Mecklenburgs Lotsen feiern

Zum nächsten Einsatz: Lotsenversetzboot auf den Seekanal in Rostock, Foto: Arndt

Mecklenburgs Lotsen-Chefs unter sich (v. l.): Andreas Krüger, Christian Subklew und Konrad Michaelis, Fotos: Frank
Die Lotsen im Küstenbundesland Mecklenburg-Vorpommern verbinden mit dem diesjährigen Tag der Deutschen Einheit ein besonderes Ereignis in ihrer Geschichte: das 30-jähriges Bestehen der „Lotsenbrüderschaft Wismar-Rostock-Stralsund“.
Mit dem Einigungsvertrag am 3. Oktober 1990 fanden die Lotsen – zuvor in der Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei (BBB) der ehemaligen DDR aktiv – als siebte Brüderschaft ihren Platz unter dem Dach der Bundeslotsenkammer, die wiederum ihren Sitz in Hamburg hat.
Das Operationsgebiet umfasst die mecklenburgisch-vorpommersche Küste mit den ehemaligen DDR-Bezirken Wismar, Rostock und Stralsund. Vorausgegangen war im Februar 1990 die Bildung eines sogenannten Lotsenrates. Die Lotsen gehörten arbeitsrechtlich damals zum VEB Bagger- Bugsier- und Bergungsreederei und waren in Verkehrsfragen aufsichtsrechtlich dem Seefahrtsamt unterstellt. Etwa 100 Lotsen waren im Revier tätig.
Seit April 1990 war ihnen bekannt, was mit dem Einigungsvertrag, der auch die Übernahme des Lotsengesetzes der (alten) Bundesrepublik beinhaltete, auf sie zukommen würde.
Am 23. September 1990 fand in der Warnemünder Seefahrtsschule die Gründungsversammlung mit damals noch 87 Berufskollegen statt. An dieses Ereignis kann sich Konrad Michaelis, der damals als Ältermann die Führung der neuen Brüderschaft übernahm, noch heute lebhaft.
Mit seinen Kollegen hatte er sich mit den verschiedenen Vorschriften vertraut gemacht, die für die Crew nun bindend wurden. Kontakt mit der Bundeslotsenkammer hatte Michaelis bereits zuvor aufgenommen. Er fand dabei partnerschaftliche Unterstützung beim Aufbau der neuen Strukturen.
Als ein Problem erwies sich damals der hohe Personalbestand, der nach der Währungsunion am 1. Juli 1990 mit dem dramatischen Rückgang der Schifffahrt im Revier in keinem Verhältnis mehr stand. So wurde ein Transfer in Brüderschaften der alten Bundesländer, also Westdeutschland, angesteuert. 24 Nautiker aus Mecklenburg-Vorpommern wechselten zu Lotsenbrüderschaften im Westen.
Mit der GmbH-Bildung der BBB war auch der Versetzdienst neu zu gestalten. Während im Westen Deutschlands sogenannte Lotsenbetriebsvereine diese Aufgabe ausführten, hatte der Bund die „Neulinge“ zu einer Pionierrolle ermuntert: „Privatisieriung“ war damals das große Wort der Zeit. Die alten Versetzboote hatten ausgedient, neue Fahrzeuge mussten her. Neben für die Finanzierung gewonnene Investoren beteiligten sich die Lotsen über eine Treuhandgesellschaft zunächst selbst an dieser Aufgabe. Heute gehört der Dienst zur LR Lotsen-Reederei. Ihr Wirkungsraum erstreckt sich heute bis in das Jade-Revier in Wilhelmshaven.
Konrad Michaelis führte bis zum Jahre 2000 die Brüderschaft. Ihm folgte Kapitän Christian Subklew, der bis Ende 2018 die Geschicke der Lotsenbrüderschaft leitete.Seit 2019 ist Andreas Krüger als Ältermann an der Spitze der in der Schifffahrt anerkannten Lotsenbrüderschaft tätig. rfra/EHA