiffahrt eine stabile Bankbeziehung hat, ist indes nach zehn Jahren globaler Branchenschwäche alles andere als selbstverständlich. Das zeigte sich kürzlich erneut im Zusammenhang mit der Vorlage der neuen „Reederstudie“ durch die Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. In der Umfrage beklagten verschiedene deutsche Reedereien, dass es immer schwieriger in Deutschland werde, Banken für die Finanzierung von konkreten Projekten zu gewinnen. EHA