LHG belebt historisches Russland-Geschäft

Seit den Zeiten der Hanse zählt Lübeck traditionell zu den Häfen, die als Umschlagplätze im Warenaustausch mit Russland und dem Baltikum eine wichtige Stellung einnehmen.

Die 2014 verhängten Handelsbeschränkungen der EU führten zwar zu zeitweiligen Ladungsrückgängen, auf Sicht bergen Handelsbeziehungen mit Russland aber nach wie vor ein großes Potenzi al.

Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) hat das Ziel, die Linienverbindungen nach Russland und zu den baltischen Staaten auszubauen. Zur Verstärkung der Präsenz im Lande selbst hat die Speditionstochter European Cargo Logistics (ECL) im vergangenen Jahr mit der „OOO ECL Rus“ eine eigene operative Beteiligungsgesellschaft in St. Petersburg gegründet. „Es ist gerade jetzt wichtig, im Gespräch zu bleiben und die gegenseitigen Beziehungen zu vertiefen. Mit der Gründung unserer Gesellschaft in St. Petersburg haben wir ein Zeichen gesetzt“, so LHG-Geschäftsführer Sebastian Jürgens.

Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt. Neben den gestiegenen Importen von Holz und regelmäßigen Transporten von Papier, die zunehmend auch mit dem intermodalen Zug-Angeboten in Lübeck verknüpft werden, konnte ECL erste Transporte von Stahl aus Russland nach Deutschland akquirieren. Die Verschiffung ab St. Petersburg erfolgt auf speziellen Rolltrailern, die Gewichte bis zu 120 Tonnen tragen können. In Lübeck wird die Ware zwischengelagert, auf Lkw umgeschlagen und durch ECL zu den deutschen Importeuren und Endkunden ausgeliefert.

Der große Vorteil dieses Transportschemas ist, dass der Versender auch kleinere Mengen zügig und schnell auf den Weg bringen kann, ohne seine Produktionsmengen für eine ganze Schiffsladung sammeln zu müssen. An den Kaianlagen der LHG ist die nötige Infrastruktur vorhanden, um Stahl umzuschlagen und zu lagern. So zum Beispiel am Terminal Nordlandkai.

Nordlandkai – der Multi-Purpose-Terminal

Die LHG ist führend im Umschlag von Papier und Karton, doch wird der auf diese Produkte spezialisierte Terminal Nordlandkai in Zukunft breiter aufgestellt. Dann reicht die Palette von Lagerlogistik über Handelsdienstleistungen bis hin zum Umschlag anspruchsvoller Projektladung. Darüber hin aus werden hier Schüttgut (zum Beispiel Baustoffe oder Getreide) und massenhaftes Stückgut wie Rundholz oder Stahl umgeschla gen.

Für Unternehmen, die am Nordlandkai Lagerfläche anmieten, können unter anderem individuelle IT-Lösungen für Lagerbuchhaltung und Kommissionierung entwickelt werden. Auch der Handel findet hier Raum für saisonbezogene Aktionen; vorstellbar sind in diesem Zusammenhang Dienstleistungen wie Abruf der Ware oder Benachrichtigung von Empfängern.

Ebenfalls in den Bereich Spot-Geschäfte fallen schwergewichtige und großvolumige Sendungen, wie Transformatoren, Dieselloks oder auch Bau-Module. Für Projektladungen dieser Art steht ein Mobilkran bereit, mit dem bis zu 100 Tonnen umgeschlagen werden können. Der Vor- und Nachlauf kann auch über ein Binnenschiff oder die Schiene erfolgen – wichtig, wenn ein Straßentransport dafür nicht infrage kommt.

Denkbar ist auch, dass Importeure und ausländische Anbieter am Nordlandkai ihren „Point of Sale“ einrichten. Neben der Anmietung von Lagerfläche können Dienstleistungen wie Auftragsbearbeitung, Veredelung, Neutralisierung und Versand dazu gebucht werden. Auch die bereits gesammelten Erfahrungen der LHG im Bereich Automotive können hier neue Leistungsfelder eröffnen.

Der Terminal Nordlandkai punktet nicht nur mit seiner Nähe zum Autobahnkreuz A1/A20 mit weiterem Anschluss zur A7 und dem direkten Zugang zum europäischen Binnenwasserstraßennetz. Mit einer überdachten Fläche von 170.000 Quadratmetern, einem flexibel einsetzbaren Gerätepark und individuellen Softwarelösungen sowie einer durchdachten Schnittstellen-Erstellung bietet er attraktive Ansiedlungsmöglichkeiten für Industrie und Handel.

Modernisierung des Skandinavienkais

Noch etwas mehr Platz bietet der größte Terminal, der auf den rollenden Verkehr spezialisiert ist, der Skandinavienkai. Im Schnitt frequentieren jeden Tag über 1700 Lkw und Trailer den Terminal, der täglich mit bis zu elf Schiffabfahrten nach Südschweden, Finnland und Litauen und bis zu sieben Verbindungen im Intermodalverkehr aufwartet. „Lübeck ist einer der größten RoRo-Häfen Europas. Diese Position lässt sich nur halten, wenn wir unsere Anlagen ständig modernisieren“, erklärt Ulfbenno Krüger, Geschäftsführer der LHG und zugleich Vorstandsvorsitzender des GvSH (Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen e.V.).

Um den Zu- und Abfluss der Fahrzeuge sicherzustellen, wird die Infra- und Suprastruktur regelmäßig optimiert. So wurden in jüngster Vergangenheit die dritte Generation der Scanning-Hallen eingeführt und die Ein- und Ausfahrprozesse neu geordnet.

Gescannt werden überwiegend Trailer, die ihre Reise unbegleitet fortsetzen. Die Zugmaschine passiert eines der neuen Scanning-Portale, der Trailer wird an einem von vier Abfertigungscontainern angemeldet. Der Gate-Mitarbeiter hat bereits beim Eintreffen des Fahrzeugs am Container die Daten aus der Kennzeichenerkennung der Scanninganlage und die Bilder des Trailers auf dem Bildschirm. Die vorliegenden Informationen werden abgeglichen und mit einer bereits in der internen Software „Integriertes Hafen-Logistiksystem“ (IHS) vorliegenden Schiffsbuchung verknüpft. Dem Fahrer der Zugmaschine wird nun der vom IHS generierte Stellplatz zum Abstellen des Trailers mitgeteilt – und das Gespann kann einfah ren.

Im nächsten Schritt soll eine Teilautomatisierung der Check-in/out-Prozesse erfolgen. Dafür wurden sogenannte Kiosk-Systeme aufgestellt, um den Fahrern die Möglichkeit zu geben, über eine mehrsprachige und dia log geführte Anwendung selbstständig ein- beziehungsweise auszuchecken. Erste Tests verliefen vielverspre chend.

Eine weitere Neuerung am Skandinavienkai betrifft die Flächenbeleuchtung. Die derzeit eingesetzte konventionelle Beleuchtung wird im Laufe der nächsten Monate gegen LED-Lampen ausgetauscht. Diese Umstellung war schon länger geplant. Der Startschuss konnte erfolgen, da es nun Lampen gibt, die auch für die 33 Meter hohen Masten im Hafen geeignet sind – und damit die Anforderungen aus der Arbeitsstättenverordnung erfüllen.

Die Umrüstung kommt in ganz besonderem Maße der Umwelt zugute. Leuchtdioden haben eine wesentlich längere Lebensdauer als herkömmliche Leuchtmittel und müssen auch nicht als Sondermüll entsorgt werden, da sie kein Quecksilber enthalten. Zudem geben sie weit weniger Wärme und UV-Strahlen als konventionelle Lichtquellen ab. Nach Abschluss der Arbeiten werden 330 Leuchten auf 63 Masten den Skandinavienkai erhellen, wobei besonderer Wert auf ein neutralweißes Licht im Gegensatz zu den sonst häufig verwendeten kalt-weißen Strahlern gelegt wurde.

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