Rostock hat jetzt einen „kleinen Kölner Dom“

Neuer Orientierungspunkt für den Hafen Rostock: der Liebherr Schwerlastkran – schon von See her erkennbar, Foto: Schwandt

Symbolische Auslöser (v. l.): Pegel, Wohlfahrt, Rüf und Glawe, Foto: Schwandt
Was verbindet Köln und Rostock miteinander? Die Antwort: Beide Städte – auch Köln ist eine Hansestadt – haben einen Dom. Die Rheinmetropole in Gestalt des weltbekannt „Kölner Doms“. Rostock in Form eines gewaltigen Schwerlastkranes, der zu den weltweit größten seiner Art gehört.
Doch das unterscheidet die beiden „Dom“-Städte dann wieder: Während am Stein-Dom über 632 Jahre gebaut wurde, entstand der Rostocker „Kran-Dom“ innerhalb von nur zwei Jahren: von der ersten Ideenskizze hin zum einsatzklaren Großgerät, das zu einer neuen Landmarke in Deutschlands umschlagstärksten Ostseehafen aufrücken wird.
Am Freitag vergangener Woche wurde der Schwerlastkran mit der Typenbezeichnung TCC 78000 im Rahmen eines kleinen Festaktes mit rund 70 Gästen aus dem Konzern, der Wirtschaft und Verwaltung sowie der Politik seiner Bestimmung übergeben, ging der „erste Hub“ einwandfrei über die Bühne.
Und was den Dom-Vergleich betrifft, dazu diese Fakten: Wenn Rostocks Großkran seinen Auslieger maximal in die Höhe stellt, erreicht er 164 Meter über dem Erdboden. Der echte Kölner Dom kommt hingegen „nur“ auf eine Höhe von 157 Metern.
Dieser „Dom“-Vergleich wurde am Einweihungstag jedenfalls wiederholt herangezogen, denn Ehrengäste waren alle schwer beeindruckt von diesem Vorzeigebauwerk und im Wortsinne „Leistungsträger“. Tatsächlich kann der schienengeführt Portalkran, der rund 45 Millionen Euro kostete, bis zu 1600 Tonnen Last sicher aufnehmen und bewegen. Auch sie trugen zum Gelingen bei: Rostock Port investierte 7,5 Millionen Euro in die Kaierneuerung, das Land förderte den Ausbau der Schienen- und Hafeninfrastruktur mit weiteren 6,2 Millionen Euro.
Einer, der ebenfalls sehr beeindruckt war, war Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU). Er bezeichnete den „Kran der Superlative“ symbolisch als „höchsten Leuchtturm in der Region“. Mit seiner Leistungsklasse werde der Kran auch dazu beitragen, den Standort Rostocker Überseehafen etwa im Gütersegment Schwergut und Projektladung auf nationaler und auf internationaler Ebene noch interessanter zu machen. Damit, so ist Minister Glawe überzeugt, eröffne der Schwerlastkran auch die Chance auf die Ansiedlung von weiteren Industrieunternehmen, die ihre Produkte von Rostock in alle Welt verschiffen können.
Für Isolde Liebherr, Vize- Präsidentin des Verwaltungsrates der Liebherr-International AG, ist die Millioneninvestition in den Megakran indes ein „weiterer Meilenstein“ in der Entwicklung des Liebherr-Standortes in Rostock. Sie stellte in ihrer Rede unter anderem fest: „Es war eine richtige Entscheidung, vor über 15 Jahren mit der Produktion maritimer Krane an die Küste zu gehen.“ Zur Verdeutlichung: Liebherr beschäftigt in Rostock inzwischen 1600 Mitarbeiter.
Isolde Liebherr ließ es sich am Freitag auch nicht nehmen, gemeinsam mit ihrem Bruder Willi Liebherr, Präsident des Verwaltungsrates, und den beiden ebenfalls im Verwaltungsrat vertretenen Töchtern Patricia Rüf und Stefanie Wohlfahrt den bisher größten in dem Familienunternehmen gefertigten Hafenkran persönlich der Bestimmung zu übergeben. Ganz nebenbei fiel auch dieser Hinweis: Die Sparte „Maritime Krane“ trug 2018 zu rund zehn Prozent zum gesamten Konzernumsatz von zehn Milliarden Euro bei.
Zu welch enormen Hubleistung das insgesamt 5500 Tonnen wiegende Schwergewicht fähig ist, davon konnten sich die Gäste einen Eindruck verschaffen: Denn nach dem offiziellen Startsignal, ausgelöst über einen gemeinsamen, symbolischen Knopfdruck, durch Patricia Rüf (Unternehmensbereich Maritime Krane), Stefanie Wohlfahrt, (Bereich Turmdrehkrane) und Wirtschaftsminister Harry Glawe sowie Landesinfrastrukturminister Christian Pegel (SPD), legte der Kran los. An seinem Haken hingen rund 250 Tonnen Last, genau gesagt eine Baukomponente für einen neuen Offshore-Kran des Typs „RL-K 4200“. Er wird auf dem neuen Offshore-Spezialschiff „Orion“, das die Reederei DEME derzeit in China bauen lässt, installiert werden, und zwar gemeinsam mit einem weiteren der gleichen Leistungsklassesowie dem neu entwickelten Hauptkran vom Typ HLC 295000. Dieser soll sogar Lasten von bis zu 5000 Tonnen sicher aufnehmen und bewegen können. Das Spezialschiff wird indes im Herbst in Rostock erwartet. Dann werden die verschiedenen Krane installiert, mit tatkräftiger Mitwirkung des neuen Schwerlastportalkrans auf Pier III, Rostocks neuem „Hafen-Dom“. EHA/schw