„Pamir“-Untergang jährt sich zum 60. Mal

Als die Viermastbark „Peking“ vor wenigen Wochen per Spezialtransport von New York nach Deutschland kam, wurde damit auch noch einmal an die große Zeit der „Flying-P-Liner“ erinnert.

Einer dieser legendären Frachtsegler war die „Pamir“. Für die Hamburger Reederei F. Laiesz im Jahr 1905 gebaut, war sie zugleich ein Schwesterschiff der „Peking“, die voraussichtlich bis 2020 bei der Peters-Werft in Wewelsfleth grundsaniert wird.

Die ebenfalls bei Blohm + Voss in Hamburg gebaute „Pamir“ ist in der jüngeren deutschen Schifffahrtsgeschichte mit einem großen Unglück verbunden. Auf den Tag genau vor 60 Jahren ging die stolze Viermastbark auf dem Atlantik unter und riss über 80 Besatzungsangehörige, darunter mehrheitlich junge Matrosen und Kadetten, in die Tiefe. Nur sechs Seeleute überlebten das Unglück, das damals ganz Deutschland zutiefst erschütterte.

Ein zerborstenes Rettungsboot ist alles, was von der einst stolzen „Pamir“ übrig geblieben ist. In der Lübecker Seefahrerkirche St. Jakobi erinnert es an eine der größten Katastrophen der zivilen deutschen Seefahrt.

Die „Pamir“, wie auch die insgesamt acht „Flying P-Liner“, deren Namen alle mit „P“ anfingen, transportierte zunächst Salpeter von Chile nach Europa. Dieser Naturrohstoff war damals sehr gefragt. Zunächst nur als Düngemittel für die Landwirtschaft, später dann auch als wichtiger Grundstoff für die Herstellung von Sprengstoffen. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden die großen Frachtsegler noch für die interkontinentale Getreidefahrt eingesetzt, damals bereits konkurrierend mit den dampfgetriebenen Frachtern.

Die „Pamir“ überstand den Zweiten Weltkrieg, der ansonsten große Teile der deutschen Handelsflotte vernichtete. Das, was den Weltbrand überstanden hatte, musste Deutschland zum überwiegenden Teil an die Siegermächte als Reparation abtreten. Die Wiederaufnahme einer Handelsschifffahrt wurde dem geteilten Deutschland nur unter strengsten Auflagen schrittweise gestattet. Zunächst gab es Überlegungen, die einstigen Flying-P-Liner abzuwracken. Das galt auch für die „Pamir“ und die „Passat“, die heute in Travemünde als Museumsschiff erhalten ist.

Doch es kam anders. Von einer aus 40 deutschen Reedereien gebildeten Stiftung wurden die beiden genannten Schiffe übernommen und als frachttragende Segelschulschiffe eingesetzt.

Am 21. September 1957 war die „Pamir“ mit einer Ladung Gerste auf der Rückreise von Buenos Aires nach Hamburg, als sie südwestlich der Azoren völlig unvorbereitet in den Hurrikan „Carrie“ geriet und schließlich sank.

Als Unglücksursache stellte das Seeamt im Januar 1958 eine Kombination aus mehreren Fehlern fest. Danach hatte die „Pamir“ zu viele Segel gesetzt. Zudem verrutschte durch den Sturm die Ladung. Die statt mit Wasser tatsächlich jedoch mit Gerste gefüllten Ballasttanks machten das Schiff instabil. Es drang zudem Wasser durch die Aufbauten ins Schiffsinnere. Eine ganze Reihe von Fragen blieb jedoch offen, unter anderem die, warum die Besatzung von dem Hurrikan überrascht wurde, obwohl es nachweislich Dutzende Wetterwarnungen gegeben hatte.

Der Untergang der „Pamir“ war zugleich das Ende der Frachtsegler. Nachdem auch die „Passat“ Ende 1957 nur mit knapper Not einer Kenterung im Sturm entging, wurde sie außer Dienst gestellt, 1959 an die Hansestadt Lübeck verkauft. Sie liegt heute im Priwall in Travemünde als bekanntes Museumsschiff. EHA/FBi/em

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