Kühne heute 80 – ein normaler Arbeitstag

Klaus-Michael Kühne hat in 50 Jahren aus dem mittelständischen Transportunternehmen Kühne + Nagel einen Weltkonzern geformt. Heute wird der gebürtige Hamburger 80 Jahre alt. Seine Heimatstadt liegt ihm noch immer sehr am Herzen – und profitiert von Kühnes Milliarden.

Schon als junger Mann musste er Verantwortung tragen. Sein kränkelnder Vater wollte den einzigen Sohn an der Spitze des Familienunternehmens Kühne + Nagel sehen und betraute ihn früh mit Führungsaufgaben. „Zu früh“, sagte Kühne einmal in einem Gespräch mit der „Zeit“. „Ich habe manchen Fehler gemacht.“ Und er habe auf vieles verzichten müssen.

Nach dem frühen Start entwickelte er aus dem mittelständischen Speditionsunternehmen einen weltweit führenden Logistikkonzern. Dabei lief nicht immer alles glatt. Zweimal musste sich Kühne unter Druck von Teilen seines Unternehmens trennen und kaufte sie später wieder zurück. Doch am Ende steht ein Weltkonzern mit 1300 Niederlassungen in mehr als 100 Ländern und 70.000 Mitarbeitern.

Wie reich Kühne wirklich ist, weiß nur er selbst. Das Schweizer Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ hält ihn jedenfalls für den reichsten Deutschen in der Schweiz. Das meiste Geld steckt in den Aktien seines Konzerns. „Ich sage immer, das ist Papiergeld, das steht nur auf dem Papier“, gab er einmal lakonisch zu Protokoll. „Wenn der Kurs um zehn Prozent fällt, ist schnell eine halbe bis dreiviertel Milliarde weg.“

Kühne ist in Hamburg geboren und aufgewachsen, aber der Mittelpunkt seines Lebens ist seit bald 50 Jahren der kleine Ort Schindellegi am Ufer des Zürichsees. Dorthin verlagerte die Familie Kühne die Zentrale ihres Firmenimperiums, nachdem in Deutschland die SPD 1969 den Bundeskanzler stellte. Heute hat sich Kühne offiziell aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Als Mehrheitseigner und Ehrenvorsitzender des Verwaltungsrats zieht er jedoch immer noch die Fäden.

Um seinen Geburtstag macht der kantige Unternehmer kein Aufhebens. „Herr Kühne wird seinen 80. Geburtstag mit einer Feier im Kreise von Familie, Freunden und Bekannten begehen“, lässt er ausrichten. „Im Übrigen wird es für ihn ein normaler Arbeitstag sein.“

Seiner Heimatstadt Hamburg blieb Kühne auch nach dem Umzug in die Schweiz eng verbunden. Er engagierte sich mit rund einer Milliarde Euro bei Hapag-Lloyd. Er ist mit 14,6 Prozent an der Traditionsreederei beteiligt und trug maßgeblich dazu bei, dass das Unternehmen in Hamburg bleiben konnte. Auch deshalb darf seine Ehefrau Christine am 16. Juni im Hafen der Hansestadt das Containerschiff „Guayaquil Express“ (10.500 TEU) der Reederei taufen. Der kinderlos gebliebene Kühne unterstützt über Stiftungen das Kulturleben in Hamburg, hat Millionen für die Elbphilharmonie gegeben und eine Logistik-Hochschule in der Hansestadt gegründet.

Selbstverständlich ist auch die Deutschland-Zentrale von Kühne + Nagel in Hamburg angesiedelt, in einem schicken Büro-Neubau in der HafenCity.

Gerade baut Kühne für 130 Millionen Euro am Alster ufer das Hotel „The Fontenay“, das zur Spitzengruppe in Europa zählen soll. Dabei kümmert er sich auch um Details wie die Auswahl des Geschirrs und die Gestaltung der Bäder. In einem Interview mit dem „Manager Magazin“ antwortete seine Frau auf die Frage, was er sich zeigen lasse: „Alles. Michael, sag’s, wie es ist.“

In den Medien wird Kühne seit einigen Jahren vor allem als Förderer des HSV wahrgenommen. Er hat dem Verein mehrfach mit Darlehen und Zuwendungen geholfen, zuletzt im April, und besitzt 17 Prozent der Aktien an der HSV Fußball AG, also der Profiabteilung des Vereins.

Insgesamt beläuft sich das Engagement des sparsamen Logistikers auf einen höheren zweistelligen Millionenbetrag. „Mir liegt der Verein enorm am Herzen, ich bin von Kindesbeinen an ein Fan und schaue jedes Spiel im Fernsehen“, sagte er in einem Interview.

Seit Heribert Bruchhagen im Winter von Dietmar Beiersdorfer den Vorstandsvorsitz übernommen hat, hält Kühne sich in der Öffentlichkeit mit Äußerungen über den Verein zurück. Bekannt ist, dass er Trainer Markus Gisdol schätzt. Gelegentlich kommen ihm jedoch Zweifel. „Ich habe jetzt wirklich schon viel zu viel Geld in dieses Hobby investiert. Aber irgendein Hobby muss man haben, und ich habe mich nun mal für Fußball entschieden.“ lno/FBi

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