Präzisionsarbeit mit 2500 Tonnen am Haken

Präzisionsarbeit im flämischen Universalhafen Zeebrugge: Am Dienstag wurde eines der beiden Tore der 1984 eingeweihten Stahlkonstruktionen der Pierre Vandamme-Schleuse im Verlauf einer mehrstündigen Aktion wieder in die entsprechende Torkammer eingehoben.

Mit der auch medial stark beachteten Aktion wurde damit ein wichtiger Meilenstein im Rahmen des Gesamtvorhabens „Technische Generalüberholung der Pierre Vandammesluis“ gesetzt. An der am Dienstag von rund 50 Experten ausgeführten Aktion war unter anderem das 1976 gebaute belgische Kranschiff „Rambiz“ (IMO 9136199) beteiligt. Der schwimmende Krangigant kam in den zurückliegenden Jahren in Nordwesteuropa bei verschiedenen, technisch aufwendigen Aktionen zum Einsatz. So wirkte das Schiff beispielsweise auch im Zusammenhang mit der Hebung der am 8. November 2018 bei Bergen nach einer Kollision mit einem Tanker zum Teil gesunkenen norwegischen Fregatte „Helge Ingstad“ mit. Im Sommer 2016 trat die „Rambiz“ auch im nautischen Zufahrtsbereich des Hafens Zeebrugge in Aktion, als es darum ging, den im Oktober 2015 nach einem Zusammenstoß mit einem Tanker gesunkenen niederländischen Mehrzweckfrachter „Flinterstar“ zu heben, damit das Schiff verschrottet werden konnte.

Die „Rambiz“ ist technisch dafür ausgelegt, Lasten von bis zu 3600 Tonnen Gesamtgewicht zu heben.

Die Pierre Vandamme-Schleuse stellt für den Hafen von Zeebrugge eine der wichtigsten Infrastruktureinrichtungen insgesamt dar. Sie stellt nämlich die Zufahrt zum sogenannten „Achterhaven“ dar, in dessen Bereich in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten verschiedene neue Terminals entstanden. Dazu gehören auch die großen Auto-Terminals, denn der belgische Tiefwasserhafen hat sich inzwischen in Europa zur mit Abstand führenden Drehscheibe für Fahrzeuge entwickelt und den langjährigen Marktführer, Bremerhaven, auf den zweiten Rang verbannt.

Das jetzt wieder seine Vorrichtung eingehobene Tor wiegt nicht nur 2500 Tonnen. Es beeindruckt auch durch seine gewaltige Größe: 66 Meter lang, elf Meter in der Tiefe und 25 Meter hoch. Das entspricht in etwa den Abmessungen eines Viertels eines Fußballfelders, haben die Zeebrugger Hafenexperten einmal spaßeshalber errechnet.

Damit das gewaltige Tor umfassend repariert und saniert werden konnte, wurde es nach dem Herausheben im Frühjahr 2018 in einem eigens dafür hergerichteten Arbeitsfeld aufgestellt.

Zu den wesentlichen Arbeiten gehörte unter anderem die Reinigung. Dazu wurden gewaltige Mengen an Rückständen, etwa Sand und Schlick sowie Muschel- und Algenbewuchs, mit Spezialtechnik beseitigt. Im Anschluss daran konnte die gesamte Tortechnik durch Experten unter die Lupe genommen und entsprechende Reparaturen ausgeführt werden.

Ein weiterer großer Aufgabenkomplex bestand darin, das gewaltige Tor mit einem nachhaltigen Korrosionsschutz und einem beständigen Farbanstrich zu versehen. Auch diese Arbeiten nahmen mehrere Monate in Beschlag. Darüber hinaus wurde im Bereich der eigentlichen Torkammer umfassend saniert und auch repariert. Denn das Tor ist wiederum integriert in eine kombinierte Straßen- und Schienentrasse. Ist die Schleuse geschlossen, dann verläuft über die Torkonstruktion eine wichtige und stark befahrene Küstenstraße sowie eine ebenfalls intensiv genutzte Straßenbahnlinie.

Der weitere Zeitplan sieht vor, dass nach dem seewärtigen Tor bis 2023 nacheinander auch das landeinwärts gelegene Tor sowie das Ersatztor technisch auf Vordermann gebracht werden.

Indes bekommt der Hafen von Zeebrugge eine weitere Schleuse, die die nautische Zufahrt zum Achterhaven sicherstellen soll. Zudem wird sie auch so etwas wie eine Redundanz darstellen. EHA

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