Landstrom – für Nordfriesland schon Standard

Unverzichtbar für die Region Nordfriesland: die Inselschifffahrt und die Wattenmeerhäfen, hier Nordstrand , Foto: Arndt

Foto: Arndt , Engagiert: Hans von Wecheln
Was in den großen und mittelgroßen Seehäfen in Schleswig-Holstein erst im Aufbau ist, findet in den meisten nordfriesischen Wattenmeerhäfen – einschließlich der Inseln – bereits seit vielen Jahren statt: die Landstromversorgung für Schiffe während der Hafenliegezeiten. Darauf weist Hans von Wecheln, Koordinator bei der Interessengemeinschaft Nordfriesische Häfen (IGNH), anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Verbundes hin.
Zu der Plattform, die einst unter aktiver Mitwirkung durch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland aufgebaut wurde, gehören heute 13 Partner. Bemerkenswert: Es sind neben den Häfen auch verschiedene maritime Dienstleister. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft hatte sich nach der erfolgreichen Aufbauphase wieder abgekoppelt. „Dann konnte das Kind schwimmen“, fasst Hans von Wecheln, IGNH-Mitbegründer der ersten Stunde und als Koordinator auftretend, diesen Zeitabschnitt gegenüber dem THB zusammen.
Die Interessengemeinschaft, die auch einen engen Kontakt zum Gesamtverband der schleswig-holsteinischen Häfen (GvSH) unterhält, finanziert sich heute aus dem Kreis ihrer Mitglieder. Es sind im unter anderem:
• Kommunen List und Hörnum/Insel Sylt
• Hafengesellschaften von Dagebüll, Schlüttsiel/Halligen
• Städtischer Hafenbetrieb Wyk/Insel Föhr
• Versorgungsbetriebe Amrum Kommune Pellworm
• Zweckverband Strucklahnungshörn
• Stadt Husum
• Firma Wilhelm F.H. Schmid GmbH/Schiffsmakler, Husum
• ATR Landhandel, Husum
• Husumer Dock- und Reparaturwerft (HDR)
• Hauptgenossenschaft Nord AG (HG Nord)
Zu den vordringlichen Aufgaben der IGNH gehört es, mit einer Stimme gegenüber den unterschiedlichen Verwaltungs- und Behördenebenen aufzutreten, frei nach dem Grundsatz: „United we are strong.“ Ein Themenklassiker dabei ist zum Beispiel, dass die nautischen Zufahrten zu den Häfen für die Schifffahrt problemlos vorgehalten werden. Wo das nicht der Fall ist, muss gegebenenfalls gebaggert werden. Oder: Gibt es für die maritime Branche im Wirkungsbereich der IGNH interessante Förderprogramme, sei es auf Landes-, Bundes- oder auch EU-Ebene? Das als einzelner kleiner Hafen herauszufinden überfordert die meisten. „Da kann die IGNH wirklich aktiv werden und wird es auch“, berichtet von Wecheln, der auf eine jahrzehntelange politische Erfahrung zurückblicken kann und dabei seinem Kollegen und Sprecher der Gemeinschaft, Norbert Gades, zuarbeitet. Gades selbst zeichnet hauptamtlich für den Hafen Dagebüll verantwortlich. Er gilt darüber hinaus als kompetenter Berater zu maritimen Themen in der Region. Die nordfriesische Hafenstadt gehört übrigens zum Kreis der führenden Passagierhäfen in Norddeutschland. Der Standort gilt als Start- und Zielhafen für die wichtigen Insel-fixierten Touristenströme, das heißt Passagiere und Pkw sowie Ver- und Entsorgungsfahrzeuge. Ein wichtiger Reederei-Kunde ist die WDR mit ihrer stattlichen Flotte an RoPax-Fähren. Von Dagebüll aus besteht ein dichtes Fahrplannetz zu den beliebten Wattenmeerinseln Föhr und Amrum. Jährlich werden rund 1,7 Millionen Passagiere nur in Dagebüll abgefertigt, dazu etwa 300.000 Pkw und gut 45.000 Lkw unterschiedlicher Größe.
Ein großes Thema für die IGNH ist die Weiterentwicklung der Häfen in einem hochsensiblen Gebiet, dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, seit 2009 als Unesco-Welterbe eingestuft. Unverzichtbare Eingriffe wie die Aufrechterhaltung von Fahrrinnen von und nach den Häfen, der Hochwasserschutz oder die Entwicklung von hafennahen Gewerbegebieten betreffen direkt die Häfen und die maritime Wirtschaft. Von Wecheln: „Uns geht es in der IGNH darum, zu all diesen Aspekten in einen lösungsorientierten Dialog mit den verschiedenen Behörden zu treten. Ich sage immer: Durch Sachgespräche eine Lösung finden.“
Natürlich tritt die Interessengemeinschaft selbstbewusst für die Interessen ihrer Mitglieder ein. Denn Schifffahrt, die Häfen, aber auch die Fischerei oder der See- und Inseltourismus sind die Basisindustrie im weitläufigen, vergleichsweise dünn besiedelten und in dem Sinne eher industriearmen Nordfriesland. Von Wecheln: „Das ist unser aller Lebensgrundlage, das wollen wir erhalten und frei von Interessenkonflikten weiterentwickeln.“ Wichtige Stichworte in dem Zusammenhang sind Klimaschutz und Klimawandel. Allein der für die kommenden Jahrzehnte prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels wird auch Nordfrieslands Häfen, Schifffahrt und Tourismus etwas angehen. Die IGNH will mithelfen, Lösungen zu suchen und auch zu finden.
Wenn es darum geht, Mehrwert für die Mitglieder zu schaffen, dann gehört für von Wecheln auch das dazu: zu schauen, ob man bei wichtigen, gleich mehrere Mitglieder betreffenden Basisanschaffungen, nicht auch als „Einkäufer“ gegenüber den Anbietern auftreten kann. Man könnte auch sagen: Marktmacht herausbilden, um attraktive Konditionen zu erhalten. Das alles natürlich immer unter Einhaltung von entsprechenden Vorschriften. „Compliance“ ist ein wichtiges Stichwort. Von Wecheln ist überzeugt, dass die Interessengemeinschaft in den zurückliegenden Jahren seit ihrer Gründung bereits einiges erreicht hat. „Wir sind da. Man kennt uns und nimmt uns wahr, wir leisten solide Arbeit. Das wird auch in Zukunft so sein.“ EHA