Reederessen: VDKS reagiert auf Dobrindts Ankündigungen

Die Bundesregierung hat ein essentielles Interesse an einer starken, vor allem international wettbewerbsfähigen Schifffahrt.

Das unterstrich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vergangene Woche auf dem traditionellen Reederessen des Verband Deutscher Reeder (VDR). „Wir wollen die deutsche Flagge unbedingt wettbewerbsfähig erhalten“, sagte Dobrindt, der von einem Termin in Brüssel direkt nach Hamburg gereist war. Das Reederessen fand dabei – wie in den Vorjahren – in den Räumlichkeiten der Handelskammer Hamburg mit mehr als 460 Gästen aus dem In- und Ausland statt. Dobrindt überraschte zahlreiche Teilnehmer des Abends mit Aussagen zu zwei zentralen Forderungen des VDR.

Zum einen betrifft es eine Anpassung der deutschen Schiffsbesetzungsordnung (SBO), wonach künftig auf deutschen Schiffen nicht mehr vier Bord-Positionen mit EU-Staatsangehörigen, sondern nur noch zwei erforderlich sind. Außerdem wird es wichtige Anpassungen beim Schiffsmechaniker geben, der in dieser Form weltweit nur in Deutschland in einem besonderen Ausbildungsbesberuf (Dauer: drei Jahre, Abschluss: Facharbeiter) angeboten wird. Der VDR verweist darauf, dass der Schiffsmechaniker nirgendwo anders auf der Welt als Berufsbild bestehe und für eine entsprechende Kostenbelastung von deutschen Reedern sorgt.

Dobrindt verwies darauf, dass die aktuelle Entscheidung auch das Ergebnis eines intensiven Austauschs mit dem VDR gewesen sei. Er ging auch auf verschiedene Verkehrsthemen des Nordens ein, vom NOK bis hin zur Fahrrinnenanpassung der Weser sowie der Elbe. Hamburg bestätigte er, „dass das Geld für die Elbvertiefung“ in seinem Ministerium „zur Verfügung steht“.

Mit „großer Enttäuschung“ bewertet indes der Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS) e.V. die Ankündigungen von Minister Dobrindt zur SBO und dem Schiffsmechaniker. VDKS-Geschäftsführer Wilhelm Mertens gegenüber dem THB: „Die Aussagen des Ministers haben mich nicht nur überrascht. Ich kann diese Entscheidung zudem überhaupt nicht nachvollziehen. Sollte es tatsächlich so umgesetzt werden, wie in Hamburg angekündigt, dann werden damit alle Anstrengungen der zurückliegenden Jahre, das für unsere Volkswirtschaft so wichtige maritime Know-how zu erhalten, gewissermaßen mit einem Federstrich zunichte gemacht.“

Mertens verweist darauf, dass der VDKS – und alle im Maritimen Bündnis vereinten Einrichtungen – in den vergangenen Jahren die wesentlichen, aus dem Kreis der deutschen Reeder erhobenen Forderungen zum Erhalt und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Schifffahrtsstandortes Deutschland mitgetragen habe. Beispielhaft nannte Mertens den 100-prozentigen Lohnsteuerbeibehalt oder die Beiträge zur nationalen Schifffahrtsförderung. Doch der angekündigte Eingriff in die SBO sowie die Neuausrichtung der Schiffsmechaniker-Verwendung gehen für den VDKS „eindeutig zu weit“.

Mertens: „Es ist absehbar, dass es damit zum Beispiel für deutschen Offiziersnachwuchs keine Perspektiven mehr gibt. Und der qualifizierte Schiffsmechaniker stirbt damit als Lehrberuf ebenfalls aus.“ EHA

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