„Peter Wessels“ führt ESB in neue Leistungsklasse

Kraftprotz: die neue „Peter Wessels“ noch auf dem „Trockenen“ bei der Werft in Holland. Am Freitag wird der Schlepperneubau in Emden erwartet, Foto: ESB
Ein großer Tag in einer besonderen Zeit: Deutschlands westlichster Seehafen bekommt einen leistungsstarken Zuwachs.
Das Traditionsunternehmen ESB (Emder Schlepp-Betrieb GmbH) wird am Freitagvormittag den jüngsten Neubau im Rahmen eines Corona-bedingt nur auf Sparflamme zelebrierten Übergabezeremoniells in Empfang nehmen und damit in Dienst stellen: den Assistenz- und Bergungsschlepper „Peter Wessels“ (IMO 9769867). Um seine verschiedenen „Jobs“ zu erledigen hatte das Unternehmen auch den Schlepper „Bugsier 21“ (IMO 9214989) eingechartert. Das 2000 gebaute, Antigua Barbuda-Flagge führende Fahrzeug weist einen Pfahlzug von 54,5 Tonnen auf.
Das neue Spezialschiff wurde in den Niederlanden bei der Damen Shipyards-Group in Gorinchem gebaut. Das Unternehmen hat sich inzwischen zu einem der weltweit führenden Werften für die Konstruktion und den Bau von Schleppern unterschiedlicher Leistungsklassen entwickelt. Zum Markterfolg tragen dabei mehrere Faktoren bei: So lässt das Unternehmen seit Jahren „auf Vorrat“ die Kaskos für die besonders marktgängigen Baumuster in Fernost vorfertigen. Sie werden in bestimmten Intervallen zu einem „Paket“ geschnürt und mit einem Schwergutschiff von Asien nach Europa transportiert und zwischengeparkt. Damen hat sich einen Namen darin gemacht, die Schlepper kurzfristig nach den exakten Kundenvorgaben zu konfigurieren und auch schnell zu bauen. Ein wichtiger Fertigungsstandort ist dabei der Betrieb in Rumänien, während in den Niederlanden die Endausrüstung, Werftprobefahrten und schließlich die Übergabe organisiert werden. So kann das Schiffbauunternehmen auch vergleichsweise preiswert liefern. Allein von dem Typ „ASD 2810“ wurden nach Einschätzung von Marktbeobachtern bislang mehr als 150 Einheiten für Kunden rund um den Globus gebaut.
Zu den Erfolgsmustern aus dem Damen-Bauprogramm gehört nunmehr auch die neue „Peter Wessels“. Für ESB bedeutet der Schlepper einen richtigen Leistungssprung. Denn mit einem Pfahlzug von rund 63 Tonnen wird der Neubau der mit Abstand stärkste Schlepper der ESB-Flotte sein, die aktuell fünf Einheiten umfasst, den Neubau bereits mit einbezogen. Der bislang stärkste Schlepper ist die 1976 gebaute, rund 30 Meter lange, unter deutscher Flagge fahrende „Friedrich Wessels“ (IMO 7525205). Sie kommt auf einen Pfahlzug von 34,2 Tonnen.
Der Name, den der Schiffsneubau führt, ist ein Stück Firmentradition, die sich bis ins Jahr 1859 zurückverfolgen lässt. Das Unternehmen ESB selbst wurde dabei 1994 gegründet. Mit dem neuen Schlepper wurde der Name „Peter Wessels“ damit zum fünften Mal in dieser langen Familienlinie vergeben. Zu diesem Quintett gehören dabei drei Schlepper – einschließlich des Neubaus aus den Niederlanden. Die beiden anderen Schiffe waren ein Kümo und ein Heringslogger.
Die Finanzierung des Neubaus erfolgte nach THB-Informationen über einen neuen Weg. Angaben zum Baupreis macht das Familienunternehmen mit seinen rund 40 Mitarbeitern nicht. Die neue „Peter Wessels“ weist eine Konstruktionslänge von gut 28 Metern auf bei einer Breite von rund 10 Metern. Der Tiefgang liegt bei 4,50 Metern. De Hauptantrieb beruht auf MTU-Motoren. Die Motorenpower wird auf zwei Azipods übertragen.
Der Schlepperneubau, der für eine Stammbesatzung von bis zu sieben Mann ausgelegt ist, wird fortan im Emder Außenhafen seinen Stammliegeplatz haben. EHA