Portugal sichert deutsche Tonnagesteuer

Der Abverkauf aus der Handelsflotte deutscher Reedereien hat sich 2017 ungebremst fortgesetzt. Die Zahl der Einheiten unter deutscher Flagge blieb dagegen relativ konstant.

Nach Berechnungen des THB auf Basis von Zahlen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) umfasste die Gesamtflotte deutscher Reeder zum 31. Dezember 2017 noch 2343 Schiffe. Das sind rund elf Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Zahl der Schiffe unter deutscher Flagge ging 2017 um 1,2 Prozent auf 325 Einheiten zurück. Im internationalen Schiffsregister ISR waren Ende Dezember noch 183 Schiffe unter deutscher Flagge gelistet. Das sind immerhin drei Einheiten mehr als ein Jahr zuvor. Unter diesen 183 Schiffen befinden sich nach THB-Informationen rund 100 Containerfrachter und 50 General-Cargo-Schiffe beziehungsweise Stückgutfrachter. Andere Schiffstypen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Erwartet wird allerdings ein weiterer Rückgang für die deutsche Flagge, wenn die bisher teilweise deutsch geflaggte Flotte von Hamburg Süd in den Maersk-Konzern integriert wird.

Nach Ansicht des Reederverbands VDR ist die rückläufige Ausflaggung darauf zurückzuführen, dass die 2015 verabschiedeten zusätzlichen Fördermaßnahmen – 100 Prozent Lohnsteuereinbehalt und gelockerte Schiffsbesetzungsverordnung – jetzt offenbar Wirkung zeigen. In VDR-kritischen Fachkreisen wird hingegen die Vermutung geäußert, dass jetzt ein „Kernbestand“ der Flotte unter deutscher Flagge erreicht ist. Zum Beispiel seien die Reedereien Hapag-Lloyd und Braren schon immer der deutschen Flagge treu geblieben – unabhängig von der jeweiligen Förderkulisse des Bundes. Die Quote der ausgeflaggten Schiffe sank leicht von 87,5 auf 86,1 Prozent.

Die Tonnage unter europäischen Flaggen – einschließlich Deutschlands – wuchs erneut, und zwar auf 45,6 Prozent. Das sind drei Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Diese Zahl ist maßgeblich dafür, dass Deutschland gemäß den EU-Beihilferichtlinien auch weiterhin flächendeckend den Reedern den Tonnagesteuervorteil gewähren darf.

Unter den großen europäischen Ausflaggungs-Zielländern legte nur Portugal deutlich zu – mit plus zwölf Prozent. Der seit dem Brexit-Referendum zu beobachtende Abwärtstrend von Gibraltar setzte sich fort. Ende 2017 waren dort nur noch 60 deutsch bereederte Schiffe registriert – knapp ein Viertel weniger als ein Jahr zuvor. Auch Malta musste deutliche Einbußen hinnehmen, Zypern verzeichnete eine Stagnation. Luxemburg, der einstmalige Shooting Star unter den EU-Flaggen, verlor erneut deutlich und hat jetzt nur noch 23 deutsche Schiffe im Register. Ende 2016 waren es noch 30.

„Das Verkehrsministerium und der VDR müssten Portugal eigentlich zu persönlichem Dank verpflichtet sein“, war aus Branchenkreisen mit Blick auf die EU-Flaggenquote zu hören. „Gäbe es Portugal nicht, hätte Deutschland ein echtes Problem, die Tonnagesteuer weiter zu rechtfertigen.“

Unter den nichteuropäischen Ausflaggungs-Zielländern gab es vor allem für zwei Länder deutliche Rückgänge bei der Anzahl von Schiffen deutscher Reeder: Liberia mit minus 18 Prozent und Antigua & Barbuda mit minus 14 Prozent.

Der THB hatte für das vergangene Jahr 300 Verkäufe gemeldet (thb.info 5. Januar 2018), darunter 173 Containerschiffe, 58 Bulker und 44 Mehrzweckfrachter. Im bisherigen Rekordjahr 2016 hatten deutsche Reeder insgesamt 276 Frachter veräußert, 2015 waren es 198 Einheiten, im Jahr davor 182. Seit 2012 ist die Zahl der Verkäufe gestiegen. Die jährliche Steigerung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die finanzierenden Banken in Deutschland den Abbau der Schiffsbestände forciert haben. In den vergangenen acht Jahren sind nach Recherchen von THB und Shippress.de insgesamt 1308 Handelsschiffe veräußert worden. ROE/fab

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