Meeres-Visionär geht auf die letzte Reise

Dirk Lindenau, Foto: Binder

Innovationsstärke: Dirk Lindenau und die von ihm lange geführte Werft bauten Tanker der Spitzenklasse, Foto: Behling
Die mittelständisch geprägte deutsche Werftbranche trauert um eine bedeutende Unternehmerpersönlichkeit. Wie jetzt bekannt wurde, starb Schiffbauer und Meeresschützer Dirk Paul Lindenau nach kurzer, schwerer Krankheit. Er wurde 65 Jahre alt.
In Branchenkreisen war von ihm, als Ausdruck einer besonderen Wertschätzung, auch immer gern vom „Herrn der Tanker“ die Rede. Lindenau hinterlässt eine Tochter und einen Sohn sowie seine langjährige Lebensgefährtin.
Nahezu bis zum Schluss hatte der ausgebildete Diplom-Ingenieur an Plänen für einen besseren Schutz der Meere gearbeitet. Ein besonders wichtiges Thema für ihn: der Kampf gegen die großräumige Vermüllung der Meere. So arbeitete Dirk Lindenau zum Beispiel gemeinsam mit erfahrenen Experten aus der Abfallwirtschaft und Wissenschaftlern an einem Schiffstyp, mit dem sich ein nachhaltiges Abfallwirtschaftssystem aufbauen ließe. Bei derartigen Projekten spielte der nun Verstorbene seine unbestrittenen Fähigkeiten aus: Nämlich Menschen unterschiedlichster Ausbildung und Neigung im Interesse eines Projektes zu begeistern und zu einem Aktionsteam zusammenzuführen. Lindenau galt zu Lebzeiten als ein exzellenter Netzwerker.
Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ der ehemalige Werftchef mit Tankschiffen, die von vornherein als besonders umweltfreundlich konstruiert waren. Dazu gehören zum Beispiel die Doppelhüllentanker der „Sea“-Reihe für das Bremer Unternehmen German Tanker Shipping GmbH. Das gleiche galt für die Tankerflotte, die Dirk Lindenau im Auftrag von Seychelles Petroleum baute. Die Stapelläufe auf der Werft in Kiel-Friedrichsort hatten dabei regelmäßig den Charakter von Volksfesten, die der „Chef“ sehr genoss. Auch das erlebte er: den Besuch eines Bundespräsidenten. Horst Köhler erschien im Oktober 2004 auf der Werft. Ein weiterer Höhepunkt: Die Kiellegung des mit vier Flettner-Rotoren angetriebenen E-Ship 1, das für die Windkraft-Firma Enercon in Emden entstand.
Zu seinen persönlichen Tiefpunkten gehört zweifelsohne die Insolvenz des 1919 im damaligen Memel (heute: Klaipeda/Litauen) gegründeten Familienunternehmens. Das war im September 2008 und das trotz voller Auftragsbücher. Die Kapitaldecke des Familienunternehmens war einfach zu dünn. Über diese Zeit sagte er später: „2008 und 2009 bin ich durch die Hölle gegangen.“ Auch wenn sich der Unternehmer Lindenau selbst ein gutes Stück als Opfer der Finanzkrise sah, räumte er doch auch eigene Managementfehler ein.
Der Unternehmer war aber auch im sozialen Bereich sehr rührig. Auch das hatte einen Bezug zum Meer: Er konzipierte Ausbildungsboote für Segelanfänger. Wegbegleiter werden dieses Bild in Erinnerung behalten: Ein Mann, der stets mit einem Lächeln durchs Leben ging. Lg/EHA