Mehr Schwergut, weniger Kohle

Direkter Weg, direkte Anlieferung: Schwergutladung erreicht das Seeschiff im Hafen mittels Schubverband, Foto: Arndt
Das Binnenschiff gewinnt an Attraktivität bei der Durchführung von Schwerguttransporten, wenn die potenziellen Kunden auf keine großen administrativen Hürden treffen.
Auf dem kürzlich durchgeführten 2. Forum „Sondertransporte“ des ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC) wurde dieser Aspekt noch einmal von Experten herausgearbeitet. Die aktuelle Tagung, an der rund 60 Logistik-Fachleute teilnahmen, knüpfte inhaltlich an die Veranstaltung im vergangenen Jahr an.
Die eigens entwickelte und im Markt etablierte eGovernment-Anwendung „Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte“ (VEMAGS) spiele inzwischen bei der Abwicklung von Schwer- und Großraumtransporten eine wichtige Rolle. Sie komme bei mehr als 99 Prozent der Anträge zur Durchführung dieser Transporte zur Anwendung, wurde auf der Tagung bekannt.
Mit der Neuauflage des Forums gelang es, in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in Köln und VEMAGS, belastbare Zahlen zu präsentieren. Wolfgang Severing vom BAG berichtete beispielsweise von einer steigenden Zahl an Schwertransporten generell. Demnach wurden in Deutschland und damit im Zuständigkeitsbereich des BAG 2016 nur für die Straße 359.534 Anträge gestellt. Ein Jahr darauf waren es bereits 393.572. Mit dem aktuellen Stichdatum 30. September 2018 weist die Statistik bereits 299.653 Anträge aus.
Auf das Binnenschiff entfielen im Jahr 2016 hingegen „nur“ 479 Transportanträge, aus denen bis 2017 insgesamt 690 wurden. Bis zum 30. September des laufenden Jahres lagen 559 Anträge vor.
Für den Verkehrsträger Schiene wurden 2016 genau 9691, im Jahr darauf 9735 und bis Ende September 2018 genau 5492 Transporte beantragt.
Der BAG-Experte schätzte, dass die Anzahl der Anträge deutlich höher liegt, da in seiner Untersuchung die sogenannten Dauergenehmigungen keine Berücksichtigung gefunden haben.
Unter Einbeziehung besagter Dauergenehmigungen sprach Marcus Sütterlin von Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement sogar von 500.000 gestellten Anträgen und fast 600.000 erteilten Bescheiden im vergangenen Jahr bei VEMAGS. Für 2019 kündigte er die Einbindung auch des Wasserstraßen-Systems in VEMAGS an. Ziel sei es dabei, dass dem Anwender künftig automatisch eine Alternative zum klassischen Straßentransport vorgeschlagen wird.
Markus Nölke, SPC-Geschäftsführer, freut sich über diese Entwicklung: „Es ist ein richtiger Schritt, VEMAGS in eine multimodale Richtung weiterzuentwickeln. Wir sehen in dieser erweiterten Transparenz das Potenzial für die Binnenschifffahrt. Es ist notwendig, dass das Binnenschiff gleichwertig am Wettbewerb beteiligt wird.“ Nölke kündigte darüber hinaus an, die Lieferung von entsprechenden Daten an VEMAGS nach Kräften zu unterstützen.
Im Verlauf einer engagierten Podiumsdiskussion kündigte David Schütz von der Deutsche Binnenrederei AG (DBR) an, dass man sich in seinem Unternehmen künftig „noch stärker darauf konzentrieren muss, ein zuverlässiger Partner in der Transportkette bei Groß- und Schwertransporten zu sein.“
Das auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die bislang klassischen Ladungsgüter für die Binnenschifffahrt, beispielsweise Kohle und Erze, tendenziell rückläufig seien. EHA