Rostock: Hafen und Industrie bilden starke Gemeinschaft

Die mit langem Atem betriebene Werbung um Industrieunternehmen für eine Ansiedlung direkt im Überseehafen Rostock oder seinem direkten Umfeld zeigt auf vielfältige Art und Weise Wirkung: Bei der direkten und indirekten Beschäftigung, aber auch bei der Wertschöpfung.

Das ist ein Ergebnis, das sich aus der am Montag in der Hafen- und Hansestadt an der Warnow vorgelegten neuen Hafenstudie ablesen lässt. Sie stellt eine wertvolle Ergänzung zu bereits publizierten Vorgängeruntersuchungen zur wirtschaftlichen Bedeutung des maritimen Clusters in dem Ostseehafen aus dem Zeitraum 1994 bis 2013 dar.

Erstellt wurde die aktuelle Studie durch die Gutachter-Unternehmen Ramböll Deutschland aus Rostock, das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) aus Bremen sowie ETR (Economic Trends Research) aus Hamburg. Auftraggeber der umfangreichen Untersuchung ist die Rostock Port GmbH. Um das benötigte Datenmaterial zu erheben, wurden mehr als 500 Hafenbetriebe, aber auch Behörden sowie von der Rostocker Hafenwirtschaft abhängige Unternehmen befragt, und zwar allesamt in diesem Jahr. Erhoben und analysiert wurden zudem Daten aus dem Jahr 2019 und, um eine noch zeitgenauere Einschätzung vornehmen zu können, auch noch aus dem Corona-Pandemie-geprägten Herbst 2020.

Was den maritimen Cluster betrifft, wurden im Einzelnen Firmen und Einrichtungen aus dem Überseehafen, dem Rostocker Fracht- und Fischereihafen (RFH), aber auch den Werkshäfen des Düngemittelherstellers Yara sowie des Recyclingunternehmens Alba Nord. Ebenfalls berücksichtigt wurde der Kreuzfahrthafen Warnemünde, der bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 auf Erfolgskurs lag.

Der Studie zufolge leiten sich derzeit knapp 11.000 direkte Arbeitsplätze von Rostocks Hafenwirtschaft ab. Die Mehrzahl dieser Beschäftigungsverhältnisse entfallen dabei auf das verarbeitende Gewerbe sowie den Verkehrs- und Lagereibetrieben. Allein auf das Gebiet des den maritimen Clusters nachhaltig prägenden Überseehafens entfallen rund 5800 Jobs.

Etwa weitere 9000 Arbeitsplätze sind indirekt von der Hafenwirtschaft abhängig beziehungsweise von ihr abgeleitet. Diese indirekten Beschäftigungseffekte ergeben sich der Studie zufolge aus Arbeitsplätzen, die von Hafenwirtschaft abhängen. Dazu gehören im Besonderen Transportunternehmen und Baubetriebe. Doch auch Konsumausgaben der in der Hafenwirtschaft beschäftigten Mitarbeiter und Ausgaben der Fähr- und Kreuzfahrtpassagiere des Rostocker Hafens im Einzelhandel und in der Gastronomie leiten die Schaffung von entsprechenden Arbeitsplätzen ab. Es gehört dabei auch zu den Erkenntnissen der Studie, dass gerade die Corona-Pandemie zu entsprechenden Negativ-Impulsen auf Einzelhandel oder Gas-tronomie geführt haben, weil im Besonderen die Kreuz- und Fährpassagierschifffahrt einen starken Aderlass hatten.

Auch das macht den Wert der neuen Studie aus: Erstmals wurde nämlich untersucht, wie stark die überregionale Strahlkraft des Rostocker Hafens ist. Demnach sind rund 6100 Arbeitsplätze bundesweit im Transportwesen vom Erfolg des Universalhafens an der Warnow abhängig. Hinzu kommt eine gesicherte Beschäftigung von 56.900 Jobs in der hafenabhängigen Industrie im Bundesgebiet als Ergebnis der über den Hafen Rostock exportierten Güter beziehungsweise der durch den Hafen generierten Dienstleistungen.

Eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte schreibt Rostock mit seinen verschiedenen Industrieansiedlungen, etwa dem Paradepferd Liebherr oder auch der Firma EEW Special Pipe Construction (EEW), die weltweit ein wichtiger Systempartner der Offshore- Windkraft-Branche ist. „Gerade mit Blick auf die von der öffentlichen Hand betriebene langfristige Flächenvorsorge und den Flächenbedarf für weitere hafenaffine Industrie- und Logistikansiedlungen unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit für eine vorausschauende Hafenentwicklung“, betont Jens A. Scharner, Mitglied der Geschäftsführung bei Rostock Port.

Nach Bewertung der Landesregierung in Schwerin zeigt die Studie eindrucksvoll, „dass sich die Investitionen der letzten Jahrzehnte von Stadt und Land in die Infrastruktur des Rostocker Hafens mehr als gelohnt haben“, hebt Christian Pegel, Landesminister (SPD) für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung, hervor. Unterm Strich summierten sich die durch den Hafen ausgelösten Steuerzahlungen „auf mindestens 366 Millionen Euro“. 55 Millionen davon entfielen allein auf die kommunale Ebene. Pegel weiter: „Diese Zahlen zeigen erneut: Die Rostocker Häfen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unser Bundesland.“

Damit der Hafen nach der deutschen Wiedervereinigung (1990) und den bis in die späten 1990er-Jahre verbundenen Einschnitten und Umstrukturierungen wieder Oberwasser gewinnen konnte, flossen erhebliche Fördermittel in den Hafen. Das waren seit 1990 etwa 355 Millionen Euro an öffentlichen Zuwendungen für eine Vielzahl von Einzelvorhaben. Dazu gehörten unter anderem der Neu- und Ausbau von Liegeplätzen, die Erschließung maritimer Gewerbegebiete für Industrie- und Logistikansiedlungen sowie die straßen- und schienenseitige Anbindung von Liegeplätzen an das überörtliche Verkehrsnetz. Für Verkehrsminister Pegel trug alles gemeinsam zu der „tollen Entwicklung“ des heute größten deutschen Ostseehafens bei.

Auch wenn Rostock – wie im Übrigen die globale Seehafenverkehrswirtschaft als Ganzes – die Folgen von Covid-19 auf vielfältige Art und Weise spürt, ist Rostock-Port-Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch davon überzeugt, dass auch der Warnow-Hafen wieder zur Normalität zurückfindet. Die Seehafenverkehrswirtschaft am Standort erlebe er jedenfalls „als robust und relativ krisensicher“. Die in den unterschiedlichen Bereichen des Häfen-Clusters Rostock verankerten Industrieunternehmen bewegten sich nach seiner Einschätzung „weiterhin auf einem hohen, stabilen Niveau, was Beschäftigung und Umsatz anbelangt“.

Auch wenn gerade die indirekte Beschäftigung aufgrund der Negativ-Ausschläge in der Passagier- und Kreuzschifffahrt in den zurückliegenden Monaten Stellen verlor, werde sich das ab dem Zeitpunkt ändern, „sobald ein sicheres grenzüberschreitendes Reisen wieder möglich sein wird“, so Tesch. EHA

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