NMK: Politik betont Bedeutung der maritimen Wirtschaft

Die 9. Nationale Maritime Konferenz in Bremerhaven soll die Weichen stellen für die Zukunft von Häfen, Reedereien und Werften.

Mit entsprechend vielen Wünschen an die Bundesregierung trifft sich seit Montag die maritime Wirtschaft in der Seestadt Bremerhaven. Zwei Themenblöcke kristallisieren sich als Schwerpunkte heraus: Verkehr und Infrastruktur sowie Innovation und Umwelt. „Die Verbände aus den Bereichen Schiffbau & Meerestechnik, Seeschifffahrt, Seeleute, Seehäfen und Schiffsmakler erwarten von der Bundesregierung klare Aussagen zur Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft am Standort Deutschland“, hieß es im Vorfeld in einer gemeinsamen Stellungnahme von mehreren Verbänden. Sie fordern eine maritime Strategie, die der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, der Bremerhavener SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Beckmeyer, bei der Konferenz auch vorlegen will. Dahinter verbergen sich zahlreiche Einzelpunkte, von der Verkehrsanbindung der Häfen bis zur Technologieförderung der Werften und der Unterstützung der deutschen Flagge bei der Handels flotte.

Berlin hat schon vor der 9. Nationalen Maritimen Konferenz positive Signale gesendet. Auf Antrag der Koali tionsfraktionen CDU/CSU und SPD verabschiedete der Bundestag eine 13 Seiten lange Entschließung, die fast alle von den Verbänden vorgebrachten Punkte aufgreift und die Bedeutung der maritimen Branchen herausstreicht. Das ist allerdings noch kein Gesetz, sondern nur eine Grundlage für die weitere Politik.

Mit einer Geste zog auch das Verkehrsministerium nach, indem es einen Zuschuss für den Umbau des ersten deutschen Containerschiffs auf den umweltfreundlichen Treibstoff LNG bewilligte (THB 16. Oktober 2015).

„Deutschland braucht eine maritime Strategie, die ein zielgerichtetes konzertiertes Vorgehen der Fachressorts unterstützt, zu spürbaren Verbesserungen der Standortbedingungen beiträgt und so weiterem Sub stanzverlust in der maritimen Wirtschaft vorbeugt. Damit sie ihre notwendige Wirkung noch in dieser Legislaturperiode entfalten kann, sollte sie bis zum Frühjahr vorliegen“, so Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM).

„Die Bundeskanzlerin muss deutlich machen, wie sie maritime Innovationen – etwa beim Umweltschutz – am Standort Deutschland fördern und an Bord der Schiffe bringen will. Und wir brauchen belastbare Aussagen zum Erhalt des maritimen Know-hows aus der Seeschifffahrt für den Standort. Der Bundestagsantrag der Regierungsfraktionen hat dafür eine gute Grundlage geschaffen“, erklärt Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder (VDR).

„Wenn der Abwärtstrend bei der Beschäftigung deutscher Seeleute gestoppt werden soll, muss Deutschland den EU-Beihilferahmen für die Seeschifffahrt endlich genau so umfangreich nutzen, wie es unsere europäischen Nachbarn erfolgreich tun“, sagt Kapitän Wilhelm Mertens, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS).

Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), betont: „Die deutsche Seehafenwirtschaft erwartet von der Bundeskanzlerin ein klares Bekenntnis zur Umsetzung des fortgeschriebenen Nationalen Hafenkonzepts. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die Förderung von innovativen Technologien in der maritimen Logistik müssen Teil der maritimen Strategie der Bundesregierung sein.“

„Die Abfertigung von Schiffen in deutschen Häfen muss durch schlankere Verfahren beschleunigt werden“, fordert Dr. Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbandes Deutscher Schiffsmakler (ZVDS). „Die beteiligten Behörden brauchen eine leistungsfähige IT-Struktur, damit Meldeverfahren auf elektronischem Weg ablaufen können. Europäische und internationale Anforderungen müssen wettbewerbs- und kostenneutral umgesetzt werden, um Nachteile für die hiesigen Standorte zu vermeiden. Dazu gehört auch die Einführung von Englisch als Revier sprache.“

Im Mittelpunkt der Konferenz steht auch die Vorstellung der Eckpunkte einer „Maritimen Strategie“ der Bundesregierung. Dabei werden mehrere Vorstandsmitglieder des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf den Podien für die maritime Maschinenbau- und Elektroindustrie Stellung beziehen. Die Eckpunkte der „Maritimen Strategie“ werden die Themenfelder Schifffahrt, Schiffbau, Meerestechnik, Offshore-Windenergie, Häfen und Logistik, Klima- und Umweltschutz in der Seeschifffahrt sowie maritime Sicherheit umfassen. Der VDMA begrüßt, dass erstmals führende Wirtschaftsvertreter aus Europa auf einem internationalen Panel dabei sein werden; dies werde der Veranstaltung wichtige internationale Impulse geben. Auf europäischer Ebene erwarten Branchenexperten, dass Frankreich und Deutschland sowie Unternehmen der beiden Länder am heutigen Dienstag eine Absichtserklärung zum Abbau von Metallrohstoffen in bis zu 4000 Metern Tiefe unter zeichnen.

Zu den Kernzielen des VDMA auf der Konferenz gegenüber der Politik zählt die effektive Exportunterstützung, die Ausweisung weiterer Emission Control Areas für die Schifffahrt und die Unterstützung bei der Einführung neuer sauberer Schiffskraftstoffe wie LNG. Für die Offshore-Windenergie fordert der VDMA verlässliche Rahmenbedingungen. Wichtige Ziele sind weiterhin die Unterstützung innovationsfreudiger Unternehmen mittels steuerlicher Forschungsförderung sowie eine Strategie zur „Maritimen Produktion 2025“, die die Herausforderungen des Industrie-4.0-Prozesses aufgreift und die Umsetzung in der maritimen Wirtschaft erleichtert. Darüber hinaus soll die große Bedeutung der maritimen Zulieferindustrie im Fokus stehen. „Hier wollen wir als exportstarke, innovative und in die Zukunft gerichtete Industrie in Politik und Öffentlichkeit punkten. Große Bedeutung haben für uns die Zukunftsthemen der fortschreitenden Digitalisierung, das ‚grüne‘ Wachstum sowie die Potenziale durch Smart Shipping und Industrie 4.0“, sagt VDMA-Vorstand Martin Johannsmann, Geschäftsführer der SKF Marine GmbH in Hamburg.

Die beiden zuständigen Minister Sigmar Gabriel (SPD) für Wirtschaft und Innovation und Alexander Dobrindt (CSU) für Verkehr und Infrastruktur werden am heutigen Dienstag, dem zweiten Kongresstag, Pläne ihrer Ressorts vorstellen. FBi

Über 380.000 Jobs und 50 Milliarden euro Umsatz

Die maritime Industrie ist mit mehr als 380.000 Arbeitsplätzen und einen Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Viele große Zulieferer der Schiffbaubranche, von Siemens bis MAN, arbeiten in Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen. Zudem ist das Industrie- und Exportland Deutschland auf den Seetransport angewiesen. Rund 95 Prozent der Warenströme zwischen den Kontinenten werden mit Schiffen abgewickelt, auch 60 Prozent der deutschen Exporte. Zentrale Handlungsfelder sind Schiffbau und Meerestechnik, Häfen und Logistik, Schifffahrt sowie Klima- und Umweltschutz im Seeverkehr, Offshore-Windenergie und maritime Sicherheit.

Die 9. Nationale Maritime Konferenz führt maritime Verbände, Institutionen, Unternehmen und Politiker aus Bund und Ländern zusammen. An dem Treffen nehmen rund 800 Vertreter von Häfen und Reedereien, Werften und Schiffsmaklern, Zulieferunternehmen, Gewerkschaften, Hochschulen und Parteien teil. Ins Leben gerufen wurde die Konferenz vom früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

FBi/lni

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