Meyer Werft: Gericht angerufen

Die „Iona“ ist fast fertig für die Übergabe. Bei der Meyer-Werft arbeitet die Belegschaft auf Hochtouren, Foto: Meyer Werft
Die „Spirit of Adventure“ für Saga Cruises, die „Odyssey of the Seas“ für Royal Caribbean und die „Iona“ für P&O Cruises – trotz der Corona-Krise will die Meyer Werft in Papenburg in diesem Jahr noch drei Schiffe fertigstellen. Doch bei Deutschlands größtem Kreuzfahrtschiffbauer streitet der Betriebsrat jetzt mit der Geschäftsführung vor einem Arbeitsgericht über die geeigneten Arbeitsschutz- und Produktionsbedingungen für die 3600 Arbeiter. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher dem THB. Die Lage sei „sehr, sehr schwierig“, sagte er.
In einer ersten Verhandlungsrunde war vor Gericht keine Einigung erzielt worden. Anders als bei einigen anderen Werften gibt es bei Meyer noch keine Kurzarbeit. Laut Geschäftsführung sollen die Arbeiten auf der Werft in diesem Jahr unbedingt mit einer möglichst hohen Zahl an Beschäftigten fortgesetzt werden. Dies sei wichtig, so der Sprecher, um die Schiffsbestellungen nicht zu gefährden.
Um zugleich die Mitarbeiter aber vor dem Coronavirus zu schützen, fordert der Betriebsrat, die Belegschaft zu teilen und wochenweise abwechselnd arbeiten zu lassen. Der Stundenausgleich für den Lohn soll über Arbeitszeitkonten geregelt werden.
Das lehnt die Konzernleitung ab. Sie verweist darauf, dass das Gelände bereits in getrennte Zonen aufgeteilt, Arbeiten ins Homeoffice verlegt und die Schichten in den Werkshallen auf sechs Stunden ohne Pause verkürzt worden seien. Dadurch sei die Zahl der Personen auf dem Werftgelände bereits auf ein Drittel reduziert worden.
Ende der Woche wollen beide Parteien erneut verhandeln. Grundsätzlich zeige sich die Geschäftsleitung „gesprächsbereit“, sagte der Konzernsprecher. Dennoch müsse man die wirtschaftliche Situation im Blick behalten. So liegen weltweit die Kreuzfahrtschiffe wegen der Pandemie derzeit auf und die Reedereien stehen vor einer tiefen Krise. „Wir wissen schon heute“, mahnte Personalchefin Anna Blumenberg, „dass der Markt erheblich unter der Corona-Krise leiden wird.“ jki